Den angekündigten Meteoritenschauer wollen sich die drei Freundinnen Deidre (Lucy Martin), Charlotte (Chelsea Edge) und Heather (Sophie Vavasseur) auf keinen Fall entgehen lassen. Und gibt es einen besseren Ort, diesen Anblick zu genießen als die Luxusvilla von Heathers Vater? Doch irgendwie läuft das Wochenende nicht so wie gedacht. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass auf einmal keines ihrer Handys mehr funktioniert, was vor allem Deidres Influencer-Pläne torpediert, landet ein kleiner Meteorit auch noch auf ihrem Anwesen. Dabei stellt sich der vermeintliche Stein als Kreatur heraus, die nicht nur widerlich aussieht, sondern auch bestialisch stinkt. Das Ding muss weg, keine Frage. Nur ist das nicht so einfach, da sich die besagte Luxusvilla inmitten der Mojave-Wüste befindet …
Begegnung mit Außerirdischen
Wer hat nicht schon einmal in Richtung Weltall geblickt und darüber nachgegrübelt, ob es da draußen noch andere Lebensformen gibt? Seit Menschengedanken hat diese Vorstellung die Fantasie beflügelt. Vor allem Filme und Serien bedienen dieses offenkundige Bedürfnis nach fremden Wesen und fremden Welten, wenn sie uns entweder auf eine Reise mitnehmen oder von anderweitigen Kontakten sprechen. Hin und wieder können das sehr schöne Kontakte sein, Spielbergs Klassiker Unheimliche Begegnung der dritten Art und E.T. – Der Außerirdische gehören zu den bekanntesten Beispielen. In den meisten Fällen bedeutet es aber mächtig Ärger, wenn uns die Aliens alles andere als wohlgesonnen sind.
Entsprechend groß ist das Misstrauen beim Publikum, wenn bei The Seed ein Wesen aus dem All auf das Anwesen plumpst. Dieses Misstrauen ist aber auch mit Neugierde gepaart. Und Verwunderung darüber, was dieses unförmige Etwas überhaupt sein soll. Das gibt der britischen Produktion einen spürbaren Mystery-Faktor. Oder würde es ihm geben, wenn sich die Figuren dafür interessierten. Doch die sind in erster Linie an sich selbst interessiert, zumindest im Fall von Deidre und Heather. Bei diesen handelt es sich um mehr oder weniger stereotype Symbole für eine oberflächliche Gesellschaft, die nur an Berühmtheit und Geld interessiert ist. Karikaturen all dieser arroganten Möchtegern-Influencer, die ihr Heil im Verkauf des schönen Scheins sehen.
Viel Kontrast mit wenig Spannung
Dass verwöhnte Plastikpuppen und stinkende Müllkreaturen nicht gut zusammenpassen, steht außer Frage. Regisseur und Drehbuchautor Sam Walker setzt da bei seinem Langfilmdebüt auf einen größtmöglichen Kontrast. Seltsamerweise weiß er mit diesem aber gar nicht viel anzufangen. The Seed hat zwar ein irgendwie interessantes Szenario, aber kein wirkliches Konzept, wie sich diese Begegnung denn inhaltlich nutzen ließe. Es ist noch nicht einmal so, dass da etwas Nennenswertes in dem Film geschehen würde. Über lange Zeit sind Deidre und Heather mit sich selbst beschäftigt, Charlotte steht etwas hilflos daneben. Das ist manchmal amüsant, oft aber auch langweilig. Die Geschichte kommt einfach nicht vom Fleck. Sofern man überhaupt von einer Geschichte sprechen mag. Denn das Erzählte ist ebenso dünn wie die Charakterisierung der drei Frauen.
Erst gegen Ende hin nimmt das mal an Fahrt auf und es wird deutlich, weshalb es The Seed ins Programm vom Fantasy Filmfest 2022 geschafft hat. Walker gibt sich an dieser Stelle als Liebhaber des Body Horrors zu erkennen. Einige dieser Veränderungen sind zwar etwas beliebig zusammengeklaut. Aber da sind schon einige groteske und unheimliche Szenen dabei, die zumindest zeigen, dass er ein Auge für dieses Genre hat. Auch sonst gibt es einige Bilder, die einen Blick auf diesen humorvollen Science-Fiction-Horrorfilm rechtfertigen. Das Nebeneinander von karger Umgebung, luxuriösem Anwesen und widerwärtiger Alien-Unförmigkeit sorgt immer mal wieder visuell für Spannung, wenn es schon der Inhalt nicht schafft.
OT: „The Seed“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Sam Walker
Drehbuch: Sam Walker
Musik: Lucrecia Dalt
Kamera: Ben Ziryab
Besetzung: Lucy Martin, Chelsea Edge, Sophie Vavasseur
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