Der Horror-Film Jeepers Creepers – Es ist angerichtet um eine mordende Kreatur war 2001 ein echter Hit an den Kinokassen und bei den Fans. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als hätte die Reihe ihr Ende gefunden, läuft seit dem 15. September 2022 das Reboot Jeepers Creepers: Reborn. Darin macht sich ein Paar auf zu einer Horror-Convention, ohne zu ahnen, dass dort bereits der Creeper auf seine Opfer wartet. Wir haben uns zum Kinostart mit dem finnischen Regisseur Timo Vuorensola über die Arbeit an dem Film unterhalten.
Könntest du uns etwas über den Hintergrund von Jeepers Creepers: Reborn erzählen? Wie bist du zu dem Projekt gekommen?
Produzent Jake Seal arbeitete schon seit einer Weile an dem Projekt und war auf der Suche nach einem Regisseur. Als wir wegen einer ganz anderen Geschichte im Gespräch waren, fragte er mich, ob ich Interesse hätte, an einem Horrorfilm zu arbeiten. Das hatte ich, weil ich schon immer mal einen Horrorfilm drehen wollte und selbst ein großer Horrorfan bin. Damals sagte er mir noch nicht, um was es sich genau handelte. Erst als er mir das Drehbuch schickte, wurde mir klar, dass es um Jeepers Creepers geht. Ich war hin und weg, hatte gleichzeitig aber auch einige Vorbehalte. Mir war klar, dass es mit einem Risiko verbunden wäre, weil es sich um eine etablierte Reihe handelte, die viele Fans hat. Da war nicht klar, ob sie einen neuen Regisseur akzeptieren würden. Nach dem Lesen des Skripts war ich aber überzeugt, dass der Film als Neuanfang des Franchises erlauben würde, dass jemand anderes die Reihe fortführt. Und so habe ich am Ende zugesagt.
Aber wie war Seal auf dich gekommen? Du sagst selbst, dass du keine Erfahrung mit Horror hast. Man kennt dich eigentlich von deinen Science-Fiction-Komödien.
Wir haben uns einfach gut verstanden und ticken sehr ähnlich, was Filme angeht. Wobei meine Erfahrungen mit Spezialeffekten sicher hilfreich waren, da wir in Jeepers Creepers: Reborn einiges in die Richtung machen wollten. Außerdem habe ich Erfahrungen damit, an Franchises zu arbeiten und weiß, was es heißt, sich in einer bereits etablierten Welt zu bewegen. Aber ausschlaggebend war, dass wir uns schnell einig wurden und wir in unseren Gesprächen gemerkt haben, wie gut wir zusammenarbeiten können.
Wie war es denn für dich, deinen ersten Horrorfilm zu drehen?
Wie gesagt bin ich selbst ein großer Horrorfan. Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, wie es war, als mich Christopher Lee in Dracula zu Tode erschreckt hat, und was mich selbst immer zu Horrorfilmen hingezogen hat. Und das wollte ich mit Jeepers Creepers: Reborn selbst erreichen. Dabei habe ich mich vor allem an den Horrorfilmen aus den 80ern und 90ern orientiert, bei denen der Spaßfaktor noch einen größeren Stellenwert hatte. Heute sind Horrorfilme oft sehr ernst und zynisch. Die mag ich auch sehr gern. Aber ich wollte lieber den Horror rekreieren, mit dem ich selbst aufgewachsen bin.
Was macht für dich denn den Spaß bei einem Horrorfilm aus?
Diese bekannten Horror-Kreaturen haben alle eine bestimmte Persönlichkeit, ob es nun Jason, Freddy oder auch der Predator ist. Das macht einen Teil des Spaßes aus. Außerdem will ich als Zuschauer überrascht werden. Natürlich haben Horrorfilme alle eine bestimmte Struktur, der sie folgen. Aber du musst auch etwas Frisches bringen, etwas Unerwartetes, um damit dein Publikum zu fesseln. Das ist wie bei erfolgreichen Komödien. Die haben auch einen Überraschungsmoment. Das Gefühl, das dabei erzeugt wird, ist natürlich ein anderes. Aber das zugrundeliegende Prinzip ist sehr ähnlich, indem du Erwartungen weckst und dann etwas anderes machst.
Im Horrorbereich gibt es eine ganze Reihe von Franchises, die sich um Serienkiller drehen. Du hast eben schon Jason und Freddy erwähnt. Wir hatten dieses Jahr das Scream-Revival. Ein neuer Halloween-Teil wird demnächst veröffentlicht. Was unterscheidet Jeepers Creepers von diesen anderen Franchises?
