Das Ende der ersten Staffel von Didi – Der Untermieter wirkte schon einigermaßen endgültig. Willi Böck (Dieter Hallervorden) landete im Gefängnis und war somit endgültig aus dem Haus und dem Leben von Katharina Keller (Rotraud Schindler) und deren Tochter Trixi (Nathalie Hallervorden) verschwunden. Die Kontinuität der Serie bestand ja aber schon in der ersten Staffel darin, eine serieninterne Kontinuität kontinuierlich zu ignorieren, also warum jetzt von diesem Erfolgskonzept abweichen? Tatsächlich wird erst in der zweiten Staffel so richtig deutlich, dass es anscheinend volle Absicht ist, dass die einzelnen Episoden in austauschbarer Reihenfolge angeschaut werden können. Vor allem wird klar, dass die Folgen anders als in der ersten Staffel noch nicht einmal mehr vorgeben, die Ereignisse im Hause Böck c/o Keller chronologisch festzuhalten. In der neunten Folge, Die Spezialisten, taucht spät am Abend Dr. Sibelius (Karl-Ulrich Meves) auf, um Frau Keller zu untersuchen. Willi öffnet ihm die Tür und es ist klar, dass die beiden sich zum ersten Mal sehen. Jedoch kam Dr. Sibelius bereits in Folge vier, Hypnotisiert, im Rahmen eines Hausbesuches vorbei, da Willi ihn seiner Bronchitis wegen herbestellt hatte.
Nicht zu viel auf einmal anschauen
Es muss sich vor Augen geführt werden, dass Didi – Der Untermieter eine Fernsehserie aus den 1980ern ist. Begriffe wie „Streaming“ oder „Bingewatching“ gab es im deutschen Sprachraum nicht; was einmal ausgestrahlt war, war ausgestrahlt, und wer es verpasst hatte, hat eben Pech gehabt, sofern er nicht einen Videorekorder sein eigen nennen konnte. Die Serie war von Anfang an so konzipiert, eine Episode wöchentlich anzusehen, für die aber keine zwingende Vorkenntnis vonnöten war und die bei Verpassen nicht zu folgenschweren Folgeschwierigkeiten weiterer Folgen führt. Es zeichnete sich ja schon in der ersten Staffel ab: Die ersten fünf, sechs, sieben Episoden lassen sich gut hintereinander wegschauen, doch dann wird schnell eine gewisse Sättigung erreicht. Das wurde natürlich dadurch begünstigt, dass die späteren Folgen in gewisser Weise repetitiv waren, aber nach Sichtung der zweiten Staffel liegt doch eher die These nahe, dass diese Serie sich einfach nicht fürs „Bingewatching“ eignet. Natürlich muss sie für Besitzer der Disc nicht wie intendiert auf eine Folge pro Woche limitiert werden, aber wer nicht gerade Kritiker ist und eine Deadline einhalten muss, sollte sich wirklich nicht alles auf einmal ansehen.
Abwechslungsreichere Schauplätze
Die Gagdichte pro Episode hat sich im Vergleich zur ersten Staffel verringert, dafür sind die einzelnen Handlungen besser ausgebaut. Das jeweilige Ende ist oft leider immer noch ein abrupter Bruch, da 24 Minuten Laufzeit nicht ausreichen, um Willi aus der Misere zu retten, in die er sich und oft auch Katharina oder gleich das gesamte Haus wieder einmal hineinmanövriert hat. Der Status Quo wird quasi erst nach dem Abspann wiederhergestellt. Ansonsten ist die zweite Staffel aber auch weltoffener. Während es früher vielleicht höchstens einmal auf die Pferderennbahn ging oder eine Kneipentour unternommen wurde, ist hier das traute Eigenheim zwar immer noch die Hauptlocation, die Serie traut sich aber des Öfteren und länger aus dem Haus. Die erste Folge, Ein heilsamer Schreck, zum Beispiel spielt fast komplett in einem Krankenhaus(zimmer) – überhaupt scheint die Staffel thematisch häufig mit gesundheitlichen Problemen zu liebäugeln –, es ist auch die einzige Folge, in welcher Rotraud Schindler nicht auftritt. Darüber hinaus geht es aber auch auf einen Campingplatz, in teure Restaurants (entweder als Gast oder als Besitzer), in schicke Villen und und und.
Detailverbesserungen
Technisch sind ebenfalls Verbesserungen festzustellen. Die Kameraeinstellungen werden länger gehalten, das Editing basiert nicht mehr so sehr auf Schnitt-Gegenschnitt-Anfänger-Grundlagen. Dieter Hallervorden überzeugt nach wie vor als chaotischer Untermieter, spielt seine Stärken in Mimik und Gestik aus, während der Wortwitz vielleicht ein wenig zu kurz kommt. Die Chemie mit Rotraud Schindler vor der Kamera stimmt trotz einer Scheidung nach wie vor, was für die Professionalität beider Beteiligten spricht. Nathalie Hallervorden macht immer noch den Eindruck, als wäre sie im Theater besser aufgehoben gewesen, ist jedoch merklich besser in ihre Rolle hineingewachsen. Nach der Serie absolvierte sie übrigens eine Schauspielausbildung (erst in Berlin, dann in New York), nur um dann nie wieder vor die Kamera zu treten. Im Großen und Ganzen zwar kein großer Verlust für die Filmwelt, aber nach 26 Episoden gehört sie doch irgendwie zum Inventar, und es wäre sicher interessant gewesen, sie noch einmal spielen zu sehen.
OT: „Die Nervensäge“
Land: Deutschland
Jahr: 1986
Regie: Ralf Gregan, Stefan Lukschy
Drehbuch: Stefan Lukschy, Hartmann Schmige, Heidi Zerning
Vorlage: Peter Robinson, Peter Vincent
Musik: Rolf Bauer
Kamera: Norbert Stern, Jörg Seidl, Charlie Steinberger
Besetzung: Dieter Hallervorden, Nathalie Hallervorden, Rotraud Schindler, Oliver Rohrbeck, Karl Schulz, Manfred Lehmann, Ulrich Gressieker, Karl-Ulrich Meves
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