Der alternde Clean (Adrien Brody) verdient seinen Lebensunterhalt als Müllmann in einer ärmlichen, winterlichen Stadt. Er ist ein geschlagener Mann, seine brutale Vergangenheit aus Schmerz und Gewalt will ihn nicht loslassen. Aber will er überhaupt vergessen? Er lebt spartanisch und zurückgezogen seinen Alltag, die Leute, mit denen er Berührungspunkte hat, können ihn gut leiden. Er kümmert sich auch sehr um das Wohl der jungen Teenagerin Dianda (Chandler DuPont), er scheint jemanden in ihr wiederzuerkennen, einen Teil seiner Vergangenheit. Als sie droht in falsche Kreise abzurutschen und mit einem gefährlichen Drogenbusiness in Berührung zu kommen scheint, sieht sich Clean gezwungen einzuschreiten – und begibt sich damit auf einen blutigen Pfad der Rache…
Kreative Dreifaltigkeit
Adrien Brody, der für seine mitreißende Performance in Der Pianist 2003 den Oscar als Bester Hauptdarsteller gewann, spielt in diesem 90-Minüter nicht nur die Hauptrolle, sondern schrieb gemeinsam mit Regisseur Paul Solet (Bullet Head) auch das Drehbuch. Obendrein ist Mr. Brody auch für den Soundtrack des Films verantwortlich. Es scheint also ein Herzensprojekt des heute 49-jährigen zu sein, will sich mit seiner Tätigkeit als Komponist & Autor weiterentwickeln, kreativ in andere Richtungen gehen. Was er hier geschaffen hat, ist in seiner Essenz ein recht solider Actionfilm mit einer Story, wie man sie schon allzu oft auf der großen Leinwand und dem kleinen Bildschirm miterlebt hat. Die Geschichte eines kaputten Mannes, der sich selbst für seine Taten bestraft, alles verloren hat und nun aber irgendwann in diesem Film wieder Gebrauch von seinen elitären schädelzertrümmernden und waffensicheren Fähigkeiten machen muss, kann und wird.
Einzigartig? Eher weniger
Derartige Filme haben ein gefestigtes Publikum, Reviews eben dieses Films bestätigen diese Vermutung erneut – viele werden dieser Art des Storytellings nie wirklich müde. Streifen wie die John Wick Saga wildern im selben Gebiet und geben diesem Genre doch einen erfrischenden Spin und großartige, detaillierte Actionsequenzen mit auf den Weg. Doch gerade wegen der großen Konkurrenz muss auch Clean irgendwie aus der Masse hervorstechen. Das versucht der Film vorrangig mit einem sehr bekannten Cast, wie eben Adrien Brody und Glenn Fleshler (Joker, True Detective), die beide als profilierte Profis durchaus passable Performances abliefern. Die triste, kalte und winterliche Atmosphäre (gedreht wurde im Bundesstaat New York) erinnert an das kaputte und leblose Detroit und gibt dem Film eine gute Prise Einsamkeit und Verzweiflung, ohne dafür Drehbuchseiten hergeben zu müssen.
Drogen und Theatralik
Wo Clean aber leider ein paar Pluspunkte einbüßen muss, ist im Pacing – der Film dümpelt sehr lange vor sich hin, erzählt hier und da vom Alltag und des Daseins von Clean und führt das Publikum in ein gefährliches Drogengeschäft ein, mit dem unser Protagonist irgendwann kollidieren muss. In vielen dieser Minuten, wenn Clean z.B. aus Albträumen erwacht und verzweifelt weinend ein Bild seiner Tochter in den Händen hält, wirkt der Film leider ein wenig pathetisch und zu gewollt theatralisch. Leider wird auch die deutsche Synchronfassung dem Film nicht wirklich gerecht. Zwar sind tolle Stammsprecher an Bord und auch die Qualität ist absolut annehmbar. Doch verliert sich im Dialogbuch leider die Intensität der Wortspiele, Sprüche und „Badassery“, die schon der englische Trailer als Gänsehautmomente zu verwenden weiß.
Digitaler Soundtrack?
Der Name „Clean“ liefert in sich bereits die interessante Zerrissenheit des Protagonisten – er säubert die Straßen, scheint ein netter Weggefährte zu sein und ist doch so schmutzig mit dem Blut seiner Vergangenheit an den Händen. Dies weiß Brody auch mit schönen, wenn auch recht unaufgeregten Soundtrack-Stücken zu unterstreichen. Dennoch wirken seine musikalischen Bewanderungen etwas zu digital. Es scheint nicht von echten Musikern eingespielt, sondern eher am Computer produziert zu sein – was nicht schlecht sein muss. In einer brutalen und für die Charakterentwicklung des Antagonisten wichtigen Szene setzt bspw. allerdings auf sehr unnatürliche Weise plötzlich immer wieder der Bass aus, er schwingt nicht aus, sondern endet einfach und unterbricht so den Flow des Slowmo-Moments. Schade.
OT: „Clean“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Paul Solet
Drehbuch: Paul Solet, Adrien Brody
Kamera: Zoran Popovic
Musik: Adrien Brody
Besetzung: Adrien Brody, Glenn Fleshler, Richie Merritt, Chandler DuPont, Mykelti Williamson, Michelle Wilson, John Bianco
Tribeca Film Festival 2020
Tribeca Film Festival 2021
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