Reporter Daniel Malloy (Christian Slater) staunt nicht schlecht, als er die Bekanntschaft von Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) macht. Denn der behauptet von sich, ein Vampir zu sein und ihm seine Geschichte erzählen zu wollen. Diese führt ihn ins später 18. Jahrhundert. Louis hatte seinerzeit seine Frau und ein ungeborenes Kind verloren, woran er zunehmend zerbrach. Des Lebens überdrüssig streifte er durch die Gegend und traf dabei eines Tages auf Lestat de Lioncourt (Tom Cruise), der sofort die Abgründe in dem jungen Mann spürte. Anstatt ihn zu töten, beschließt der Vampir jedoch, Louis ebenfalls zu einem zu machen. Dabei ahnt er nicht, wie sehr dieser selbst das Töten jedoch verabscheut, was bald zu Konflikten zwischen den ungleichen Vampiren führt …
Vampire zum Anschmachten
Der Spott war groß, als Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen 2009 zu einem Kassenschlager wurde. Bis heute ist die Romanadaption immer wieder Zielscheibe von Witzen, gerade in Horrorkomödien. Zu groß ist die Abscheu darüber, wie aus einem gefürchteten Monster ein Emo-Schönling gemacht wurde, der von dem weiblichen Publikum angeschmachtet wurde. Dabei wird gern vergessen, dass mit Interview mit einem Vampir schon 15 Jahre früher ein Film in die Kinos kam, der die Grundlagen dafür legte. Klar, ganz zu vergleichen sind die zwei Titel nicht. So wurde beim älteren Hit nach wie vor gemordet, einige der Vampire sind sadistische Bestien. Qualitativ liegen ohnehin Welten zwischen den Filmen. Und doch: Dass die Adaption der Romanreihe von Anne Rice ein derartiger Erfolg wurde, lag maßgeblich auch daran, dass hier mit Tom Cruise und Brad Pitt extrem auf eine weibliche Zielgruppe geschielt wurde. Gerade Pitt wurde wie beim kurze Zeit später veröffentlichten Legenden der Leidenschaft zu einem langhaarigen Melancholiker. So schön wie er litt damals keiner auf der großen Leinwand.
Was die pure Dramatik angeht, muss sich Interview mit einem Vampir auch nicht vor den obigen Titeln verstecken. Anders als klassische Vampir-Horrorfilme geht es hier nicht um den Beutezug der Blutsauger. Diese finden durchaus statt, jedoch im Hintergrund, sind nur ein Mittel zum Zweck. Stattdessen beschreibt Regisseur Neil Jordan (Die Zeit der Wölfe) vor allem das Verhältnis der Figuren untereinander. Das ist von Anfang an von Spannungen geprägt. Diese gewinnen mit der Zeit aber noch mehr an Intensität, als auch Claudia (Kirsten Dunst) dazustößt, ein Mädchen, das von den beiden ebenfalls zu einem Vampir gemacht wird. Denn während Louis väterliche Gefühle für das Kind entwickelt, kann Lestat nicht viel mit diesem anfangen. Derart aneinandergekettet werden die drei zwar zu einer Schicksalsgemeinschaft. Allerdings eine, bei der doch sehr viel im Argen liegt und Konflikte quasi an der Tagesordnung stehen.
Verloren in der Unsterblichkeit
Das ist gut gespielt, ohne Zweifel. Vor allem Kisten Dunst setzte hier ein sehr frühes Ausrufzeichen in ihrer Schauspielkarriere und wurde völlig zurecht für einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert. Ihre Figur ist auch die interessanteste der drei. Während Lestat der eindeutige Böse ist und Louis in erster Linie durch seine Melancholie und den Versuch auffällt, seine Menschlichkeit zu bewahren, da sind bei ihr die Grenzen zwischen Täter und Opfer fließend. Ihre Tragik besteht darin, dass sie durch die Verwandlung in einen Vampir dazu verflucht wurde, auf ewig ein Kind zu bleiben. Interview mit einem Vampir beschreibt sie als einen Menschen, der eine Grausamkeit entwickelt, die der von Lestat nicht nachsteht. Gleichzeitig ist sie von einer unstillbaren Sehnsucht erfüllt, ist ebenso verloren wie Louis.
Interview mit einem Vampir ist dann auch am stärksten, wenn sich der Film auf diese drei Figuren und die sich wandelnde Dynamik zwischen ihnen konzentriert. Weniger überzeugend ist der Ausflug in die größere Welt der Vampire. Auch diese ist prominent besetzt, Stephen Rea und Antonio Banderas halten sich beim Schauspiel nicht zurück. Der Film rückt dabei aber doch ein bisschen sehr in die Camp-Richtung, wird unfreiwillig komisch, was sich mit der Tragik der Geschichte beißt. Einiges ergibt zudem überhaupt keinen Sinn. Jordan nimmt sich hier auch nicht die Zeit, die es bräuchte, um diese Welt tatsächlich zu beschreiben und zu etwas Eigenem zu machen. Insgesamt ist das Horrordrama aber durchaus noch immer zu empfehlen. Das Schicksal dreier Unsterblicher zeigt auf, was es bedeutet, als Monster durch die Welt zu streifen und dabei nur verbrannte Asche zu hinterlassen.
OT: „Interview with the Vampire“
Land: USA
Jahr: 1994
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: Anne Rice
Vorlage: Anne Rice
Musik: Elliot Goldenthal
Kamera: Philippe Rousselot
Besetzung: Tom Cruise, Brad Pitt, Stephen Rea, Antonio Banderas, Christian Slater, Kirsten Dunst
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1995 | Beste Musik | Elliot Goldenthal | Nominiert |
Bestes Szenenbild | Dante Ferretti, Francesca Lo Schiavo | Nominiert | ||
BAFTA | 1995 | Beste Kamera | Philippe Rousselot | Sieg |
Bestes Szenenbild | Dante Ferretti | Sieg | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Nominiert | ||
Bestes Make-up/Haare | Stan Winston, Michèle Burke, Jan Archibald | Nominiert | ||
Golden Globes | 1995 | Beste Nebendarstellerin | Kirsten Dunst | Nominiert |
Beste Musik | Elliot Goldenthal | Nominiert | ||
Goldene Himbeere | 1995 | Schlechtestes Leinwanduo | Tom Cruise, Brad Pitt | Sieg |
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