Bad Candy

In New Salem wird Halloween noch richtig ernst genommen, die ganze Stadt ist am 31. Oktober unterwegs oder ist anderweitig mit diesem Event beschäftigt. Die Kinder sind unterwegs, um Süßigkeiten abzustauben. Aber auch bei vielen Erwachsenen spielt der Tag eine große Rolle. So auch bei Billy (Corey Taylor) und Paul (Zach Galligan), die beim lokalen Radiosender Psychotronic Radio arbeiten. Dort erzählen sie jedes Jahr unheimliche Geschichten, wobei sie auch Wünsche von ihren Zuhörern und Zuhörerinnen annehmen. Dabei ahnen sie noch nicht, dass dieses Jahr etwas anders sein wird. Denn während sie einen schaurigen Vorfall nach dem anderen schildern, merken sie nicht, dass sie längst selbst Teil einer Geschichte geworden sind …

Horror-Anthologie rund um Halloween

Sie gehören fest zum Horrorgenre dazu: Anthologien, bei denen die unterschiedlichsten Geschichten erzählt werden, eine schauriger und brutaler als die andere. Netflix ging gerade mit Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities online. Die Found-Footage-Reihe V/H/S feierte mit V/H/S/94 ein Comeback, nächstes Jahr soll der sechste Teil erscheinen. Da passt es doch ganz gut, dass jetzt auch Bad Candy den Weg zu uns findet, rechtzeitig zu Halloween. Das ist nicht nur allgemein die bevorzugte Zeit für Verleihe und Vertriebe, um Horrorgeschichten unters Volk zu bringen. Halloween spielt innerhalb des Films zudem eine größere Rolle, wenn die einzelnen Episoden a diesem Tag spielen und er oftmals auch in der einen oder anderen Form thematisiert wird.

Auch das ist bewährt. Es gab schon einige andere Horror-Anthologien, bei denen Halloween selbst im Mittelpunkt stand. All Hallow’s Eve beispielsweise, der erste Auftritt des Mörderclowns Art, der gerade im Slasher Terrifier 2 für Furore sorgt. Umso wichtiger ist es, innerhalb dieses gut besuchten Segments auch wirklich etwas zu erzählen zu haben. Zum Teil ist das bei Bad Candy der Fall. Scott B. Hansen und Desiree Connell, die hier Regie führten und gemeinsam mit Thacker Hoffman das Drehbuch schrieben, haben eine recht große Breite an Themen und Szenarien zusammengetragen. Da geht es mal um Drogen, mal um unangenehme Begegnungen während einer Fahrt oder einen älteren Herrn, der ganz besondere Süßigkeiten anbietet. Am Ende ist immer jemand tot, manchmal auch mehrere.

Splatter-Trash ohne schlüssiges Konzept

Dabei wird nicht an Blut gespart oder an Brutalität allgemein. Da geht es nicht einfach darum, dass jemand stirbt. Der jeweilige Tod wird zelebriert, der Mord soll ein Ereignis sein. Entsprechend überzogen sind diese Stellen, je absurder der Anblick umso besser – zumindest aus Sicht von Hansen und Connell. Spannend ist das weniger. Wer sich den Film einlegt, in der Hoffnung, dass man hier rund 100 Minuten lang mitfiebert, der wird enttäuscht. Wenn überhaupt funktioniert Bad Candy als Splatter-Trash. Zu mehr reichte das Budget auch nicht. Die Spezialeffekte sind unterste Preisklasse und stellen einen immer wieder vor die Frage: Ist das jetzt bewusst komisch oder unfreiwillig komisch? Als Horrorkomödie hätte das zumindest an manchen Stellen funktioniert, als „richtiger“ Genrebeitrag nicht.

Dabei ist es grundsätzlich sympathisch, wie hier alle wirklich dabei sein wollten und jeden Scheiß mitmachen. Das hilft nur nicht, wenn das Ergebnis so uninteressant ist. Zwischendurch wird versucht, neben Halloween noch ein anderes Thema einzubauen, wenn es im weitesten Sinn um Gerechtigkeit und Bestrafung geht. Das wird aber so halbherzig verfolgt, dass es eigentlich nichts bringt. Aus den einzelnen Bestandteilen und Geschichten wird nie ein wirkliches Ganzes, gerade auch die Rahmenhandlung um die Radiostation verpasst es, das alles zusammenzuhalten. Bad Candy bleibt dadurch ein über weite Strecken farbloses Machwerk, das einfach nie den Spaß bringt, den solche Anthologien bringen sollten. Dann doch lieber selbst rausgehen und Halloween live erleben.