Der Schock ist groß bei der Schulsekretärin Annett Ludwig (Christina Große), als sie beim Joggen am Meer die Leiche des 17-jährigen Schülers Theo Jacobsen (Lasse Stadelmann) entdeckt. Der war an seiner Schule ein Außenseiter, wurde zum Teil auch ziemlich gemobbt, wie Karin Lossow (Katrin Sass) festgestellt hat, als sie im Rahmen einer Projektwoche an seiner Handelsschule über Rechtsfragen unterrichtet. Aber hängt damit auch der Mord zusammen? Als Rainer Witt (Till Firit) und sein Team die Ermittlungen aufnehmen, erkennen sie, dass der unscheinbare Jugendliche Geheimnisse hatte. Zudem war er offensichtlich schwer verliebt in Paula (Harriet Herbig Matten), die Tochter der Sekretärin. Die wiederum hat jedoch Gefühle für Karol Wilcek (Bela Gabor Lenz), einen anderen Mitschüler …
Kein märchenhafter Krimi
Und weiter geht es mit der Donnerstagabend-Mörderjagd Der Usedom-Krimi. Nachdem letzte Woche Gute Nachrichten trotz des verheißungsvollen Titels alles andere als eine gute Nachricht war, geht es mit Schneewittchen nahtlos weiter. Auch bei dessen Existenz würde man nicht unbedingt von einer guten Nachricht reden. Der eigene Titel ist ebenfalls irreführend. Märchenhaft ist der nunmehr 18. Teil der ARD-Krimireihe nicht. Es gibt auch keinen wirklichen Bezug zu dem berühmten Volksmärchen rund um eine schöne Prinzessin und die böse Stiefmutter. Von sonstigen Elementen wie Zwergen oder einem vergifteten Apfel ganz zu schweigen. Stattdessen steht im Mittelpunkt mehr oder weniger eine schwierige Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter.
Klar, drumherum werden noch andere Nebenhandlungen aufgebaut. Schließlich soll Der Usedom-Krimi: Schneewittchen ein Whodunit-Krimi sein, bei dem die Zuschauer und Zuschauerinnen darüber nachgrübeln sollen, wer denn den Mord begangen hat. Zu diesem Zweck ist es notwendig, dass einige Alternativen aufgebaut werden, die alle ein mögliches Motiv gehabt haben können. Und weil das dem immerhin drei Autorinnen umfassenden Drehbuchteam offensichtlich nicht genug war, darf Staatsanwältin Katharina Stozek (Milena Dreißig) in einer richtigen Krise stecken. Mit dem Fall an sich hat das nichts zu tun. Man hätte das sogar ganz weglassen können, da das Ganze so sporadisch auftaucht, als wäre da versehentlich ein fremdes Drehbuch reingerutscht. Wirklich störend ist es aber nicht.
Seifenoper statt Spannung
Deutlich schlimmer ist da schon der Hang zur dümmlichen Seifenoper, welche den Film plagt. Während der eine Part der Schulgeschichte rund um das Mobbing nicht mehr als Klischees und Stereotypen hervorbringt, wird es bei der Mutter-Tochter-Geschichte richtig übel. Warum sich Paula so grauenvoll verhält, wird nie klar, ebenso wenig, was Theo denn ausgerechnet an ihr gefunden haben soll. Nicht dass die Mutter eine so spannende und sympathische Figur wäre. Aber Sympathie war bei Der Usedom-Krimi: Schneewittchen selten ein bedeutendes Kriterium. Auf der Insel wimmelt es von unsympathischen oder zumindest anstrengenden Menschen, zumindest wenn man die Filme als Ausgangsbasis nimmt.
Auch das ist nicht zwangsläufig ein Ausschlusskriterium, um bei einem Krimi unterhalten zu werden. Man muss die Leute nicht mögen, weder die ermittelnden, noch die verdächtigen. Wenn dann aber der Krimipart derartig dürftig ist wie hier und nur die besagte Seifenoper übrig bleibt, dann wird es schon problematisch, wenn einen niemanden interessiert. Der Usedom-Krimi: Schneewittchen ist damit ein weiterer schwacher Teil einer Reihe, die zwar ein treues Publikum von rund sechs Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen hat, von den schönen Inselbildern einmal abgesehen aber kaum ein Argument liefert, warum man zu diesen sechs Millionen zählen sollte. Bessere Krimis gibt es ohne Ende, bessere Dramen sowieso. Es ist nicht einmal so, dass das Setting so atemberaubend wäre, da norddeutsche Küsten inzwischen Standardprogramm sind.
OT: „Der Usedom-Krimi: Schneewittchen“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Dinah Marte Golch, Isabell Serauky, Emily Reimer
Musik: Colin Towns
Kamera: Markus Schott
Besetzung: Katrin Sass, Till Firit, Max Hopp, Christina Große, Harriet Herbig-Matten, Lasse Stadelmann, Rainer Sellien, Béla Gabor Lenz, Milena Dreißig
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