Der immer weiter voranschreitende Prozess der Globalisierung und die damit verbundene Digitalisierung hat unsere Welt nachhaltig geprägt, und zwar in einem Maße, dass die Konsequenzen dieser Entwicklung erst langsam aber sicher uns bekannt werden. Zuletzt noch einmal durch die Pandemie deutlich geworden sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die in einigen Kulturen praktisch zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft geführt haben, sowie die Prozesse der Ausbeutung, der politischen wie auch der wirtschaftlichen. In Indien, einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsländer, sieht man diese Entwicklungen tagtäglich, auch wenn mittlerweile viele sie als Teil der Normalität empfinden. In seiner Dokumentation Machines (2016) widmete sich Regisseur Rahul Jain schon einmal diesen Prozessen, und setzt dies nun in Invisible Demons fort. Der Film folgt dabei verschiedenen Menschen und damit verschiedenen Narrativen, die Jain zu einem großen Ganzen verknüpft.
Am Anfang von Invisible Demons steht die Geschichte des „air-conditioned child“, von denen Jain eines war. Dabei nimmt er Bezug auf die für das Stadtbild in Indien üblichen Air Conditioner, deren Installation man von außen an jeder Fassade eines Mehrfamilienhauses oder Wohnblocks sehen kann, und welche aufgrund der steigenden Durchschnittstemperaturen im Sommer immer nötiger werden und zudem noch länger laufen. Eine beeindruckende Einstellung zeigt eine solche Häuserfront, bei der die Propeller der AC-Einheiten auf vollen Touren laufen und nicht mehr zu Ruhe kommen wollen. Es ist ein Narrativ, welches den Beginn von Invisble Demons darstellt, und zu welchem der Regisseur immer wieder zurückkommt, während der Blick nun in das Landesinnere geht, in Fabrikhallen, zu Farmen und natürlich in die Politik.
Je kühler, desto reicher
Der Idee von dem globalen Dorf folgend, scheint Jain aufzeigen zu wollen, wie die Teufelskreise von Ausbeutung, Armut und des Klimawandels Menschen kontrollieren. Neben den bereits erwähnten AC-Einheiten schweift der Blick der Kamera auf Orte wie beispielsweise den Yacuma-Fluss, wobei zum einen die Schönheit dieser Landschaften eingefangen wird, doch ebenso die Probleme, die sich auf den ersten Blick dem Zuschauer verschließen. Die Verschmutzung des Flusses geht auf die Firmen zurück, welche die Maschinen herstellen und die mittlerweile zu einem Indikator für den sozialen Stand einer Familie wie auch eines ganzen Viertels geworden sind. Je verlässlicher und moderner die Anlage, desto wahrscheinlicher ist, dass man sich in einem reichen Viertel der Stadt befindet. Auch die Klimafreundlichkeit einer solchen Anlage wird zu einem entscheidenden Faktor, wo sich der Kreis dann abermals schließt. Es sind solche Geschichten und Zusammenhänge, die verweisen auf die „unsichtbaren Dämonen“ in unserer Wirklichkeit, nicht nur in der indischen.
OT: „Invisible Demons – Tuhon merkit“
Land: Finnland, Deutschland, Indien
Jahr: 2021
Regie: Rahul Jain
Drehbuch: Raul Jain, Yaël Bitton, Iikka Vehkalahti
Musik: Kimmo Pohjonen
Kamera: Saumyanada „Somo“ Sahi, Tuomo Hutri, Rodrigo Trejo Villanueva
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