In ihrer Heimat Argentinien war die Girl-Punkband Pussycake (Flor Moreno, Anahí Politi, Sofia Rossi, Aldana Ruberto) einmal sehr berühmt, doch mit der Zeit schwand die Popularität und immer weniger Menschen kamen zu ihren Konzerten. Ihre Managerin hat jedoch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit die Band nicht nur noch einmal auf Tournee gehen kann, sondern sie auch vom Chef einer Plattenfirma bei einem ihrer Auftritte gesehen werden. Doch das Glück ist nicht mit ihnen, denn nach einem weiteren Auftritt, an dessen Ende nicht nur ein mageres Gehalt stand und es zudem kein Bier mehr gab, bleibt dann auch noch ihr Tourbus mitten in der Landschaft stehen, sodass die Frauen gezwungen sind, zu Fuß weiterzugehen. Als sie in den Morgenstunden endlich beim Ort ihres nächsten Auftritts ankommen, ist nicht nur der Saal verschlossen, es ist zudem noch keine Menschenseele zu sehen. Während sie noch mutmaßen, sich vielleicht im Datum geirrt zu haben, bekommt Pussycake schon bald eine Antwort darauf, warum sie keiner im Empfang nimmt. In der kleinen Stadt hat sich eine Zombie-Epidemie breit gemacht und viele der Einwohner dahingerafft. Die Musikerinnen beschließen jedoch, sich nicht kampflos zu ergeben und zum Gegenschlag auszuholen.
Ein Star in der Heimat
In seiner Heimat Argentinien – und mittlerweile auch über diese hinaus – hat sich Regisseur Pablo Parés schon lange einen Namen gemacht wegen seines Händchens für das Horrorgenre, wobei sein Fable dem Splatter zu gehören scheint, wenn man sich seine Werke so ansieht. Nach dem Abschluss seiner Plaga Zombie-Reihe 2021 widmete er sich, zusammen mit den Drehbuchautoren Hernán Moyano und Hernán Sáez, einem weiteren Zombiefilm. Mit Pussycake, der aktuell auf dem SLASH Filmfestival zu sehen war, legt er einen waschechten Festivalfilm hin, dessen Blutfontänen und Spezialeffekte wohl insbesondere Genrefans begeistern dürften.
Bereits nach den erste Minuten ist nicht nur klar, welche filmischen Vorbilder der Regisseur hat, sondern ebenfalls, mit welcher Leidenschaft er an ein solches Projekt herangeht. Während viele Indie-Horrorfilme ihren Fokus in erster Linie auf die Effekte legen und in Sachen Story oder Figurenentwicklung eher schwächeln, vermögen Parés und die Drehbuchautoren das Kunststück zu vollbringen, nicht nur optisch zu punkten, denn ebenso die Charaktere können überzeugen. Dabei ist es unmöglich, eine seiner fünf Hauptdarstellerinnen besonders hervorzuheben, ist Pussycake doch über weite Strecken eher ein Ensemblefilm, der von der Chemie der Frauen untereinander und ihren Figuren lebt, die weitaus mehr Tiefe haben, als man anfangs vermuten würde. Als es dann gegen die Untoten geht und die Band den Kampf aufnehmen muss, profitiert Pussycake von diesem Fundament, da man als Zuschauer ganz bei den Frauen ist und sich mehr als einmal dabei ertappen wird, wie man mit ihnen fiebert.
Eine Menge Leidenschaft und sehr viel Blut
Fast möchte man meinen, die Effekte und das Make-up seien da schon so etwas wie eine Nebensache, doch weit gefehlt. Parés und sein Team scheinen sich eine Scheibe abgeschnitten zu haben von den frühen Werken eines Peter Jackson, speziell Bad Taste und Braindead, denn schon nach wenigen Augenblicken werden Gedärme entfernt, fließt das Blut und die ersten Kopfschüsse werden verteilt, und da ist man noch längst nicht bei den Untoten angekommen und wie sie andere infizieren. An derlei optischen Werten mangelt es Pussycake nicht und der Regisseur macht damit deutlich, an welches Publikum sein Film gerichtet ist, denn wer empfindlich ist und über derbe Witze oder blutige Szenen nicht auch einmal herzlich lachen kann, der wird wohl kaum Gefallen an Pussycake finden.
OT: „Emesis“
Land: Argentinien
Jahr: 2021
Regie: Pablo Parés
Drehbuch: Pablo Parés, Hernán Moyano, Hernán Sáez
Musik: Pablo Fuu
Kamera: Matías Rispau
Besetzung: Flor Moreno, Florencia Moreno, Anahí Politi, Sofia Rossi, Aldana Ruberto, Macarena Suárez
SLASH Filmfest 2022
Sitges 2022
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