The Sum of All Fears Der Anschlag
© Paramount Pictures

Der Anschlag

The Sum of All Fears Der Anschlag
„Der Anschlag“ // Deutschland-Start: 8. August 2002 (Kino) // 27. September 2018 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als sich die politische Führung in Moskau verändert, ist man im Weißen Haus gespannt, wie sich die Beziehungen zu Russland ändern werden. Da er einer der wenigen ist, der den neuen Präsidenten Russlands etwas genauer kennt, wird der bis dahin unscheinbare CIA-Analyst Jack Ryan (Ben Affleck) mit in den Beraterstab des US-Präsidenten geladen, wo er von seinem direkten Vorgesetzten, William Cabot (Morgan Freeman), eingeführt wird in die Welt des Weißen Hauses und wie man am besten mit den anderen Ministern verhandelt. Entgegen der Meinung dieser, denkt Ryan nämlich nicht, dass von dem neuen russischen Präsidenten Nemerov (Ciarán Hinds) eine direkte Gefahr ausgeht, sondern dass man mit ihm als Oberhaupt des Landes erstmalig eine Chance für Verhandlungen, nukleare Abrüstung und damit auf Frieden hat. Ein erster Staatsbesuch soll Klarheit über die Ziele des russischen Präsidenten geben, doch anstatt zur  Beruhigung der Gemüter, trägt dieser eher zum Gegenteil bei, denn bei er Besichtigung eines russischen Atombunkers fällt das Fehlen einiger Wissenschaftler auf, deren Expertise beim Bau eines nuklearen Sprengstoffs unerlässlich ist.

Der Autor eines Romans, den man ignorierte

Nach zwei kommerziell sehr erfolgreichen Adaptionen der Jack Ryan-Romane Tom Clancys gab es bereits recht früh Verhandlungen über Der Anschlag, doch aufgrund der weltpolitischen Lage sowie einiger anderer Probleme wurde das Projekt so lange aufgeschoben, bis man sich schließlich auf die Suche nach einem neuen Schauspieler machen musste, der die Nachfolge von Alec Baldwin und Harrison Ford antreten sollte. In Ben Affleck wurde ein mehr als adäquater Ersatz gefunden für einen Film, der eher unfreiwillig ein Spiegel der Weltlage nach den Anschlägen des 11. September 2011 wurde, auch wenn man sich im Nachhinein bemühte, diese Assoziationen herunterzuspielen.

Inhaber der Heimkinoauflage von Der Anschlag werden sich wohl eines ganz besonders Features erfreuen dürfen, nämlich des Audiokommentars Tom Clancys, der die meiste Zeit damit verbringt, auf die Unterschiede zu seinem Roman hinzuweisen. Die Tatsache, dass die politische Lage sich seit Beginn der 90er geändert hat, als der Roman veröffentlicht wurde, spielt dabei für den Autor anscheinend nur eine untergeordnete Rolle, denn gerade durch die vorsichtige Aktualisierung der Geschichte wird ein sehr interessanter erzählerischer Ansatz verfolgt, den viele Blockbuster und auch kleinere Projekte in der Folgezeit nutzen. Mehr noch als die vorherigen Filme wie Die Stunde der Patrioten oder Jagd auf Roter Oktober ist das Prinzip der Gleichzeitigkeit die treibende Kraft des von Paul Attanasio und Daniel Pyne verfassten Drehbuchs. Zwar sind die Konventionen des Genres nach wie vor erkennbar, doch die Ereignisse und deren Kontrolle scheinen immer weniger in der Kontrolle des Helden zu liegen, der sich den ganzen Film über bemüht, eben jene Kontrolle wiederzuerlangen. Die Spannungsdramaturgie erfolgt über den Schnitt, der die Handlungen bündelt, teils eine Komplexität und Verbundenheit assoziiert, deren Explosivität sich in einem katastrophalen Ereignis zeigen soll.

Die hilflosen Hände der Mächtigen

Waren die Politiker und die Angehörigen des Militärs noch Figuren, die eine gewisses Maß an Kontrolle hatten, sind diese in Der Anschlag zunehmen Schachfiguren, deren Machtposition immer wieder zur Disposition steht. Aufgrund der Änderungen im Drehbuch, welches die „Bösewichte“ zu Neo-Nazis machte und damit eine andere Assoziation vermeiden wollte, wird der Geschichte etwas von ihrer Wucht genommen, doch die Idee der Ohnmacht der Mächtigen, die zunehmen reagieren und weniger agieren, ist eines der interessantesten und beunruhigendsten des Filmes. Dies zeigt sich auch an der Figur des Jack Ryan, dessen Idealismus ihn näher an die Interpretation Alec Baldwins aus Jagd nach Roter Oktober bringt, mal ganz abgesehen von einigen anderen Parallelen, die dieser Film mit Der Anschlag aufzuweisen hat.

Als Jack Ryan ist Ben Affleck eine mehr als solide Besetzung. Zwar dauerte es noch einige  Zeit, bis der Darsteller die nötige Sicherheit hatte, einen Blockbuster alleine zu stemmen, doch in Der Anschlag sieht man bereits viele der Qualitäten, die Afffleck zu einem der besten Schauspieler seiner Generation machen. Abgesehen einmal von dem bereits erwähnten Idealismus bringt er die nötige Würde und Integrität für eine solche Rolle mit, was seine Interpretation sehr sehenswert macht.

Credits

OT: „The Sum of All Fears“
Land: USA
Jahr: 2002
Regie: Phil Alden Robinson
Drehbuch: Paul Attanasio, Daniel Pyne
Vorlage: Tom Clancy
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: John Lindley
Besetzung: Ben Affleck, Morgan Freeman, James Cromwell, Liev Schreiber, Alan Bates, Philip Baker Hall, Ron Rifkin, Bruce McGill, Ciarán Hinds

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Der Anschlag
fazit
„Der Anschlag“ ist ein Polit-Thriller, dessen Bezug zur Weltlage nach 9/11 mehr als offensichtlich ist. Auch wenn der Film dies herunterzuspielen versucht, ist die spannend und packend inszenierte Geschichte vor allem ein Spiegel der Welt, in der die Mächtigen vor allem reagieren und nicht mehr agieren. Zudem begeistert Ben Affleck in einer seiner ersten Titelrollen.
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