Ist es nur ein Traum oder hat er den Verstand verloren? Als George (Paapa Essiedu) eines Tages aufwacht, ist das nicht der Tag, den er erwartete. Stattdessen erlebt er einen Tag erneut, der bereits mehrere Monate zurückliegt. Das ist einerseits praktisch, weil er genau vorhersagen kann, was passieren. Es bedeutet aber auch, dass alles, was er in der Zwischenzeit erreicht hat, fort ist, weil es noch gar nicht passieren konnte. Vor allem aber macht ihm zu schaffen, dass außer ihm niemand dieses Phänomen erlebt, nicht einmal seine Frau Sarah (Charly Clive). Zumindest dachte er das. Doch dann trifft er Archie (Anjli Mohindra), die Teil des Lazarus-Projekts ist, bei dem immer wieder die Zeit zurückgedreht werden kann. Und George gehört zu den wenigsten Auserwählten, die sich anschließend an künftige Ereignisse erinnern können …
Zeitschleife und Zeitreise in einem
Das Spiel mit den Zeiten ist eines, das gerade im Science-Fiction-Genre äußerst beliebt ist. Die Zahl an Filmen und Serien, bei denen das Konzept der Chronologie aufgehoben wurde oder es zu Anomalien kommt, ist enorm. Dabei sind es zwei große Grundrichtungen, die es in diesem Bereich gibt. Die einen erzählen von der klassischen Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, sei es in die Vergangenheit oder die Zukunft. Zurück in die Zukunft ist ein Paradebeispiel, zuletzt erschienen beispielsweise Paper Girls und No Way Back – Tödliche Vergangenheit. Bei der anderen Ausprägung bleibt die Zeit hingegen stehen und die Figuren sind gezwungen, denselben Tag oder dieselbe Zeitspanne wieder und wieder zu erleben. Und täglich grüßt das Murmeltier ist die Blaupause, an der sich auch aktuellere Filme wie Palm Springs und Boss Level orientieren.
Beide Richtungen wurden bislang so oft verfolgt, dass man eigentlich meinen könnte, man habe inzwischen alles schon einmal gesehen. Die Sky-Serie The Lazarus Project belehrt einen eines Besseren, indem sie etwas ganz Verblüffendes tut: Sie kombiniert beides, ist also Zeitreise und Zeitschleife in einem. So treffen wir hier Menschen, die immer wieder bewusst die Zeit zurückdrehen, um irgendwelche Unglücke zu verhindern. Einige wenige Menschen, die über ein spezielles Gen verfügen, merken jedoch, dass die Zeit zurückgedreht wurde und können sich an das erinnern, was geschehen war und nun ungeschehen gemacht wurde. So richtig erklärt wird das nicht, man versteckt sich da hinter einer doch recht nebulösen Begründung. Überhaupt sollte man nicht unbedingt erwarten, dass die britische Produktion viel Sinn ergibt. Aber das tun solche Geschichten grundsätzlich selten.
Zwischen Spannung und Nachdenklichkeit
Sie ist auch nicht so schrecklich originell. Sieht man einmal von der besagten ungewohnten Kombination ab, hält sich The Lazarus Project schon ziemlich das Bewährte. Manche werden beispielsweise an die Serie 11.22.63 denken, bei der ebenfalls eine Reise in die Vergangenheit ansteht, um eine Katastrophe zu verhindern – dort war es die Ermordung von Kennedy. Hier ist es eine nukleare Katastrophe, die zum Wohle der Menschheit aufgehalten werden soll, weshalb eine Reihe solcher Rückkehrerfahrungen gibt. Während dieser Kampf die durchgehende Geschichte der acht Folgen darstellt, werden zwischendurch auch andere Themen ausgepackt. Da geht es beispielsweise um moralische Fragen und auch die Abwägung zwischen persönlichen Interessen und einer gesellschaftlichen Aufgabe. Denn obwohl George in The Lazarus Project sich dem Projekt anschließt, so verfolgt er doch währenddessen rein private Ziele.
Das hätte leicht ein wenig verkopft enden können, solche Grundsatzüberlegungen gewinnen zuweilen ein Eigenleben und ignorieren dabei die Zuschauer und Zuschauerinnen da draußen. Hier ist das nicht der Fall. Der Fokus liegt schon auf der Unterhaltung des Publikums. Bei The Lazarus Project soll es richtig zur Sache gehen, inklusive Actionsequenzen. Die Serie hält dabei kompetent die Balance aus Spannungserzeugung und stärker figurenbasierten Passagen, bei denen das Tempo rausgenommen wird. Die Mischung stimmt dabei, die rund 45 Minuten langen Episoden lassen kaum Platz für Langeweile. Wer sich nicht daran stört, dass die Geschichte mal unsinnig, mal ein bisschen abgekupfert ist, der kann hiermit schon Spaß haben.
OT: „The Lazarus Project“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Marco Kreuzpaintner, Laura Scrivano, Akaash Meeda
Drehbuch: Joe Barton
Idee: Joe Barton
Musik: Ben Lukas Boysen
Kamera: Philipp Haberlandt, Josep M. Civit, Árni Filippusson, Richard Stoddard
Besetzung: Paapa Essiedu, Anjli Mohindra, Rudi Dharmalingam, Charly Clive, Caroline Quentin, Tom Burke, Brian Gleeson, Vinette Robinson, Alec Utgoff
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