Ich würde Creeper nicht als Serienkiller bezeichnen, da er ein übernatürliches Element hat, auch wenn wir nicht genau wissen, was das ist. Aber natürlich ähneln sich diese Filme schon. Die Kreaturen und Killer folgen bestimmten Regeln, wenn sie auf die Jagd gehen. Sie haben Gewohnheiten. Und wir lieben das, dass sie diese Gewohnheiten haben, die sie erst zu dem machen, was sie sind. Bei Creeper ist es so, dass er alle 23 Jahre erwacht und dann mit dem Töten anfängt. Was bei Creeper etwas anders ist, dass wir gar nicht genau wissen und hoffentlich auch nie wissen werden, was er eigentlich ist. Er hat schon dämonische Züge. Er hat aber auch Humor. Und er hat ein Auto mit einem Kennzeichen. (lacht) Aber im Ernst, dass er herumfahren kann, gibt ihm schon einen Vorteil im Vergleich zu anderen Kreaturen. Er kann auch Maschinen und Technologien nutzen.
Du hast vorhin gemeint, dass Jeepers Creepers: Reborn ein neues Kapitel eröffnet. Inwiefern unterscheiden sich dein Film und die geplanten weiteren Filme von den alten Teilen?
Ich kann da natürlich nur über meinen Film sprechen. Ein Punkt, der heute anders ist: Das Publikum ist anders als das, das sich in den 80ern und 90ern Horrorfilme angeschaut hat. Und auch wenn ich mit dem Film etwas zurück wollte zu dem alten Horror, müssen wir uns an dem heutigen Publikum orientieren und was es von einem solchen Film erwartet. Das können technische Aspekte sein. Es betrifft aber auch die Figuren. Du kannst heute nicht mehr dieselben Figuren nehmen, wie wir sie früher hatten, sondern musst da mit der Zeit gehen. Aber auch unser Creeper ist etwas anders. Wir haben einen, der schon sehr viel durchgemacht hat und sich danach sehnt, wiedergeboren zu werden. Dieser Neuanfang für ihn stellt damit eine Parallele zu dem Film an sich dar.
Euer Film spielt während einer Horror-Convention. Kannst du uns ein wenig mehr darüber erzählen, weshalb ihr dieses Setting gewählt habt?
Wie es genau dazu kam, das müsstest du den Autor des Films fragen. Aber ich fand es sehr spannend: Die Convention ist eines der Popkultur-Elemente, die wir eingebaut haben und die ich selbst gern mag. Der Film ist gleichzeitig ein Kommentar über das eigene Genre. Während viele Horrorfilme so tun, als gäbe es Horrorfilme gar nicht, zum Beispiel bei Zombie-Filmen, wo alle immer ganz überrascht sind, geht Jeepers Creepers: Reborn ganz offen damit um. Der Film ist sich seiner selbst sehr bewusst.
Denkst du, dass Menschen, die viele Horrorfilme gesehen haben, besser vorbereitet wären, wenn sie selbst ein solches Horrorszenario erleben?
Gute Frage. Es gibt ja dieses Gedankenexperiment: Was würdest du tun, wenn du in einem Zombiefilm wärst? Wie würdest du dich verteidigen? Als Horrorfan hast du prinzipiell mehr Möglichkeiten, weil du so viele Beispiele schon gesehen hast. Und es macht auch Spaß, sich einen Film anzusehen, mit anderen zu erleben und darüber zu spekulieren, wie du dich verhalten würdest. Letzten Endes ist es aber Spekulation. Keiner kann sagen, wie er sich in einer Horrorsituation, egal ob das nun eine reale oder eine übernatürliche ist, verhalten würde, da wir uns unter Stress anders verhalten als in normalen Situationen. Klar ärgern wir uns immer, wenn die Figuren in Horrorfilmen etwas Blödes tun, und sind überzeugt, dass wir das ganz anders machen würde. Aber die Wahrheit ist: Menschen verhalten sich oft blöd, wenn sie in Stresssituationen sind.
Und wie sollten sich die Menschen verhalten, wenn sie dem Creeper tatsächlich begegnen sollten? Inzwischen kennst du ihn ja ein bisschen besser.
Persönlich würde ich davon abraten, mit ihm diskutieren zu wollen. Das bringt nicht viel. Weglaufen vielleicht, wenn du die Möglichkeit hast. Oder du spielst ihm Musik vor. Vielleicht hast du Glück und er mag sie. Vermutlich aber nicht. Meine ehrliche Meinung: Wenn du dem Creeper begegnest, bist du am Arsch, egal was du tust.
Zumindest solltest du ihm nicht seine Musik wegnehmen, wie der Film zeigt.
Oh Gott, nein, auf keinen Fall. Das bringt ihn so richtig in Rage.
Letzte Frage: Was sind deine nächsten Projekte?
Ich habe einen Actionfilm mit Alec Baldwin und Jonathan Rhys Meyers gedreht, der gerade in der Postproduktion ist. Der trägt den Titel 97 Minutes und spielt auch während dieser 97 Minuten. Darin erzähle ich von der Entführung eines Flugzeugs. Jetzt fange ich mit einem Science-Fiction-Film mit dem Titel Project Darwin an, auf den ich mich sehr freue, über den ich aber noch nicht viel verraten darf.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Anzeige)