Fünf Jahre lang flimmerte Nonstop Nonsens über deutsche Fernsehbildschirme, 20 Folgen wurden zwischen 1975 und 1980 produziert und ausgestrahlt. Während die einzelnen Episoden inhaltlich nichts gemein haben, die Serie also keine fortlaufende Handlung bedient, sind sie strukturell überwiegend gleich konzipiert. Der Einstieg unterscheidet sich in den ersten Folgen noch dahingehend vom Rest, dass Dieter Hallervorden einen Eröffnungsmonolog hält, der in späteren Episoden entfällt. Danach besteht das Programm aus einer Fortsetzungsgeschichte, welche in vier bis fünf Teile gesplittet ist, deren Pausen mit Sketchen gefüllt werden. In den ersten beiden Folgen geht es dabei noch um Herrn Slap, während ab der dritten Didi als Charakter in diesen segmentierten Kurzfilmen auftritt.
Hallervorden beweist darin, welche Bandbreite er humoristisch bedienen kann. Im ersten Filmchen, Herr Slap und das verpasste Rendezvous, erinnert das Gezeigte an die Komik von Mister Bean, während im zweiten Film, Herr Slap und die Hochzeit auf Raten, viel Slapstick à la Charlie Chaplin oder Buster Keaton zum Einsatz kommt. Ganz wichtig: Nichts wirkt dabei wie eine Kopie, Hallervorden drückt allem seinen eigenen Stempel auf. Am Ende folgt der gesetzlich vorgeschriebene Abspann, allerdings ist dessen Abspielgeschwindigkeit nirgendwo geregelt, weshalb er aus Rücksicht auf die Zeit der Zuschauer bis zur Unlesbarkeit schnell abgewiegelt wird, um zum Schluss noch einen so genannten gespielten Witz unterzubringen, ein live vor dem Publikum vorgeführter Sketch.
Harmonisches Zusammenspiel
Auch wenn Dieter Hallervorden mit Abstand der bekannteste und wahrscheinlich auch beliebteste Komiker in Nonstop Nonsens ist, für den die Serie außerdem seinen Durchbruch im Fernsehen markierte, nimmt er doch eher die Stellung als primus inter pares ein. In den meisten Folgen treten neben ihm als Teil eines festen Stamm-Ensembles seine damalige Ehefrau Rotraud Schindler, Kurt Schmidtchen sowie Gerhard Wollner auf. Die Sketche sind meist schon gut genug geschrieben, werden aber durch das harmonische Zusammenspiel dieser vier Darsteller in den unterschiedlichen Kombinationen aber noch einmal auf das nächste Level gehoben. Die Performances sind zeitlos, was sich von der Umsetzung nicht unbedingt sagen lässt. Das darf allerdings nicht so aufgefasst werden, wie es zunächst klingen mag. Die Show ist über vierzig Jahre alt, in der Zwischenzeit haben sich schlicht ganz andere Konventionen durchgesetzt.
Wer die Folgen bereits in seiner Kindheit gesehen und genossen hat, dem wird es vielleicht nicht einmal auffallen, wer aber heute zum ersten Mal mit der Serie in Berührung kommt, insbesondere wenn er jünger ist, dem mag das hier bisweilen alles viel zu langsam inszeniert sein. Darüber hinaus kann eine Laufzeit von knapp unter einer Dreiviertelstunde pro Episode dazu führen, dass sich so manches Kind heutzutage überfordert fühlt und nicht genügend Aufmerksamkeit aufbringen kann, bis zum Schluss dranzubleiben. Auch der Humor an sich mag mit einem heutigen Publikum vielleicht nicht mehr so ohne Weiteres resonieren. Und nur um es klarzustellen: Das ist keine Kritik am Humor der Serie.
Zwischen Kultklassiker und Mittelmaß
Bei so vielen Sketchen ist natürlich davon auszugehen, dass nicht jeder ein Überflieger ist. Kultklassiker wie Flasche Pommes frites oder Die Kuh Elsa (beide in der dritten Folge) legen die Messlatte hoch und können klar nicht die Norm sein. Zwar gibt es glücklicherweise nie Totalausfälle, aber manche Sketche sind zu sehr vom Kontext der damaligen Zeit abhängig, waren vielleicht auch bei Erscheinen nicht sonderlich lustig. Vorzeigebeispiel hierfür ist ein Segment aus der ersten Folge, in welcher mit einem Mix aus Deutsch und pantomimischer Zeichensprache mit Gastarbeitern kommuniziert wird. Abgesehen davon, dass die heutige Generation wohl gar nicht weiß, was Gastarbeiter sind, oder zumindest nicht, welche Bedeutung das Wort in den 1960er- und 1970er-Jahren hatte, wird einfach nicht so richtig klar, worin genau jetzt der Witz bestehen soll. Das ist besonders seltsam, da Hallervorden ja vornehmlich im politischen Kabarett brillierte und das Thema an anderer Stelle deutlich kompetenter behandelt hat. Solche mittelmäßigen Ausrutscher sind aber wie gesagt zum Glück in der Minderheit. Schade ist, dass der letzte gespielte Witz der letzten Folge und damit der Serie leider auch dazu gehört.
OT: „Nonstop Nonsens“
Land: Deutschland
Jahr: 1975-1980
Regie: Heinz Liesendahl
Drehbuch: Brad Ashton, Georg Bungter, Günter Fiegler, Ralf Gregan, Dieter Hallervorden, Peter Jacob, Günter Krotky, Manfred Krotky, Ulf Krüger, Klaus-Dieter Lang, Miklos Leitner, Miklós László, Carlo Manzoni, Wolfgang Menge, Detlef Michel, Manfred Stahnke, Klaus Überall
Musik: Kai Rautenberg
Kamera: Hermann Gruber, Mike Bartlett, Gernot Roll, Udo B. Drebelow, Klaus Moderegger, Joseph Vilsmaier, Reginald Naumann, Rainer Gutjahr, Ludwig Maier, Frank Bühne
Besetzung: Dieter Hallervorden, Rotraud Schindler, Kurt Schmidtchen, Gerhard Wollner, Claus Jurichs, Ralf Gregan, Herbert Fux, Volker Prechtel, Brigitte Mira, Ursula Heyer
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