Die Regisseurin Ji-wan (Lee Jung-eun) ist kurz davor, ihre Karriere aufzugeben. Ihr letzter Film konnte nur für leere Kinosäle und das endgültige Unverständnis ihres Sohnes und Mannes sorgen. Doch die Situation ändert sich, als Ji-wan den Auftrag bekommt, einen Film der koreanischen Film-Pionierin Hong Eun-won zu restaurieren. Auf der Spurensuche nach dem Filmmaterial bekommt sie eine neue Kraft für ihre Leidenschaft, mit der sie gegen alle Witterungen anzugehen versucht.
Inszenatorisch schwach
Jedes Mal, wenn ein Film eine*n Filmschaffende*n in den Mittelpunkt stellt, ist das eigene handwerkliche Auftreten des Films natürlich besonders prägnant. Und so lädt auch Hommage dazu ein, über seine Optik bzw. Inszenierung zu sprechen. Das Erste, was dabei auffällt, ist die kontrastarme, wenig gesättigte Digital-Optik. Zwar passt das zur etwas trägen und unaufgeregten Stimmung, die den Film prägt, wirkt insgesamt aber recht trist und billig. Vereinzelt kommt es zwar zu optischen Highlights, der Großteil des Films sieht aber zum Vergessen aus. Und das liegt nicht nur an den ästhetischen Entscheidungen.
Gerade auch die Regiearbeit wirkt stellenweise wirklich unsauber. So kommt es immer wieder zu etwas fragwürdigen Framing-Entscheidungen, unpassenden Kamerabewegungen oder einer Großzahl schlicht uninspirierter Einstellungen, die weder ästhetisch noch funktional etwas Nennenswertes beitragen können. Außerdem ist auch die Zeit, die verschiedene Bilder bekommen, oftmals nicht nachvollziehbar. So dauern Establishing-Shots in detailarmen Umgebungen oft seltsam lange, während ausdrucksstarke Bilder, in denen sich beispielsweise Schattenspielereien auf Figuren oder anderen Elementen finden, wiederum nach kürzester Zeit überschnitten werden.
Darunter leidet die ganze Filmdynamik, was zur Folge hat, dass einige Momente ihre Kraft nicht im Ansatz angemessen entfalten können. Zwar ließe sich ein Metakontext auf die Handlung des Films anwenden, da sich die Inszenierung im letzten Drittel zu bessern scheint, allerdings ist diese eigentlich viel zu unpräzise und auch die Änderung zu marginal, um wirklich darauf zu schließen. Mal abgesehen davon, dass eine Optik an der Grenze zum Misslungenen, um eine Regisseurin in Schaffenskrise abzubilden, auch nur so lange eine gute Idee ist, wie der Film in seiner Gesamtheit nicht darunter leidet. Und das ist bei Hommage der Fall.
Ein Zimmer für sich allein?
Trotzdem gilt es nicht, grenzenlos auf Hommage einzudreschen. Der Film kann inszenatorisch nur wenig gefallen, aber zumindest konzeptuell ist er ganz interessant. Denn die Darstellung der Schwierigkeiten einer Regisseurin aufgrund ihres Geschlechts ist ein wichtiges Thema, das die Filmwelt oftmals nicht wahrhaben will. Sehr einfühlsam und phasenweise, sicherlich auch aufgrund der Beteiligung von Kwon Hae-hyo, an einen Hong Sang-soo erinnernd, schafft es Hommage, gerade durch seine Hauptfigur auf externe Arbeitsblockaden hinzuweisen. Vor allem die fast schon lähmende Wirkung, die allzu große Missgunst hervorrufen kann, wird gut eingefangen.
Insgesamt bleibt der Film aber recht zahm mit seiner Kritik und fordert keine Auflösung, sondern eher eine leichte Aufweichung des Patriarchats. Ähnlich wie auch Virginia Woolf in ihrem Essay Ein Zimmer für sich allein fordert Regisseurin Shin Su-won quasi ein eigenes Zimmer, in dem Regisseurinnen arbeiten können. Doch dabei bleibt es dann auch. Strukturelle Probleme, die hinter den etablierten Strukturen stehen, werden nicht nur nicht kritisiert, sondern überhaupt nicht erwähnt. Die Konsequenz daraus ist entsprechend nicht eine Forderung, diese auflösen, sondern eher eine sanfte Bitte, Regisseurinnen doch auch ihren Traum zu erlauben.
Dieser begrenzte Ansatz ist furchtbar schade und zeigt sich vor allem dadurch, dass der Film den verwendeten Rollenbildern durch ambivalente Figuren zu viel Platz bietet. Normalerweise sollte so etwas kein Problem darstellen, aber dadurch, dass Hommage sehr hölzern geschrieben ist, wirken Szenen, in denen Hauptfigur Ji-wan ihrem Mann beispielsweise Geld klaut, weil dieser sich nicht im Haushalt beteiligt, seltsam deplatziert.
Allgemein hat der Film ähnlich seiner Inszenierung auch ein grundsätzliches Problem mit seinem Drehbuch. Denn neben den vor allem sehr übertriebenen und im Kontrast zur Optik alles andere als zurückhaltenden Dialogen ist auch die Szenenauswahl und als Konsequenz daraus das Verhalten der Figuren oft nicht nachvollziehbar. Figuren wirken launisch und oft grundlos genervt voneinander, nachdem sie sich zuvor noch einander angenähert haben.
Außerdem lässt sich die Problematik der Szenenauswahl auch auf die Handlung erweitern. Nicht jede Szene muss die Handlung voranbringen, gerade in langsam erzählten Filmen sind Atmosphäre und Worldbuilding nicht zu vernachlässigen. In Hommage gibt es aber zahlreiche Szenen, die narrativ, egal ob Plot oder Worldbuilding, nichts beitragen und aufgrund der höchstens mittelmäßigen Inszenierung auch nur sehr bedingt Atmosphäre kreieren. Ein weiteres Problem ist, dass der Film mehrere Subplots eröffnet, die dann entweder wieder völlig belanglos sind oder nicht sauber auserzählt werden. Zu nennen wäre beispielsweise Ji-wans Wahrnehmung des Schattens der toten Regisseurin Hong Eun-won, der keine stimmige Metapher kreiert bekommt.
A Woman Judge
Vermutlich ist das dem Versuch geschuldet, die namensgebende Hommage an Hong in den Vordergrund zu bringen. Denn obwohl ihr Film A Woman Judge eine handlungstragende Rolle spielt, lassen sich nur sehr oberflächliche Gemeinsamkeiten finden. Ja, auch in A Woman Judge geht es um eine berufstätige Frau, die mit Geschlechterdiskriminierung zu kämpfen hat, aber anderweitige Gemeinsamkeiten sind doch sehr spärlich zu finden. Zumal sich auch inhaltlich nur wenig mit A Woman Judge befasst wird, sondern es eher um die Mystifizierung der Regie-Pionierin Hong Eun-won geht. Auch hier ist die Sicht des Films wieder sehr begrenzt.
OT: „오마주 (Omaju)“
Land: Südkorea
Jahr: 2021
Regie: Su-won Shin
Drehbuch: Su-won Shin
Ryu Chan
Kamera: Ji-woon Yoon
Besetzung: Jung-eun Lee, Hae-hyo Kwon, Jun-sang Tang, Joo-sil Lee, Ho-jung Kim, Seo-hee Go
Tribeca Film Festival 2022
Filmfest Hamburg 2022
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