Die drei Brüder Tristan (Brad Pitt), Alfred (Aidan Quinn) und Samuel (Henry Thomas) wachsen Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit ihrem Vater Colonel William Ludlow (Anthony Hopkins) in den Bergen Montanas auf. Dort führen sie ein Leben im Einklang mit der Natur. Doch die Idylle ist eines Tages vorbei: Als Samuel, der Jüngste der drei, sich freiwillig für den Ersten Weltkrieg meldet, folgen ihm die beiden älteren, um ihn zu beschützen. Nach ihrer Rückkehr wird nichts mehr so sein wie zuvor, nicht zuletzt wegen Susannah (Julia Ormond). Samuel hatte diese zuvor beim Studium kennengelernt, sich mit ihr verlobt und mit auf die Ranch der Familie genommen, wo sich später auch die beiden Brüder in sie verlieben werden …
Schmachtfaktor Rebell
Es ist kaum zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, als Brad Pitt noch kein Filmstar war. Es dauerte auch eine ganze Weile, bis er den Durchbruch schaffte. Klar, er spielte im Kult-Roadmovie Thelma & Louise (1991) mit oder auch Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992). Es gab also schon eine Reihe von Möglichkeiten, bei denen man den US-Amerikaner hatte kennenlernen können. Doch erst Ende 1994 katapultierte sich Pitt – damals bereits Anfang dreißig – mit dem Doppelschlag Interview mit einem Vampir und Legenden der Leidenschaft in die erste Reihe Hollywoods, wo er bis heute zu finden ist. Dass daran sein Aussehen einen nicht zu unterschätzenden Anteil hatten, ist unstrittig. Tatsächlich dürfte es in erster Linie dieser Schmachtfaktor gewesen sein, der Millionen von Menschen berührte.
Wobei die Beschreibung von Tristan als einem naturliebenden Rebellen in Legenden der Leidenschaft klar ebenfalls ihren Anteil daran hatte. Die beiden Brüder von ihm waren intelligent, fleißig und solide. Sie sahen auch gut aus. Tatsächlichen Nervenkitzel gibt es dann aber doch vor allem bei dem Bruder mit den langen Haaren, der schon mal einem Bären die Kralle abschneidet und natürlich eine total gequälte Seele ist. Das lässt sich immer gut verkaufen, dachte sich Jim Harrison, auf dessen Novelle der Film basiert. Frauen stehen insgeheim auf Bad Boys, so will es ein Klischee. Tristan geht in diese Richtung, ohne aber tatsächlich schlecht zu sein. Aber doch zumindest abgründig genug, damit das manche als Tiefgang missverstehen und davon total fasziniert sein können.
Manipulativer Bombast mit schönen Bildern
Was dem Film an differenzierter Figurenzeichnung mangelt, das macht er durch Bombast wieder wett. Regisseur Edward Zwick (Der letzte Samurai, Unbeugsam – Defiance) inszeniert das Familiendrama als überlebensgroßes Ereignis und scheut dabei vor nichts zurück. Hier ist alles größer und weiter, ist dicker aufgetragen. Allein schon die völlig ungeniert manipulative Musik von Komponistenlegende James Horner (Titanic) lässt kaum eine Sekunde ungenutzt, um das Publikum unter einem dicken Teppich zu begraben. Leise Zwischentöne haben in diesem konstanten Gedröhne natürlich keine Chance. Die wollte die Zielgruppe aber auch gar nicht. Legenden der Leidenschaft richtet sich an Zuschauer und Zuschauerinnen, die gern alles ein bisschen mächtiger und epischer vorziehen und für die Kitsch keine Beleidigung, sondern ein Qualitätsmerkmal ist.
Diese Zielgruppe bekommt hier jede Menge geboten, weshalb die Urteile zum Film auch enorm schwanken, von Entsetzen bis zu Begeisterung. Richtig viel zu sagen hat die Geschichte zwar nicht, sieht man einmal von dem Einsatz für die Urbevölkerung Amerikas ab – 1994 keine Selbstverständlichkeit. Aber es passiert zumindest genug, um damit irgendwie zwei Stunden zu füllen, zumal sich die Handlung über Jahrzehnte erstreckt. Unstrittig auf der Plusseite sind während dieser Langzeitbetrachtung die Landschaftsaufnahmen, welche Tristans Liebe zur Natur spiegeln. Man darf hier aus der sicheren Distanz des heimischen Sofas davon träumen, ein ganz ursprüngliches, echtes Leben führen zu können. Das ist dann zwar ebenso oberflächlich und manipulativ wie der Rest des Films. Aber es ist effektiv, schöner als Legenden der Leidenschaft waren Melodramen nur selten.
OT: „Legends of the Fall“
Land: USA
Jahr: 1994
Regie: Edward Zwick
Drehbuch: Susan Shilliday, Bill Wittliff
Vorlage: Jim Harrison
Musik: James Horner
Kamera: John Toll
Besetzung: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Aidan Quinn, Julia Ormond, Henry Thomas, Karina Lombard, Gordon Tootoosis, Christina Pickles, Paul Desmond, Tantoo Cardinal
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1995 | Beste Kamera | John Toll | Sieg |
Bestes Szenenbild | Lilly Kilvert, Dorree Cooper | Nominiert | ||
Bester Ton | Paul Massey, David E. Campbell, Chris David, Douglas Ganton | Nominiert | ||
Golden Globes | 1995 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Edward Zwick | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Brad Pitt | Nominiert | ||
Beste Musik | James Horner | Nominiert |
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