Maja Bordenave (Marina Foïs) ist mit Leib und Seele Teil der Küstenwache eines kleinen Ortes. Viel zu tun gibt es da normalerweise nicht. Dennoch ist sie traurig, dass das alles bald vorbei sein soll, wenn sie vorzeitig in Rente geht. Als eines Tages jedoch die Leiche eines Mannes gefunden wird und klar wird, dass er Opfer eines Haiangriffs wurde, ist die Sache mit der Ruhe schlagartig vorbei. Und auch der Ruhestand muss verschoben werden: Maja will zuvor unbedingt dafür sorgen, dass ihre Gemeinde in Sicherheit ist, und ist bereit, sich mit allen anzulegen. Und so macht sie sich gemeinsam mit Blaise (Jean-Pascal Zadi) und Eugénie (Christine Gautier) an die Arbeit – sehr zum Leidwesen ihres Ehemannes Thierry (Kad Merad), der sich schon auf ein gemütliches Leben mit seiner Frau gefreut hatte …
Die Haie sind zurück!
In den letzten Jahren hat der Hai als Feind des Menschen wieder Zulauf in Filmen gefunden, nachdem man eine ganze Weile davon Abstand genommen hatte. Titel wie The Shallows – Gefahr aus der Tiefe oder 47 Meters Down schafften es, mit recht überschaubaren Mitteln richtig viel Geld weltweit einzuspielen. Mit Meg versuchte man sich sogar einer XXL-Blockbuster-Variante, die nach dem Motto „je größer, desto besser“ einen riesigen Urzeithai auf das Publikum losließ. Deutlich kleiner ist nun der Genrebeitrag Year of the Shark aus Frankreich, der auf diversen Festivals zu sehen ist. Und das nicht nur, weil der Hai wieder auf normale Größe zusammenschrumpft und damit herkömmliche Waffen zum Einsatz kommen dürfen.
Wobei der Film auch nur zum Teil von dem Kampf gegen das bissige Tier erzählt. Zunächst einmal muss da wieder viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, wenn niemand an die Existenz des Hais glaubt – oder auch glauben will. Gerade an diesen Stellen verneigt sich Year of the Shark recht offensichtlich vor dem Urvater dieses Subgenres Der weiße Hai. In beiden Fällen wird davon erzählt, wie die Menschen vor Ort von der Geschichte nichts wissen wollen, weil sie wirtschaftliche Einbußen befürchten. Schließlich ist gerade Tourismus-Hochsaison, wovon das Küstenstädtchen maßgeblich lebt. Da kann niemand gebrauchen, dass Strände geschlossen werden und die zahlende Kundschaft ausbleibt. Im Zweifel zählt Geld dann doch mehr als das eine oder andere Menschenleben.
Zwischen Humor und Horror
Im Gegensatz zu Stephen Spielbergs Klassiker gehen die Brüder Ludovic und Zoran Boukherma (Teddy), die gemeinsam das Drehbuch schrieben und Regie führten, die Sache aber mit mehr Humor an. Teilweise vertrauen sie dabei auf einen stärker satirischen Ton, wenn sie das Städtchen und die Menschen dort beschreibt. Teilweise begnügen sie sich aber auch mit kleineren Albernheiten. Grundsätzlich funktioniert das, zumal die beiden für Year of the Shark eine Reihe komödiantisch erfahrener Schauspieler und Schauspielerinnen gewinnen konnten. Allen voran natürlich Marina Foïs (En roue libre, In den besten Händen), die mit stoischer Miene gegen Haie, spießige Mitmenschen und den blanken Hass ankämpft. So richtig viele Lacher sollte man aber trotz des geballten Talents nicht erwarten.
Dafür wird der Film gegen Ende hin überraschend spannend. Während im Mittelteil die Geschichte auf der Stelle tritt, weil es auf einmal um ein ganz anderes Thema geht, kommt später wieder der traditionelle Duell-Charakter auf. Das absolute Horror-Highlight wird Year of the Shark auf diese Weise nicht. Dafür ist der Film insgesamt zu unschlüssig bei diesen Genre-Wechseln, zumal die Aussagen nicht ganz eindeutig sind. Aber es ist schon ein sympathischer Film mit kauzigen Figuren und schönen Bildern der französischen Küste, der die Balance aus traditionellem Genre und modernen Themen sucht. Das reicht nicht aus, um tatsächlich neue Impulse zu setzen. Aber man kann sich schon damit ganz gut die Zeit vertreiben.
OT: „L’Année du requin“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Ludovic Boukherma, Zoran Boukherma
Drehbuch: Ludovic Boukherma, Zoran Boukherma
Musik: Amaury Chabauty
Kamera: David Cailley
Besetzung: Marina Foïs, Jean-Pascal Zadi, Kad Merad, Christine Gautier
Fantasy Filmfest 2022
SLASH Filmfestival 2022
Sitges 2022
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