Eugene Evans (Finn Cole) lebt mit seiner Mutter Olivia (Kerry Condon), seiner jüngeren Halbschwester Phoebe (Darby Camp) sowie seinem Stiefvater George (Travis Fimmel) in einer Kleinstadt in Texas. Viel zu tun gibt es dort nichts, die von Trockenheit und Stürmen geplagte Gegend bietet kaum Perspektiven. Und so bleibt Eugene nichts anderes übrig, als mit seinem besten Freund Joe (Stephen Dinh) von einem besseren, aufregenderen Leben zu träumen. Dieser Traum scheint wahr zu werden, als Allison Wells (Margot Robbie) auftaucht. 10.000 Dollar Belohnung gibt es für die Verbrecherin, die wegen Bankraubs und Mordes gesucht wird. Anstatt sie der Polizei aufzuliefern, beschließt Evans jedoch, ihre Geschichte zu hören und ihr bei der Flucht nach Mexiko zu helfen, wo auch sein vor Jahren verschwundener Vater leben soll …
Ein nicht gehaltenes Versprechen
The Birthday Cake mit Ewan McGregor, Four Good Days mit Mila Kunis und Glenn Close, Ida Red mit Josh Hartnett – zuletzt hat es auffällig viele Filme gegeben, die trotz prominenter Besetzung nur versteckt als Video on Demand abseits der großen Streamingdienste veröffentlicht wurden. Zu denen zählt auch Dreamland, das schon 2019 auf dem Tribeca Film Festival Premiere hatte und dann irgendwann hierzulande als digitale Version erschien. Und das obwohl Margot Robbie ohne Zweifel als größerer Hollywood-Star zumindest eine DVD-Veröffentlichung gerechtfertigt hätte. Vergleichbar zu den obigen Titeln gibt es aber schon gut Gründe, warum niemand an einen größeren Erfolg glaubte. Der Film gibt einfach nicht so wahnsinnig viel her.
Dabei verspricht das Artwork eigentlich viel Spannung, wenn wir Robbie und Jungschauspieler Finn Cole (An Inspector Calls) davonlaufen sehen, im Hintergrund Männer und ein Sonnenuntergang, eine Waffe in der Hand. Romantik trifft da auf Action, so wird impliziert, ganz im Stil von Bonnie und Clyde. Der Vergleich ist naheliegend, trifft es aber nicht so wirklich. So sind die beiden händchenhaltenden Flüchtenden zu Beginn der Geschichte kein Paar. Und auch wenn Dreamland natürlich die Erwartung weckt, dass die beiden sich mit der Zeit näherkommen, auf amouröser Ebene läuft da nichts. Zumindest nicht, was Allison angeht. Sie macht ihrem jungen Verehrer früh und oft genug klar, dass er sich da besser nichts erwarten sollte. Aber wie das so ist, wenn man jung und unerfahren ist und ohne Perspektive aufwächst: Träumen geht immer!
Auf der Suche nach dem Ich
Der Titel des Thrillerdramas ist insofern schon gut gewählt. Es geht in Dreamland weniger darum, wie zwei Menschen ein großes Abenteuer erleben. Vielmehr darf das Publikum mitansehen, wie ein junger Mann, der an vielen Stellen eher wie ein Kind wirkt, sich in Träume und Fantasievorstellungen stürzt. Das betrifft nicht nur die Femme Fatale, die eines Tages vor ihm steht und trotz des geringen Altersunterschiedes der Besetzung – Robbie ist nur sechs Jahre älter als Cole – deutlich souveräner und erfahrener auftritt. Es betrifft auch die Sehnsucht nach dem Vater, der vor vielen Jahren abgehauen ist und zu dem es keinen Kontakt mehr gibt. Sich an die flüchtige Verbrecherin dranzuhängen, ist daher gleichzeitig Ausweg aus der Einöde wie auch eine Form der Selbstsuche. Eugenes Leben war immer so sehr von seiner Vorstellung geprägt, jemand anderes und woanders zu sein, dass er nie etwas Eigenes entwickelt hat.
Grundsätzlich ist das als Szenario ganz brauchbar: Die Begegnung mit Leuten, die eine ganz andere Form von Leben führen, kann immer ein wertvoller Impuls sein. Es bedeutet aber auch, dass Eugene eine ziemlich blasse und konturlose Figur ist, bei der außer Klein-Jungen-Fantasien wenig Persönlichkeit vorliegt. Zusammen mit der Ereignislosigkeit der Geschichte führt das dazu, dass Dreamland immer mal wieder etwas langweilig ist. Dafür gibt es schöne Bilder, welche die Balance halten aus trockener 30er Jahre Einöde und goldenem Wunderland. Wem das zusammen mit dem Star-Glamour Robbies reicht, kann sich hier für anderthalb Stunden verlieren. Man wird während dieser Sinnsuche aber relativ wenig mit Substanz finden.
OT: „Dreamland“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Miles Joris-Peyrafitte
Drehbuch: Nicolaas Zwart
Musik: Patrick Higgins
Kamera: Lyle Vincent
Besetzung: Finn Cole, Margot Robbie, Travis Fimmel, Kerry Condon, Darby Camp, Stephen Dinh
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