Vor zwei Jahren verschwand ihre Schwester nach Seoul und hat seitdem keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie oder zu Miyu (Yurika Akane), die sich große Sorgen um sie macht. Aufgrund eines Missverständnisses meint die junge Frau, ihre Schwester würde ihr die Schuld am Ende ihrer letzten Beziehung geben. Ihre Suche auf den Straßen der südkoreanischen Hauptstadt verlaufen jedoch ohne Ergebnis und sie ist kurz davor aufzugeben, als sie auf einmal Hana (Eun-Woo Lee) in die Arme läuft. Diese ist eine international bekannten Schönheitschirurgin mit einer erlauchten Klientel, die zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Hyoshin (Hirosawa Sou) in einem luxuriösen Apartment wohnt. Miyu freundet sich mit Hana an, die sie zu sich nach Hause nimmt, damit sie sich etwas ausruhen kann. Doch schnell wird aus der Bekanntschaft eine tiefe Freundschaft, was in Hyoshin Eifersucht auslöst. Schon seit langem plagen sie Albträume sowie Verlustängste, die nun wiedererwachen mit der neuen Mitbewohnerin.
Während Miyu ihre Suche fortsetzt und schon bald auf eine verheißungsvolle Spur trifft, kommt es zwischen Hana und Hyoshin zur Aussprache. Die Chirurgin weiß mehr über die verschwundene Schwester als sie vorgibt, und auch ihre Freundin scheint die Vermisste zu kennen, weshalb sie Miyu so schnell es geht wieder loswerden will. Ein dunkles Geheimnis verbindet die drei Frauen miteinander und Hyoshins Eifersucht führt schnell zu einigen drastischen Wendungen.
Kein Unbekannter im Genrekino
Takeshi Sone ist schon seit vielen Jahren kein Unbekannter mehr im Genrekino, wobei er seinen größten Erfolg wohl als Kameramann des Publikumslieblings One Cut of the Dead feiern durfte. Sein Faible für Mystery und Drama durfte der Japaner in Projekten wie Ghost Mask: Scar ausleben, der Ende Oktober 2022, pünktlich zu Halloween, in Deutschland von Busch Media Group fürs Heimkino veröffentlicht wird. Dabei sollte aber schon im Vorfeld vermerkt werden, dass jenes blutige Cover der DVD und Blu-ray einen ganz anderen Film verspricht, denn in erster Linie geht es um Themen wie Schuld und Eifersucht und viel weniger um blutige Szenen, wie man es vielleicht vermuten würde.
In Ghost Face: Scar übernimmt Sone nicht nur die Regie, sondern auch die Kamera und den Schnitt. Technisch und ästhetisch weiß der Film zu überzeugen und führt den Zuschauer recht langsam an die Figuren heran sowie deren Beziehungen zueinander. Zudem evozieren die meist sehr hellen Einstellungen eine tiefe Dunkelheit, die in den Charakteren schlummert und immer mehr an die Oberfläche gelangt, durch Lügen, Schuldzuweisungen und letztlich auch recht drastischen Ereignisse, die sich dann speziell in den letzten Minuten des Filmes wiederfinden. Auch Aspekte wie das Produktionsdesign können sich sehen lassen, wie beispielsweise die klinisch weiß gehaltene Wohnung Hana, die nicht nur wie eine Spiegelung ihres Berufes ist, sondern ebenso als ironischer Verweis verstehen werden kann auf das saubere Äußere, welches sie zu verstecken versucht.
Erkennen und Verstecken
Einzelne Aspekte in Ghost Mask: Scar sind für sich genommen also durchaus interessant und sehenswert, wäre da nicht die Geschichte an sich. Trotz seiner recht knappen Laufzeit von gerade einmal 81 Minuten nimmt sich Sone für die Geschichte viel Zeit, was jedoch nicht in so etwas wie Spannung oder einer fesselnden Dramaturgie mündet. Trotz des Wechsel der verschiedenen Zeitebenen, welche die Hintergründe der Figuren aufzeigen sollen, werden wohl viele Zuschauer die eigentlichen Twists schon lange im Vorfeld ahnen. Dabei können auch die Figuren nicht durchweg überzeugen, wobei Hirosawa Sou in ihrer Rolle als Hyoshin noch die interessanteste spielt im Vergleich zu den anderen, deren Handeln man nicht nachvollziehen kann und die man als Zuschauer immer eher auf Distanz halten wird, entgegen den Versuchen der Inszenierung eine solche eben nicht aufkommen zu lassen.
OT: „Ghost Mask: Scar“
Land: Südkorea, Japan
Jahr: 2021
Regie: Takeshi Sone
Drehbuch: Etsuo Hiratani
Musik: David Audet
Kamera: Takeshi Sone
Besetzung: Yurika Akane, Eun-Woo Lee, Hirosawa Sou
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