In einer alternativen Version des Jahres 2022 wurde das Gefängnissystem ausgelagert an private Konzerne, die sich darin überbieten, wie sie kostengünstig und schnell mit fälligen Straftätern umgehen. Auch der Ex-Soldat Captain J. T. Robbins (Ray Liotta) bekommt dieses System am eigenen Leibe zu spüren, als er wegen Mordes an seinem Vorgesetzten und Befehlsmissachtung verurteilt wird. Schnell merkt der Gefängnisleiter (Michael Lerner), dass er mit Robbins einen potenziellen Unruhestifter in einer Einrichtung hat, weshalb er diesen nach zur Gefängnisinsel Absolom. Während die Gefängnisleitung lediglich überwacht, dass niemand flieht und keiner mitbekommt, was sich auf der Insel abspielt, ist auf der Insel selbst ein Grabenkrieg entbrannt zwischen der Fraktion der „Outsider“, angeführt von brutalen Walter Marek (Stuart Wilson), und den „Insidern“, angeführt von Vater (Lance Henriksen). Robbins gelingt nach seiner Ankunft schwer verwundet die Flucht vor Mareks Männern, wonach ihn Vater und seine zahlenmäßig den Outsidern unterlegene Fraktion behandeln. Trotz deren Gastfreundschaft will sich der ehemalige Soldat nicht unterordnen und hat nur vor, von der Insel so schnell es geht wieder zu fliehen.
Mit der Zeit entbrennt der Konflikt zwischen den zwei Lagern jedoch wieder, speziell als Marek seine Position in Gefahr sieht und die Insel endlich für sich alleine haben will. Zur gleichen Zeit findet Robbins etwas mehr Zugang zu der Gemeinschaft der Insider und in dem jungen Casey (Kevin Dillon) einen ständigen Begleiter. Schließlich muss er sich entscheiden, für welche Seite er kämpfen will und kann nicht mehr länger für sich alleine sein, besonders als sich herausstellt, dass sich unter den Insidern ein Spitzel der Gefängnisleitung befindet.
Jeder für sich
Als Filmemacher Martin Campbell von Produzentin Gale Ann Hurd gefragt wurde, ob er bei einer Verfilmung von Richard Herleys Roman Die Strafkolonie die Regie übernehmen wolle, war der Neuseeländer sofort Feuer und Flamme für die Geschichte, die Action mit einem gesellschaftskritischen Unterton verband. Während seine später folgenden James Bond-Filme durch ihren kommerziellen Erfolg ein Werk wie Flucht aus Absolom verdeckten, darf man mittlerweile sagen, dass es sich bei dem Film von 1994 um ein sehr beachtliches Projekt handelt, welches sehr viel mehr zu bieten hat, als man anfangs vielleicht annehmen würde.
Die Mischung aus Action und Science-fiction ist für das Kino der 90er Jahre keine Neuigkeit und gerade in diesem Jahrzehnt gab es eine ganze Reihe von Produktionen aus dem Bereich, mit dem vielleicht berühmtesten Beispiel von Kevin Costners Waterworld. Was die beiden Werke um Übrigen noch verbindet, ist, dass sich Campbells Film ebenso sehr viel Zeit nimmt, um die Welt zu erkunden, insbesondere die verschiedenen Gruppierungen auf Absolom. Interessant ist, dass es keinesfalls zu einer Idealisierung einer Fraktion kommt, selbst wenn die von Lance Henriksens Vater geführte Gemeinschaft eindeutig als positiver dargestellt wird im Vergleich zu den barbarischen Outsidern. Campbells Inszenierung sowie das Drehbuch Michael Gaylins und Joel Gross zeigt das Leben auf der Insel als einen knallharten Überlebenskampf, in dem ein Soldat wie Robbins natürlich gute Karten hat, aber die Schwachen schnell auffrisst. Dafür finden sich passende Bilder vor der Inselkulisse, der jegliches Paradiesische genommen wurde und die viel eher wie eine „grüne Hölle“ wirkt, aus der es kein Entkommen mehr gibt.
„Das nennt ihr Freiheit?“
Ein weiterer Aspekt, der Flucht aus Absolom von vielen anderen Produktionen abhebt, ist die Besetzung Ray Liottas in der Rolle des Captain J. T. Robbins. Der vor kurzem leider verstorbene Schauspieler zeigt als Ex-Soldat einen Mann, der auf der einen Seite den Typ des Actionhelden bedient, aber darüber hinaus auch sensibel und intelligent das Trauma dieses Mannes spielt, dessen Rebellion eine Methode ist, endlich Gehör zu finden und sich gegen jegliche Obrigkeit, besonders eine repressive, zu Wehr zu setzen. Darüber hinaus zeigt er Robbins als Handelnden wie auch genauen Beobachter, der auf die Mängel der einzelnen Gesellschaften hinweist, beispielsweise auf die Tatsache, dass Vaters Regime alles andere als jene Freiheit einlöst, die er seinen Männern verspricht.
Die Action, gerade die Kampfszenen, gegen Ende, sind dann visuell wie auch dramaturgisch der folgerichtige Schlussakkord zu einem Film, der sich in erster Linie als eine Melange aus Blockbuster und dystopischer Geschichte versteht, bei dem es um den Begriff der Freiheit geht und ob dieser tatsächlich einlösbar ist.
OT: „No Escape“
Land: USA
Jahr: 1994
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Michael Gaylin, Joel Gross
Vorlage: Richard Herley
Musik: Graeme Revell
Kamera: Phil Meheux
Besetzung: Ray Liotta, Lance Henriksen, Stuart Wilson, Kevin Dillon, Kevin J. O’Connor, Michael Lerner, Ernie Hudson
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