Nach dem Tod seiner Frau lebt der Witwer Dan Chase (Jeff Bridges) alleine mit seinen beiden Hunden in dem Haus, in dem er und seine Frau eigentlich gemeinsam ihren Lebensabend verbringen wollten. Zu seiner Tochter hat er nur noch sporadisch kontaktiert, ist das Verhältnis doch eher kühl und distanziert, denn sie nimmt es dem ehemaligen CIA-Agenten nach wie vor übel, dass er während ihrer Kindheit und Jugend auf Einsätzen im Ausland war. Als er eines Tages auf einen fremden Mann aufmerksam wird und einen Agenten vermutet, tut er dies zunächst als reine Paranoia ab. Doch als er am selben Abend in seiner Wohnung attackiert wird und er sich nur um ein Haar retten kann, sieht er ein, dass sein alter Arbeitgeber ihn aus unerfindlichen Gründen auf die Abschussliste gesetzt hat.
Parallel wird Harold Harper (John Lithgow), stellvertretender Direktor des FBI im Bereich Gegenspionage, vom CIA kontaktiert. Als einstige Kontaktperson Chases soll er bei der Suche nach dem ehemaligen Agenten behilflich sein, was Harper nur widerwillig tut, will er seinem alten Freund doch lieber die Möglichkeit geben, sich in Sicherheit zu bringen, und auf ewig vom Radar der Geheimdienste zu verschwinden. Jedoch handelt es sich bei der Jagd nach Chase keinesfalls um einen normalen Einsatz.
Die Kämpfe eines alten Mannes
Bereits 2019 wurde die Serienadaption des Romans The Old Man von Thomas Perry angekündigt, einer Mischung aus Action und Thriller, bei dem viele Rezensenten gar Schauspieler Liam Neeson in der Hauptrolle sahen, erinnerte diese doch an seine Auftritte in den 96 Hours-Filmen. Dann kam es aber ganz anders und Jeff Bridges wurde als Dan Chase besetzt, eine Rolle, die er in vielen Interviews gar als eine Art Jungbrunnen ansah, besonders nach seiner Krebserkrankung, wegen der sich der Drehplan der Serie ändern musste. Besonders die Kampfszenen sind ihm gut im Gedächtnis geblieben, wie auch viele andere Momente der Serie.
Wenn man sich die Prämisse von The Old Man genau durchliest, kann man sich durchaus schon denken, warum die Parallele zu Filmen wie 96 Hours für viel Kritiker und wahrscheinlich auch Zuschauer auf der Hand liegt. Zwar ist der Auslöser der Handlung keine Entführung, doch eine ebenso große Gefahr für die eigene Familie, welche den ansonsten eher einsiedlerisch lebenden Chase aus der Versenkung bringt und ihn sich an seine Talente als Geheimagent erinnern lässt. Dabei verbindet ein gestandener Darsteller wie Bridges das Charisma, was viele seiner Rollen ausmacht, mit einer großen Physis, was besonders in den bereits angesprochenen Kampfszenen zum besten kommt, bei denen es keinesfalls so ist, dass Chase von 0 auf 100 ist, sondern sich erst nach und nach wieder seiner alten Form annähert und ihm zudem das Alter sehr zu schaffen macht. Schon in der Pilotfolge sieht man ihn in einem langen Kampf, der ihm alles abverlangt und dessen körperlichen Folgen er noch lange Zeit mit sich tragen wird.
Die Regeln des neuen Spiels
Anders jedoch als die bereits erwähnten Vorbilder der Handlung, ist die Balance zwischen Drama und Action wesentlich gelungener. Neben Bridges sorgen hierfür Darsteller wie Amy Brenneman und vor allem John Lithgow, der als Jäger wider Willen ebenso mit einer dunklen Vergangenheit zu kämpfen hat wie sein alter Freund. Auch wenn die Szenen der beiden zunächst auf Distanz stattfinden, scheint es so, als wären sie im gleichen Raum und spielen mit einer Intensität diese zwei Figuren, die eigentlich dachten, mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben, dies jedoch nicht der Fall ist. Ebenso ist dies der Fall für die Szenen zwischen Bridges und Brenneman, deren Figur ebenso mit ihren Dämonen zu kämpfen hat und unfreiwillig Teil jener Jagd wird, die man auf Chase macht.
Bei all dem Lob für die Serie, die durchaus mehr zu bieten hat, als es zunächst den Anschein macht, bleibt dennoch zu sagen, dass hier keinesfalls das Rad neu erfunden wird und man sich, besonders als Genrefan, mehr als einmal in bekannten Klischees und Stereotypen dieser Art von Geschichten wiederfindet.
OT: „The Old Man“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Jon Watts, Greg Yaitanes, Zetna Fuentes
Drehbuch: Jonathan E. Steinberg, Robert Levine
Vorlage: Thomas Perry
Musik: T. Bone Burnett
Kamera: Jules O’Loughlin, Armando Salas, Sean Porter
Besetzung: Jeff Bridges, John Lithgow, Amy Brenneman, Alia Shawkat, Gbenga Akinnagbe
Wer mehr über die Arbeit an The Old Man erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, Hauptdarsteller John Lithgow zum Sendestart der Thrillerserie im Interview zu sprechen.
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)