
Zunächst ist die Freude groß bei Grace Brennan (Anja Antonowicz), als sie an ihrem Hochzeitstag einen wertvollen Ring entdeckt, den ihr Mann Christopher (Nicholas Reinke) offensichtlich für sie gekauft hat. Doch dann der Schock: Das Schmuckstück ist nicht für sie, sondern Sarah Moretti (Angela Bull), mit der ihr Mann eine Affäre hat. Hals über Kopf stürzt die zutiefst verletzte Grace daraufhin davon und fährt mit ihren Kindern Victoria (Natascha Weitzendorf) und Jacob (Fabian Ziems) zu ihrem Vater Marvin Ferris (Matthias Brenner). Dort will sie erst einmal zur Ruhe kommen und die nächsten Schritte einleiten. Dabei gerät sie schnell mit Dylan Parsons (Christian Feist) aneinander, der in dem Sommercamp für Mathe und Sport zuständig ist …
Ein Drama wie immer
Rosamunde Pilcher und kein Ende. Gerade einmal drei Wochen nach Liebe und andere Schätze kommt mit Hochzeitstag schon der nächste Film der Endlosreihe, die wie kaum eine andere zum Aushängeschild der ZDF-Sonntagabendreihe Herzkino geworden ist. Allein dieses Jahr sind wir damit schon bei fünf Filmen angekommen, die auf Werken der britischen Autorin basieren. Insgesamt sind es damit 157 Teile, welche das Publikum mit großen Gefühlen vor prachtvollen Kulissen erfreuen und bewegen wollen. Über mangelnden Nachschub braucht sich also niemand zu beklagen. Da wird gnadenlos alles genommen, was von Pilcher irgendwie zu verwenden ist, zur Not wird hinzugedichtet. Hier ist es die Kurzgeschichte Palmers Green, die auf anderthalb Stunden ausgedehnt wurde.
Das Szenario ist dabei mehr als klassisch. Wie so viele Liebesgeschichten beginnt auch diese hier damit, dass eine Frau feststellen muss, von ihrem Partner betrogen worden zu sein. Da darf man auch deshalb ein Déjà-vu-Erlebnis haben, weil Nicholas Reinke wie schon in dem nahezu deckungsgleich startenden Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen der untreue Hund ist, ein weiteres Herzkino-Drama. Während dort dann aber die Freundin der Protagonistin trösten soll, kommt bei Rosamunde Pilcher: Hochzeitstag dem Papa diese Aufgabe zu. Ansonsten ist der Ablauf ähnlich. Ein neuer Mann steht „zufällig“ direkt danach vor der Tür. Die Betrogene muss nur erst lernen, auf sich und ihr Herz zu hören, bevor sie dem Neuen eine wirkliche Chance geben kann, da zuerst alles natürlich total kompliziert ist.
Fragwürdig bis ärgerlich
Dass Rosamunde Pilcher: Hochzeitstag ohne große Ambitionen irgendwelche Klischees abarbeitet und nicht einmal versucht, etwas Eigenes zu erzählen, ist das eine. In der Hinsicht ähneln sich die meisten dieser Herzkino-Dramen. Gleiches gilt für die tragischen Schicksalsschläge, die immer wieder irgendwo eingebaut, gleich ob es diese nun gebraucht hätte oder nicht. Schlimmer noch als diese Langeweile ist aber, dass Drehbuchautorin Uschi Müller lauter Punkte eingebaut hat, die mindestens fragwürdig sind, wenn nicht sogar ärgerlich. So ist der Film latent männerfeindlich und betont mehrfach, dass die Geliebte älter und dicker ist, was hier als No Go verkauft werden soll. Zwar wird zum Ende hin ein versöhnlicherer Ton angestrebt. Mit einer tatsächlichen Auseinandersetzung hat es der Film dennoch nicht so, das bleibt alles an der Oberfläche.
Der gravierendste Knackpunkt ist aber die Protagonistin. Eigentlich ist jemand, der nach vielen Jahren Ehe betrogen wird, prädestiniert dafür, dass man als Zuschauer und Zuschauerin die Daumen drückt und voller Mitgefühl ist. Grace ist jedoch eine derart unerträgliche Figur, dass Rosamunde Pilcher: Hochzeitstag nicht einmal zur kitschigen Berieselung taugt. Natürlich dürfen Figuren auch unsympathisch sein. Vor allem im Umfeld des oft glattgebügelten Herzkinos sind Ecken und Kanten gern gesehen. In Verbindung mit den besagten fragwürdigen Inhalten und einer mangelhaften Entwicklung wird daraus aber ein echtes Ärgernis, das den Film noch schlechter macht, als er ohnehin schon ist.
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