Eigentlich kann Elise Rainier (Lin Shaye) so schnell nichts mehr schrecken. Schließlich hat sie gemeinsam mit Specs (Leigh Whannell) und Tucker (Angus Sampson) schon unzählige Dämonen gebannt und damit für Frieden gesorgt. Doch bei ihrem neuen Auftrag stößt selbst die erfahrene Geisterjägerin an ihre Grenzen, als sie feststellt, dass dieser das Haus betrifft, in dem sie selbst einst aufgewachsen ist und viele schreckliche Erfahrungen gesammelt hat. Da war zum einen ihr Vater, der ihr nicht glauben wollte, dass sie Geister sehen kann und immer wieder gewalttätig wurde. Aber da war auch etwas Übernatürliches und Böses in dem Haus, das nun offensichtlich die neuen Besitzer terrorisiert …
Ein Trauma, das niemanden interessiert
Bei kaum einem Genre lässt sich mit wenig finanziellem Aufwand so viel Geld verdienen wie beim Horrorfilm. Zwar sind, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, die Einspielergebnisse nicht auf dem Niveau „wichtiger“ Blockbuster. Doch angesichts der geringen Budgets, mit denen hier oft gearbeitet wird, können selbst Einnahmen von 100 Millionen US-Dollar ein wahrer Geldsegen sein. Eines der bekanntesten Beispiele für solche hochlukrativen Werke ist die Insidious Reihe. Die vier Filme, die zwischen 2011 und 2018 entstanden sind, kosteten zusammen nur 26,5 Millionen Dollar, spielten aber insgesamt mehr als 530 Millionen wieder ein. Der Erfolg war dabei sogar ausgesprochen konstant: Insidious: The Last Key, der vierte und bislang letzte Film der Reihe, war sogar knapp der erfolgreichste aus dem Quartett.
Leider war er aber auch der uninteressanteste. Fing die Reihe mit Insidious seinerzeit tatsächlich gut an, wurde sie von Mal zu Mal schwächer. The Last Key setzte diesen Trend fort und rutschte dabei unters Mittelmaß. Dabei ist der Anfang noch vergleichsweise spannend. So versuchte Drehbuchautor Leigh Whannell, der schon die ersten drei Filme geschrieben hatte, Elise durch eine Vorgeschichte noch mehr Profil zu geben. Wir lernen sie beim Prolog als Kind kennen, das damals schon übernatürliche Kräfte hatte, gleichzeitig aber auch unter ihrem gewalttätigen Vater zu leiden hat. Die Kombination aus Trauma und Horror ist bekanntlich immer wieder dankbar, genügend Filme haben das gezeigt. Hier wird das aber kaum ausgenutzt. Zwischendurch gibt es ein paar Schuldgefühle, das war es schon.
Der Schlüssel zur Langeweile
Gleiches gilt für das Monster, das sich als Key Face herausstellt. Die Idee, dass dieses mittels eines Schlüssels seinen Opfern die Stimme klaut, ist ebenfalls eine mit sehr viel Potenzial – und wird auf irritierende Weise nicht genutzt. Dabei ist die Verbindung zum Trauma so naheliegend, dass es schon an mutmaßliche Sabotage grenzt, das alles nicht für die Geschichte zu verwenden. Die Symbolik ist da in Insidious: The Last Key, das Motiv der Türen wird aufgegriffen. Es fügt sich aber nie zu einem Gesamtkonzept zusammen. Obwohl es um zahlreiche tragische Schicksale geht, sowohl in der Vergangenheit wie auch der Gegenwart, und viele Figuren auftauchen: Irgendwie hatte Whannell nicht wirklich etwas zu erzählen. Zum Ende hin machte er sich zudem ziemlich einfach und holt aus dem Nichts Lösungen hervor, nur um möglichst bequem abschließen zu können.
Wäre der Horrorpart spannend, ließe sich leichter über diese inhaltlichen Mängel hinwegsehen. Leider ist Insidious: The Last Key aber auch in der Hinsicht eine Enttäuschung. Im Grunde gibt es erneut die Mischung aus einer verfremdeten jenseitigen Welt und einzelnen Jump Scares. Erstere sah aber auch schon mal besser aus in der Reihe, Letztere folgen langweiligen Mustern. Regisseur Adam Robitel, der später die beiden unterhaltsamen Escape Room Filme inszenierte, schafft es einfach nicht, dem inzwischen abgenutzten Konzept eine eigene Note zu geben. Dass trotz eines Endes, das einen fünften Teil ankündigte, im Anschluss erst einmal jahrelang nichts passierte, war deshalb kein Verlust. Aber vielleicht klappt es ja mit dem für nächstes Jahr angekündigten Nachfolger, bei dem Patrick Wilson sein Regiedebüt gibt und auch das Drehbuch mal von jemand anderem stammt. Ein bisschen frisches Blut ist nach dem Quartett schon dringend nötig.
OT: „Insidious: The Last Key“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Adam Robitel
Drehbuch: Leigh Whannell
Musik: Joseph Bishara
Kamera: Toby Oliver
Besetzung: Lin Shaye, Angus Sampson, Leigh Whannell, Spencer Locke, Caitlin Gerard, Bruce Davison
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