Notorious BIG
© 20th Century Fox

Notorious B.I.G.

Notorious BIG
„Notorious“ // Deutschland-Start: 26. März 2009 (Kino) // 1. Februar 2013 (DVD)

Inhalt / Kritik

Neben Tupac Shakur muss The Notorious B.I.G. (Biggie Smalls, bürgerlich Christopher Wallace) wohl als einer der besten Rapper aller Zeiten genannt werden, und das nicht nur weil ihre Geschichten eng miteinander verbunden sind. Nachdem sein Leben bereits in einigen Dokumentationen behandelt wurde, erhielt der 1997 ermordete Rapstar 2009 mit Notorious B.I.G. sein erstes Biopic. Die deutsche Bezeichnung für das Genre, Filmbiographie, führt wie die englische Langversion, biographical film, oft fälschlicherweise zur Annahme, dass es sich bei einem Biopic immer um eine Biographie handele (dass der geläufige Genre-Tag der Vereinfachung halber schlicht Biographie/biography ist, trägt natürlich zu dieser häufigen Verwechslung bei). Bestes Beispiel dafür ist sicher Amadeus, denn obwohl der Film deutlich akkurater ist als manche Leute das wohl wahrhaben wollen, kann er doch in keinem Universum als authentische Biographie gewertet werden. Biopics können sich durchaus an tatsächlich stattgefundenen Ereignissen entlanghangeln, haben aber im Prinzip die komplette künstlerische Freiheit auf ihrer Seite und dürfen hinzuerfinden oder weglassen was sie wollen.

Nicht immer ganz an der Wahrheit

Dass bei Notorious B.I.G. von diesem Recht Gebrauch gemacht wurde, fällt interessierten Kennern bereits vor der Sichtung auf: Zu den Produzenten gehören unter anderem Sean Combs und Voletta Wallace. Combs gründete 1993 das Label Bad Boy Records, damals noch unter dem Künstlernamen Puffy, und nahm Biggie unter Vertrag. Er wird im Film von Derek Luke verkörpert und hat mit Sicherheit seinen Einfluss dazu genutzt, Schönfärberei in seinem Sinne zu betreiben. Ähnliches lässt sich bei Wallace vermuten, der Mutter des verstorbenen Musikers, deren Rolle mit Angela Bassett besetzt wurde. Manche kommen aber auch schlechter weg. So beschwerte sich Rapperin Lil‘ Kim (gespielt von Naturi Naughton), für die Biggie erst Liebhaber und dann Mentor war, beispielsweise darüber, wie sie im Film dargestellt wurde; anscheinend hat sie im Vorfeld aber eine Zusammenarbeit verweigert, wieso auf Berichte von gemeinsamen Freunden zurückgegriffen wurde.

Notorious B.I.G. hätte einsetzen können, als Biggie aus dem Gefängnis entlassen wird. Stattdessen verwendet der Film anfangs Zeit darauf, seine Kindheit in Brooklyn zu zeigen, nachzuzeichnen, wie aus dem intelligenten Schüler ein drogenhandelnder Junge wurde. Dabei versucht der Streifen, zu viel Inhalt in zu wenig Zeit zu stecken, sodass oft einfach nur angedeutet, aber kaum etwas vertieft wird. Nun wird dieser Biggie aber von Christopher Jordan Wallace gespielt, dem leiblichen Sohn des Rappers. Da sollte man vielleicht nicht zu streng mit diesen Szenen ins Gericht gehen, zumal der damals Zwölfjährige ein echtes Talent ist. Der klare Star des Films ist jedoch Jamal Woolard in der Titelrolle, der in seinem Schauspieldebüt eine absolut überzeugende Darstellung abliefert. Nicht nur ist er optisch entsprechend zurechtgemacht, er schafft es auch sonst in fast jedem Bereich, den Rapper zu emulieren, den er später in weiteren Filmen, etwa All Eyez On Me oder City of Lies, erneut portraitieren sollte.

Trotz Fehler sehenswert

Die schwarzen Cinemascope-Balken oben und unten am Bildschirmrand tun der Kameraarbeit keinen Gefallen. Das Gerät scheint so schon oft viel zu nah am Geschehen dran zu sein, so wird dieser Eindruck nur noch verstärkt. Auch manche Anschlussfehler fallen störend auf, etwa wenn Biggie das erste Mal in Puffys neuem Studio aufnimmt, und Mund und Mikrofon je nach Einstellung bei durchgängigem Rap in völlig unterschiedlicher Relation zueinander positioniert sind. Trotzdem gelingt es Regisseur George Tillman Jr. (Faster) insgesamt, einen soliden Überblick über Biggies Leben zu geben, und auch ein wenig Klarheit bezogen auf die tatsächlichen Verhältnisse mit Tupac (fragwürdig mit Anthony Mackie besetzt) zu schaffen, über die sich viele Mythen ranken.

Credits

OT: „Notorious“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: George Tillman Jr.
Drehbuch: Reggie Rock Bythewood, Cheo Hodari Coker
Musik: Danny Elfman
Kamera: Michael Grady
Besetzung: Jamal Woolard, Momo Dione, Derek Luke, Dennis L. A. White, Marc John Jefferies, Christopher Jordan Wallace, Angela Bassett, Naturi Naughton, Anthony Mackie

Bilder

Trailer

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Notorious B.I.G.
fazit
Who Shot Ya? „Notorious B.I.G.“ bietet einen soliden Überblick über das Leben des ermordeten Rapstars. Für Hiphopfans ein absolutes Muss, ist der durchschnittliche Filmfan dank einiger technischer Mängel und Pacingprobleme vielleicht anderweitig besser beraten, kann aber vor allem aufgrund des überzeugenden Hauptdarstellers gerne einen Blick riskieren.
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