Am Hafen Seouls ist Dong-chul (Ma Dong-seok) einer der vielen Arbeiter am nahen Fischmarkt. Seine Karriere als Handlanger für die Gangster der Stadt hat er schon länger hinter sich gelassen, um mit seiner Frau Ji-soo (Song Ji-hyo) irgendwann einmal eine Familie zu gründen. Eines Tages jedoch scheint auch dieser Traum geplatzt zu sein, denn Ji-soo wurde entführt und ihr Mann erhält eine Nachricht von einem Unbekannten, der ihm eine hohe Summe im Austausch für seine Frau anbietet. Hinter dem Anrufer steckt Gi-tae (Kim Sung-oh), ein wohlhabender und sadistischer Menschenhändler, der diese Routine bereits mit vielen Ehemännern angewandt hat. Bei seinem neuesten Ziel hat er sich aber verschätzt, denn als der Gang zur Polizei für Dong-chul ohne Ergebnisse bleibt, weil die Beamten keine Spuren zu den Tätern haben, macht er sich selbst auf die Suche nach den Menschenhändlern. Dabei kommt ihm nicht nur einer seiner Freunde von der Arbeit zur Hilfe, sondern auch seine Fertigkeiten jenes Lebens, was er meinte, hinter sich gelassen zu haben.
Ein Vielfilmer mit Format
Spätestens seit einer Mitwirkung an Filmen wie Chloe Zhaos Eternals sollten Filmfans das Gesicht Ma Dong-seoks kennen, aber wie bei vielen seiner südkoreanischen Kollegen ist diese Rolle nur die Spitze des Eisberges einer bereits viele Jahre andauernden Karriere, von der man nun tröpfchenweise, durch entsprechende Heimkinoveröffentlichungen einen Eindruck erhält. Neben seiner Mitwirkung an Projekten wie The Outlaws, Ashfall oder dem großartigen Train to Busan gehört auch Unstoppable von 2018, der in Deutschland von Busch Media Group veröffentlicht wird, zu jenen Werken, die zeigen, wozu der Koreaner fähig ist, wenn man ihm das richtige Material liefert.
In vielen Kreisen wird Ma Dong-seok als so etwas wie das südkoreanische Äquivalent zu Bud Spencer gesehen. Abgesehen einmal von der Anspielung auf den Körperbau der beiden Darsteller, ist es schon richtig, dass der Schauspieler sich vor allem durch seine Physis hervortut, sieht man ihn in Actionszenen doch meistens mit beiden Fäusten wuchtig unter seinen Gegner austeilen. Die Rolle des Dong-chul in Kim Min-ho Regiedebüt Unstoppable bildet da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Die Kampfszenen machen eindrucksvoll Gebrauch von diesen Eigenschaften, sieht man ihn doch mehrere Male, wie er Angreifer mit nur wenigen gezielten Schlägen niederstreckt oder sie gar durch die Gegend wirft. Aber das Drehbuch Kim Min-hos gibt seinem Darsteller auch genügend Gelegenheit, andere Seiten zu zeigen, beispielsweise die Hilflosigkeit der Figur oder seine Resignation, wenn er einsieht, dass er, um das Leben seiner Frau zu retten, jene Eigenschaften wieder ausleben muss, denen er eigentlich einst abgeschworen hatte.
Die Routine einer Entführung
Sieht man einmal von den Qualitäten des Hauptdarstellers ab, bleibt von Unstoppable nur ein solide inszenierter Actionthriller übrig, der zudem noch recht vorhersehbar ist. Seit Liam Neesons Auftritt als Bryan Mills in 96 Hours hat sich nicht viel getan in diesem Genre, welches nach wie vor gut gemachte Werke vollbringt, doch erzählerisch keine neuen Wege mehr beschreitet. Wofür Regisseur Pierre Morel jedoch etwas mehr als 90 Minuten für brauchte, wird im Falle von Kim Min-hos Film unnötigerweise auf fast zwei Stunden gestreckt. Die Nebenhandlungen, beispielsweise rund um den Arbeitskollegen der Hauptfigur, dienen lediglich des Vortrags der Vorgeschichte des Helden, die man sich als Zuschauer vielleicht auch ohne diesen zusätzlichen Dialog hätte zusammenreimen können. Kurzum, Unstoppable tappt genau in jene Falle, die scheinbar für viele südkoreanische Filmemacher und Drehbuchschreiber eine große Hürde darstellt, nämlich die einer dramaturgisch sinnvollen, fokussierten Handlung, die dem Zuschauer mehr zutraut.
OT: „Seongnan hwangso“
Land: Südkorea
Jahr: 2018
Regie: Min-ho Kim
Drehbuch: Min-ho Kim
Musik: Nene Kang
Kamera: Sung-je Lee
Besetzung: Dong-seok Ma, Ji-hyo Song, Sung-oh Kim, Min-jae Kim, Ji-hwan Park, Noo-ri Bae
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