Unser Mann aus Istanbul Estambul 65 TV Fernsehen arte Mediathek
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Unser Mann aus Istanbul

Unser Mann aus Istanbul Estambul 65 TV Fernsehen arte Mediathek
„Unser Mann aus Istanbul“ // Deutschland-Start: 1. September 1965 (Kino)

Inhalt / Kritik

Mit Frauen kennt sich Tony Maecenas (Horst Buchholz) bestens aus, schließlich lässt er genügend von ihnen nackt in seinem Nachtclub tanzen. Als sich eines Tages eine junge Frau namens Kenny (Sylva Koscina) bei ihm als Striptease-Tänzerin bewirbt, ahnt er deshalb schnell, dass an der Sache etwas faul ist. Tatsächlich handelt es sich bei ihr um eine FBI-Agentin, die eigentlich auf der Suche nach dem entführten Professor Pendergast (Umberto Raho) ist. Bei dieser Mission könnte Tony eine wichtige Rolle spielen, da er über seine kriminellen Machenschaften über einige Verbindungen zur Unterwelt verfügt. Dabei ahnen sie noch nicht, worauf sie sich bei der Geschichte eingelassen haben, haben es doch auch andere auf den schlauen Professor abgesehen und können keine Störenfriede dabei gebrauchen …

Eine vergessene Agenten-Kopie

Ist ein Film erfolgreich, dauert es normalerweise nicht lange, bis findige Leute versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Das können dieselben Leute wie beim Hit sein, Fortsetzungen sind dann oft nur eine Frage der Zeit. Es können aber auch andere sein, die von dem Kuchen etwas abhaben wollen und deshalb ähnlich angelegte Titel ins Rennen werfen. Aktuell ist da beispielsweise das berüchtigte Studio Asylum zu nennen, das mit billig produzierten Mockbustern wie Moon Crash – Es bleiben nur 12 Stunden! ein nichtsahnendes Publikum ums Geld erleichtern möchte. Aber es geht auch deutlich besser, wie das Beispiel Unser Mann aus Istanbul zeigt, das in den 1960ern von der Popularität der James Bond Filme profitieren wollte. Das funktionierte sogar ganz gut, mehrere Millionen Besucher und Besucherinnen sollen den Film seinerzeit in den hiesigen Kinos gesehen haben. Heute ist der Actionthriller jedoch etwas in Vergessenheit geraten.

Das ist schon schade, weil der Film fast fünf Jahrzehnte später noch einiges zu bieten hat. Natürlich ist die Sache mit den Geschlechterbildern nicht ganz zeitgemäß, wenn wie beim Vorbild ein Mann im Mittelpunkt steht, der Frauen nur als Objekt ansieht. Bei Tony ist das zum Teil sogar noch schlimmer, da er sein Geld damit verdient, dass Frauen sich für andere Männer ausziehen. Da ist Sexismus quasi vorgeschrieben. Doch auch wenn sich Kenny gleich zu Beginn entblättern muss, ist Unser Mann aus Istanbul im Vergleich zu so mancher Bond-Entgleisung harmlos. Immerhin wird die Frau an seiner Seite nicht darauf reduziert, ein Betthäschen zu sein, das dem Charme des Machos sofort verfällt. Sie ist eigensinnig und selbstbewusst. Leider aber nicht so kompetent, wie es wünschenswert gewesen wäre – eine zweite Emma Peel aus Mit Schirm, Charme und Melone ist sie nicht geworden.

Schön bebildert und unterhaltsam

Das Hauptaugenmerk liegt aber ohnehin auf dem Nachtclubbesitzer, der ungewollt den Kampf gegen das Verbrechen aufnimmt. Der deutsche Schauspieler Horst Buchholz (Die glorreichen Sieben, Sahara) macht dabei eine überraschend gute Figur. Die Rolle ist dabei auch durchaus fordernd in körperlicher Hinsicht, wenn Tony regelmäßig mit anderen kämpfen oder sich aus brenzligen Situationen befreien muss. Gelungen ist in der Hinsicht auch die Ambivalenz des Protagonisten, der zwischen Held und Anti-Held schwankt. Eine wirkliche moralische Auseinandersetzung braucht man bei Unser Mann aus Istanbul aber natürlich nicht erwarten. Der spanische Regisseur und Co-Autor Antonio Isasi-Isasmendi war mehr an Unterhaltung interessiert, weniger an Nachdenklichkeit.

Der Unterhaltungsfaktor stimmt dann auch. Das ist einerseits dem Ensemble und dem Humor zu verdanken: Ohne vergleichbar grotesk wie James Bond zu werden gibt es hier doch zwischendurch immer mal wieder einen Grund zum Schmunzeln. Aber auch das Setting trägt dazu bei, dass man sich die Mischung aus Abenteuer und Actionthriller bis heute gut anschauen kann. Man verstand es bei Unser Mann aus Istanbul, die türkische Großstadt ansprechend in Szene zu setzen. Da sind schon einige schöne Aufnahmen und stimmungsvolle Schauplätze dabei, die den Film aufwerten. Wer nicht genug bekommen kann von solchen Agentenfilmen und dabei auch darauf verzichten kann, einen wirklichen Agenten zu bekommen, der sollte sich hier auf eine kleine Zeitreise begeben.

Credits

OT: „Estambul 65“
Land: Frankreich, Italien, Spanien
Jahr: 1965
Regie: Antonio Isasi-Isasmendi
Drehbuch: Lluís Josep Comerón, Jorge Illa, Antonio Isasi-Isasmendi
Vorlage: Giovanni Simonelli, Nat Wachsberger
Musik: Georges Garvarentz
Kamera: Juan Gelpí
Besetzung: Horst Buchholz, Angel Picazo, Sylva Koscina, Mario Adorf, Perrette Pradier, Klaus Kinski, Umberto Raho

Bilder

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Unser Mann aus Istanbul
Fazit
„Unser Mann aus Istanbul“ wollte seinerseits an die Popularität von James Bond anknüpfen. Teilweise ist die Mischung aus Abenteuer und Actionthriller der Vorlage recht ähnlich. Sie geht aber gerade bei der Hauptfigur andere Wege, wenn ein krimineller Nachtclubbesitzer Verbrecher jagt. Das ist gut besetzt und schön bebildert, weshalb sich noch immer ein Blick rentiert.
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