In Philadelphia ist Cal (Calvin Engime) einer der Intellektuellen, die viele Gebiete haben, auf denen sie sich auskennen, deren Herz aber in erster Linie dem Studium sowie der Diskussion der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri gehört. Neben vieler Gespräche mit seinen Freunden ist Cal zudem Mitglied einer Gruppe, die sich turnusmäßig trifft und einem neuen Aspekt dieses Werkes widmet, angefangen von den Frauenfiguren bis hin zu den Unterschieden in den einzelnen Übersetzungen. Doch es ist nicht nur die klassische Literatur, die Cal erfreut, denn er weiß zudem viel über die Englische Reformation, die Architektur der Gründerzeit und vieles mehr. Bisweilen stellt sein Wissen das seiner Gesprächspartner in den Schatten, was nun einen Konflikt mit seiner Bekannten Evelyn (Evelyn Emile) auslöst, die ihm Selbstgefälligkeit vorwirft und einen Ton, der ihr schon seit langer Zeit mehr auf die Nerven geht, als dass er Bewunderung auslöst. Sie gesteht ihm außerdem, sie habe schon seit langer Zeit Schlafstörungen und verbringe fast ganze Nächte damit, Gedichte zu lesen und diese zu studieren.
Weg von Konventionen
In seinem Film Classical Period macht US-Independent-Filmemacher Ted Fendt seinen Freund Calvin „Cal“ Engime zur Hauptfigur, wobei er bereits in dessen Werk Short Stay eine kleinere Rolle hatte. In diesem Film verabschiedet sich Fendt noch weiter von erzählerischen Konventionen und nähert sich noch mehr seinen großen Vorbildern, dem Regieduo Jean-Marie Straub und Danièle Huillet (Sicilia!) an. Classical Period ist ein sehr eigenwilliges Werk, welches sich ganz Aspekten wie dem intellektuellen Diskurs widmet, erzählerisch wie auch ästhetisch, doch dabei keinesfalls frei von Humor ist.
Bereits der Titel von Fendts zweitem Langfilm betont, um was es dem Filmemacher eigentlich geht. Es sind die Klassiker, denen sich die Figuren widmen, in ihren Dialogen wie auch ihrem ganzen Leben, was bisweilen scher durchzuhalten ist. Aus dem Nichts oder nur aufgrund eines geringfügigen Anlasses kann ein Charakter einen Monolog geben über die Vorzüge bestimmter Architekturstile, von Kammermusik oder eines britischen Reformators. Als Zuschauer muss man nicht unbedingt all diese Aspekte verstehen, doch man sollte sich im Klaren sein, dass dies die Eckpfeiler des Daseins dieser Menschen ist, die Classical Period bevölkern und für die Theorie alles ist und die Praxis eigentlich wenig Platz hat.
Diskurs und Selbstliebe
Aus der Verkopfheit seiner Figuren entspringt auch der Humor eines solchen Filmes, der sich vielleicht doch erst beim zweiten Anschauen ergibt. Schon Cal, der so etwas wie der Protagonist (sofern man in diesem Falle mit diesem Konzept arbeiten kann) des Filmes ist, schwankt zwischen bewundernswertem Intellektuellen und selbstverliebtem Klugscheißer, der sich immer wieder auch selbst entlarvt. Trotz ihrer ebenfalls verkopften Art sowie des etwas trägen Sprachduktus kommt man nicht umhin, Evelyn zuzustimmen, wenn sie auf einmal bekundet, ihr gehe Cals Art auf die Nerven, was diesen zum Schweigen bringt (ein seltener Moment). In Classical Period spielt Fendt scheinbar auf jene intellektuellen Zirkel an, wie sie beispielsweise in der Romantik immer wieder üblich waren, ihre Wissbegierde ebenso wie ihre Weltfremdheit. Das ist schon sehr intellektueller Humor, der sehr speziell ist, doch entziehen kann man sich ihm nicht, denn irgendwie hat ein Film wie Classical Period bei all seinen Anspielungen eine gewisse Leichtigkeit.
OT: „Classical Period“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Ted Fendt
Drehbuch: Ted Fendt
Kamera: Sage Einarsen
Besetzung: Calvin Engime, Evelyn Emile, Sam Ritterman, Christoper Stump, Michael Carwile
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