Das finstere Tal
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Das finstere Tal

Das finstere Tal
„Das finstere Tal“ // Deutschland-Start: 13. Februar 2014 (Kino) // 4. September 2014 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Ein Fremder (Sam Riley) kommt kurz vor Beginn des Winters in ein abgelegenes Bergdorf mitten in den Alpen. Die Bewohner sind wenig erfreut über den Neuling in ihrer Mitte, und erst nach Zahlung eines Geldbetrages an die Söhne des Bauern Brenner, der mit seinen sechs Söhnen das Gebiet praktisch kontrolliert, wird er geduldet. Einzig Luzi (Paul Beer) und ihre Mutter sind dem Fremden nicht feindlich oder gar ablehnend gesonnen, ist seine stille Art doch eine mehr als willkommene Abwechslung zu den rohen Brenner-Söhnen, die unter ihrem Bruder Hand (Tobias Moretti) das Dorf in ihrer Kontrolle haben. Indem sie ihm das Dorf sowie die nähere Umgebung zeigt, kommen sich der Fremde und Luzi etwas näher, besonders als er von seiner Heimat, den Vereinigten Staaten, erzählt, von der Prärie und den Ureinwohnern. Für die junge Frau ist es auch eine willkommene Ablenkung, denn bald steht ihre Hochzeit an sowie ihre Hochzeitsnacht, bei der es Brauch ist, dass sie der Brenner für sich, noch vor dem Bräutigam beansprucht. Allerdings wird dieses Ereignis überschattet vom Einbruch des Winters sowie einiger seltsamer Todesfälle, bei denen zwei der Söhne des Brenners ums Leben kommen.

Ein Western in den Alpen

Während seiner Karriere hat sich Regisseur Andreas Prochaska bereits in vielen Genres bewiesen, doch als er bei der Besichtigung eines Drehortes für ein anderes Projekt an eine alte Berghütte kam, war dies der Beginn des Wunsches, eine Geschichte in der Zeit spielen zu lassen, in der die Hütte gebaut wurde. Als er wenig später den Roman Das finstere Tal von Autor Thomas Willmann las, fand er die richtige Vorlage, welche zudem noch deutliche Bezüge zum Western beinhaltete, was noch einen zusätzlichen Anreiz darstellte. Prochaskas Adaption unterscheidet sich zwar an ein paar Stellen vom Roman, doch der Grundton einer Geschichte um Rache und patriarchale Überwachung ist geblieben.

Eigentlich meint man den Western nicht in dem dichten Schnee und den Wäldern der Berglandschaft verorten zu können. Jedoch erlaubte sich bereits Regisseur Sergio Corbucci in Leichen pflastern seinen Weg eine Verlegung des stereotypen Handlungsortes des Genres von der Wüste hin zu den Rocky Mountains, was den Film nicht nur ästhetisch herausstellte, sondern die Themen der Handlung dieses Meisterwerkes ergänzte. Einen ähnlichen Weg geht Prochaska in Das finstere Tal, wobei das Panorama der Alpen durch seine Schönheit über den Überlebenskampf im Tal an sich sowie das despotische Regime des Bauern Brenner hinwegtäuscht, oder eben gerade dafür den passenden Hintergrund liefert. Halten die Fotografien des Fremden noch die eben erwähnten Schönheit fest, wird dieser Eindruck schon bald abgelöst durch die Idee der Isolation, des Eingeschlossenseins und der Falle, in die man hineingeraten ist. Keine der Figuren, weder der Fremde noch Luzi oder ihre Mutter, können der weißen Hölle entkommen, und müssen für ihr Verweilen auch noch bezahlen oder andere Dienste erfüllen. Entsprechend klaustrophobisch sind die Bilder, die Außen- wie auch die Innenaufnahmen, welche Kameramann Thomas Kiennast einfängt.

Der strafende Gott

Allerdings wäre es unfair, einen Film Das finstere Tal nur auf Basis seiner Bezüge zum Westerngenre zu bewerten. Über das von ihm mitgeschrieben Drehbuch sowie seine Schauspieler, allen voran Tobias Moretti als Anführer der Brenner-Brüder, entsteht der Eindruck eines Systems der Überwachung und Bestrafung, in dem selbst die Religion dem Willen eines Einzelnen untersteht. Einzig die Natur entzieht sich dieser Kontrolle, wirkt sie doch, auch wegen der schon beschrieben Bildsprache, wie eine fast schon mythische Kraft, welche die Menschen nur duldet. Der von Sam Riley (Control) gespielte Fremde kommt aus dieser Natur, scheinbar direkt aus dem Nebel, der sich in das Tal senkt, und wirkt schon von der ersten Minute an, wie eine Gewalt von außen, unter dessen schweigsamer Oberfläche es immerzu zu brodeln scheint.

Credits

OT: „Das finstere Tal“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2014
Regie: Andreas Prochaska
Drehbuch: Andreas Prochaska, Martin Ambrosch
Vorlage: Thomas Willmann
Musik: Matthias Weber
Kamera: Thomas Kiennast
Besetzung: Sam Riley, Tobias Moretti, Paula Beer, Thomas Schubert, Clemens Schick, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb, Florian Brückner

Trailer

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Das finstere Tal
fazit
„Das finstere Tal“ ist ein sehr überzeugender Alpen-Western. Vor allem Genrefans und Liebhaber einer kraftvollen, atmosphärischen Bildsprache werden ihre Freude an Andreas Prochaskas bis dato bestem Film haben, der einmal mehr beweist, dass es deutschsprachige Genrefilme geben kann, wenn man es nur will und mit entsprechend viel Talent an die Sache herangeht.
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von 10