Vizinhos Nachbarn Netflix
© Netflix/Natalia Odenbrei

Vizinhos – Nachbarn

Vizinhos Nachbarn Netflix
„Vizinhos – Nachbarn“ // Deutschland-Start: 1. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Walter (Leandro Hassum) ist wütend, oft und über sehr viel. Tatsächlich ist er so wütend, dass dies bereits Auswirkungen auf seine Gesundheit hat. Auf ärztlichen Rat zieht er deshalb mit seiner Frau Joana (Júlia Rabello) von der Großstadt in einen kleinen Vorort. Dort, inmitten der Idylle, soll er zur Ruhe kommen und sich wieder fangen. So der Plan. Dabei hat er jedoch die Rechnung ohne Toninho (Maurício Manfrini) gemacht. Denn der betreibt eine Sambaschule und treibt damit Walter bald schon in den Wahnsinn. Und auch sonst sorgt die Familie nebenan kontinuierlich für Unruhe. Nachdem gutes Zureden zu keinem nennenswerten Ergebnis führt und Besserung nicht in Aussicht ist, beschließt der Choleriker daher, seinen Frieden erzwingen zu wollen – koste es, was es wolle …

Der tägliche Kampf mit anderen Menschen

Die Freiheit eines Menschen endet unweigerlich dann, sobald ein zweiter Mensch auftaucht. Das führt dann gern mal zu Streitigkeiten und Reibereien, wenn diese Menschen sich einen Lebensraum teilen müssen, sei es daheim oder bei der Arbeit. Immer wieder konfliktträchtig sind in der Hinsicht Nachbarschaften. Die Hecke ist zu hoch. Die Musik ist zu laut. Außerdem türmt sich der Müll schon wieder so unschön. Das ist für Betroffene oft ärgerlich, kann für Außenstehende aber durchaus amüsant sein, wenn sie bei völlig unnötigen Kleinkriegen zusehen dürfen. Kein Wunder also, dass immer wieder Filme und Serien dieses Szenario aufgreifen, um das Publikum zu erheitern. Ob Bad Neighbors oder Doppelhaushälfte, da prallen Welten aufeinander. Und auch beim Netflix-Film Vizinhos – Nachbarn soll mit starken Kontrasten für Unterhaltung gesorgt werden.

Dafür setzt die brasilianische Komödie wie so oft auf maximale Unterschiedlichkeit. Auf der einen Seite haben wir den spießigen Choleriker, auf der anderen den lärmend-freundlichen Lebemann. Dass die nicht unbedingt kompatibel sind, ist klar. Sollen sie auch gar nicht sein. Ebenso wenig strebte man bei der Figurenzeichnung Realismus an. Das kann und soll alles übertrieben sein. Den Rest erledigt bei Vizinhos – Nachbarn das Ensemble, das die Vorlage dankbar aufnimmt. Zum Teil klappt das auch ganz gut. Zumindest Hauptdarsteller Leandro Hassum (Eine kleine Liebesgeschichte) kann man keinen Vorwurf machen, nicht sein Bestes gegeben zu haben, wenn er hier kontinuierlich aus der Haut fährt und jeden Fehltritt des Nachbarn als persönliche Kriegserklärung auffasst.

Unsympathisch und wenig unterhaltsam

Das muss man nicht nachvollziehen können. Spaß machen sollte es aber schon. Und leider hapert es genau hier. Anstatt sich über die Marotten der einzelnen Figuren zu amüsieren, nerven diese bald. Da ist wirklich niemand dabei, dem man wirklich gern zusehen würde. Daumen drücken ist sowieso nicht angesagt, dafür sind die alle zu unsympathisch. Natürlich muss man nicht zwangsläufig Charaktere mögen, damit ein Film gut ist. Dann sollten die diversen Reibereien aber wenigstens irgendwie vergnüglich sein. Vizinhos – Nachbarn nutzt das Potenzial solcher Kleinkriege aber kaum aus. Weder Walters Versuche, dem Nachbarn zu schaden, noch dessen Gegenreaktionen provozieren ein Lachen. Selbst ein müdes Lächeln ist eher selten.

Insgesamt hat sich Paulo Cursino (Schon wieder Weihnachten) nicht wirklich viel Arbeit mit seinem Drehbuch gemacht. So geschieht in seinem Film praktisch nichts, was man nicht vorhersehen wird – den Wendungen inklusive. Immerhin gibt es ein paar hübsche Bilder der Nachbarschaft. Man kann durchaus verstehen, warum jemand dort leben wollte. Zusammen mit dem engagierten Ensemble gibt es dadurch schon die eine oder andere Szene, die funktioniert. Aber das ist bereits das Maximum, das man hierbei erwarten darf. Vizinhos – Nachbarn bringt zwar schon einiges mit, was einen guten Film ermöglicht hätte. Es reicht nur in der Form nicht aus: Diesen Nachbarschaftsbesuch kann man sich sparen.

Credits

OT: „Vizinhos“
IT: „Fenced In“
Land: Brasilien
Jahr: 2022
Regie: Roberto Santucci
Drehbuch: Paulo Cursino
Besetzung: Leandro Hassum, Maurício Manfrini, Júlia Rabello, Marlei Cevada, Julia Foti, Lucas Leto

Bilder

Trailer

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Vizinhos – Nachbarn
Fazit
Ein dauergestresster Choleriker will sich in einer Vorstadtidylle entspannen, trifft dort aber auf einen besonders lauten und nervigen Nachbarn. Das hätte ganz amüsant werden können. Die überzogenen Figuren nerven jedoch schnell. Die Witze sind bei „Vizinhos – Nachbarn“ zudem recht schwach, weshalb trotz schöner Bilder und eines engagierten Ensembles die Komödie kaum Spaß macht.
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