Der spanische Multi-Milliardär Humberto Suárez (José Luis Gómez) hat Geld und Einfluss ohne Ende, wird von zahllosen Menschen um das beneidet, was er erreicht hat. Doch irgendwie reicht ihm das nicht. Er hätte es gern, dass er etwas der Nachwelt hinterlässt, was ihn unsterblich macht und wofür man sich gern an ihn erinnert. Eine Idee, wie das zu erreichen ist, hat er schon: Er will den besten Film aller Zeiten produzieren. Erfahrung im Filmgeschäft hat er keine, aber wo der nötige Zaster ist, da ist auch ein Weg. Also sichert er sich erst die sündhaft teuren Rechte an einem preisgekrönten Roman. Anschließend engagiert er die umschwärmte Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) sowie die beiden Schauspielstars Ivan Torres (Oscar Martínez) und Felix Rivero (Antonio Banderas). Ein Selbstläufer ist das Projekt deswegen aber nicht. Tatsächlich dauert es nicht lang, bis die Egos der drei krachend aufeinanderprallen und der Film immer wieder vor seinem Aus steht …
Das komische Geschäft des Filmemachens
Filme über das Filmemachen oder auch Filmschaffende gibt es natürlich nicht zu knapp. Die Branche gibt sich gern mal ein wenig selbstreferenziell oder ist einfach von sich selbst so eingenommen, dass sie aus dem Nähkästchen plaudern mag. Das Ergebnis kann dabei von einer gewissen Romantisierung bis hin zur Ehrfurcht geprägt sein, wie es etwa The Artist vor einigen Jahren erfolgreich vormachte. Andere setzen sich hingegen ironisch bis satirisch mit dieser eigenen Welt auseinander. Hail, Caesar!, The Player oder Bowfingers große Nummer, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Mit Der beste Film aller Zeiten wird diese illustre Liste um einen weiteren Eintrag erweitert, bei dem es vor allem darum geht, sich über alles und jeden lustig zu machen, der in diesem Bereich arbeitet.
Das Besondere dabei ist, dass der Film gar nicht während eines Filmdrehs spielt, wie es bei den meisten solcher Titel der Fall ist. Stattdessen sehen wir einer exzentrischen Regisseurin und zwei eitlen Schauspielern dabei zu, wie sie sich in nicht enden wollenden Proben gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Wobei Gastón Duprat und Mariano Cohn, die gemeinsam Regie führten und am Drehbuch mitschrieben, schon vorher die ersten Giftpfeilchen verschießen. So kommt in Der beste Film aller Zeiten auch der Produzent nicht gut weg, der aus reiner Eitelkeit heraus Filmgeschichte schreiben will, sich dabei aber für den Film als solchen herzlich wenig interessiert. Er weiß nicht einmal, worum es in dem Roman geht, den er für viel Geld eingekauft hat, da er nur die Sprache des Geldes spricht, nicht die der Kunst.
Amüsant, aber wenig Tiefe
Im krassen Gegensatz dazu will sich die Regisseurin unentwegt verkünsteln und macht aus den banalsten Momenten große Dramen – und sei es die „richtige“ Aussprache eines „guten Abend“, welches sie wieder und wieder wiederholen lässt. Das ist tatsächlich lustig, so wie auch andere Stellen immer wieder erheitern. Maßgeblich daran beteiligt ist natürlich das hochkarätige Ensemble, das kein Problem damit sich selbst und damit die Leute, die sie repräsentieren, kräftig durch den Kakao zu ziehen. Macken haben sie hier alle. Tatsächlich gibt es in Der beste Film aller Zeiten niemanden, der frei ist davon, was aber auch an der überschaubaren Zahl an Figuren liegt. Außer dem Trio taucht kaum jemand auf, selbst der Produzent verschwindet irgendwann.
Umso schwerer wiegt, dass die drei nie so wirklich charakterliche Tiefe entwickeln. Es sind schon eher schlichte Karikaturen, welche Duprat und Cohn da vorstellen. Auf Dauer leidet die Satire, welche bei den Filmfestspielen von Venedig 2021 im Wettbewerb Premiere feierte, deshalb ein wenig unter Eintönigkeit. Mit einer Laufzeit von zwei Stunden ist das hier auch zu lang, gerade in der zweiten Hälfte tritt der Film schon ziemlich auf der Stelle. Das bedeutet nicht, dass man mit Der beste Film aller Zeiten nicht seinen Spaß haben könnte. Bei der Dekonstruktion einer selbstverliebten Industrie hätte es gern aber noch ein bisschen mehr sein dürfen als das, was hier zusammengetragen wurde. Statt garstigem Angriff reicht es hier nur zu einem kleinen Augenzwinkern.
OT: „Competencia oficial“
Land: Spanien, Argentinien
Jahr: 2021
Regie: Gastón Duprat, Mariano Cohn
Drehbuch: Gastón Duprat, Mariano Cohn, Andrés Duprat
Musik: Eduardo Cruz
Kamera: Arnau Valls Colomer
Besetzung: Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martinez, José Luis Gómez
Venedig 2021
Toronto International Film Festival 2021
Zurich Film Festival 2021
Tribeca Film Festival 2022
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