Es ist an der Zeit für Toni (Diana Amft), endlich einmal wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Und so zieht sie mit ihrer Freundin Andrina (Nagmeh Alaei) zusammen, sehr zum Missfallen von ihrer Mutter Heidi (Margarita Broich), die ihre Tochter nur ungern ziehen lässt. Dafür taucht jemand anderes auf, auf den sie gern verzichtet hätte: ihre Zwillingsschwester Claudia (ebenfalls Margarita Broich). Viele Jahre haben sich die beiden nicht mehr gesehen, sie reden auch nicht mehr miteinander, seitdem sie sich zerstritten haben. Auf Aussöhnung ist die Rückkehrerin dabei nicht aus. Im Gegenteil: Sie will ihren Anteil an dem Besitz der Familie, selbst wenn dies ihre Schwester ruinieren würde. Das ist vor allem für Toni ein Schock, die nicht ahnt, was hinter dem Zerwürfnis steckt …
Die Suche nach dem Neustart
Als Rufus van Berg nach vier Folgen von Meine Mutter … aus dem Leben der Protagonistin verschwand, musste diese sich natürlich fragen: Und was nun? Aber auch die Teams hinter der ARD-Freitagabendreihe scheinen sich im Anschluss nicht ganz schlüssig gewesen zu sein, wie es mit der Geschichte weitergehen soll. Schließlich war die Beziehung der beiden Figuren – trotz des Titels, welcher der Mutter eine größere Rolle zugesteht – der eigentliche Mittelpunkt der Filme. Die Antwort auf diese Ratlosigkeit scheint zu sein, dass nun dauernd irgendwelche Figuren eingeführt werden, die im Anschluss wieder fallengelassen werden. Bei Meine Mutter und plötzlich auch mein Vater war es der Vater, der aus heiterem Himmel auftaucht. Bei Meine Mutter gibt es doppelt ist es nun die Zwillingsschwester.
Klar, dass Serien oder Filmreihen bei jeder Geschichte neue Figuren behandeln, die nach einer Episode wieder verschwinden, ist nicht ungewöhnlich. Das gehört meistens zum Konzept dazu. Irritierend ist es aber, wenn diese Neulinge eigentlich ein fester Bestandteil im Leben der ständigen Figuren sein sollten. Zwar werden jeweils Gründe geliefert, warum die beiden verschwunden sind. Überzeugend sind die aber nicht. Bei Meine Mutter gibt es doppelt ist das sogar noch etwas schlimmer, da man hier schon sehr deutlich merkt, dass es Claudia ursprünglich gar nicht gab und erst nachträglich in den Familienstammbaum geschrieben wurde. Sie jetzt mit großem Tamtam einzuführen und dann wieder zu streichen, das erinnert an Sitcoms, bei denen am Ende unbedingt der Status Quo wiederhergestellt sein muss. Nur ist das hier teilweise richtig zynisch.
Ohne Witz und Tiefgang
Es macht auch keinen wirklichen Spaß, obwohl die Reihe noch immer von sich behauptet, eine Komödie zu sein. Die Witze sind schwach und repetitiv, da fehlen vorne und hinten die Einfälle, was sich aus dem Szenario herausholen ließe. Das ist man zwar von den vorangegangenen Filmen gewohnt. Und doch ist es eine Enttäuschung: Eigentlich war Margarita Broich in der Rolle der übergriffigen Mutter immer einer der wenigen Lichtblicke. Bei Meine Mutter gibt es doppelt bleibt sie aber sehr blass, wenn Drehbuchautor Christian Pfannenschmidt versucht, einen Kontrast zwischen den zwei Schwestern aufzubauen, dabei aber so wenig Konturen hinbekommt, dass die zwei nur auf dem Papier Reibungen haben. Da braucht es dann doch mehr, als bei Claudia ein leichtes Stottern einzuführen.
Drumherum geschieht ebenfalls nichts Erwähnenswertes. Der vermeintliche Neustart von Toni, wenn sie mit ihrer Freundin zusammenzieht, bleibt ohne Relevanz und Humor. Die andere Nebenhandlung um Koch Sebastian Holtmann (Lucas Prisor), der von dem Gedanken besessen ist, ein Restaurantkritiker könnte vorbeikommen, wird lediglich für ein aufgesetztes Drama gebraucht. Davon war einiges sicherlich gut gemeint, Meine Mutter gibt es doppelt will ein Plädoyer für Aussöhnung sein. Dafür aufeinander zuzugehen. In der Form ist das aber zu wenig: Erst geht lange Zeit gar nicht, dann muss es auf einmal ganz schnell gehen, statt wirklicher Auseinandersetzung gibt es nur ein bisschen Oberflächenkitsch und langweilige Konventionen, die den Themen einfach nicht gerecht werden. Mehr als ein bisschen Berieselung gibt es daher auch diesen Freitagabend nicht.
OT: „Meine Mutter gibt es doppelt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: John Delbridge
Drehbuch: Christian Pfannenschmidt
Musik: Michael Beckmann, Tom Stöwer
Kamera: Christoph W. Poppke
Besetzung: Diana Amft, Margarita Broich, Nikolaus Benda, Lucas Prisor, Stephan Bieker, Ramona Kunze-Libnow, Nagmeh Alaei
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