Als der Psychologie-Professors Peter Marquart ermordet aufgefunden wird, führt eine erste Spur Nora Weiss (Anna Maria Mühe) und ihren neuen Kollegen Ben Salawi (Camill Jammal) zu der 16-jährigen Schülerin Jessica Steiner (Lieselotte Voß). Schließlich hatte die vorher im Internet freizügige Bilder von sich veröffentlicht, woran auch der Verstorbene rege Anteilnahme zeigte. Jessicas Vater Jörg (Tobias Oertel) könnte sich zum Schutz seiner Tochter zu einer Gewalttat haben hinreißen lassen, so eine frühe Hypthese der Polizei. Der Verdacht erhärtet sich, als ein zweiter Mord geschieht, der in Verbindung mit dem ersten stehen könnte. Doch Weiss hat Zweifel, ob der Fall wirklich so eindeutig ist …
Personeller Wechsel bei der Krimireihe
Während diverse Krimireihen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gefühlt jede Woche einen neuen Teil ausstrahlen, da zeigte man sich bislang bei Solo für Weiss zurückhaltender. Seit dem Debüt 2016 brachte es die ZDF-Produktion rund um die Polizistin Nina Weiss nur auf eine Handvoll Filme, jedes Jahr kommt im Herbst ein neuer hinzu. Das ist eigentlich zu wenig, um in dem derart überlaufenen Segment wirklich etwas aufzubauen. Sollte man zumindest meinen. Der Popularität hat die spärliche Veröffentlichungsweise jedoch nicht geschadet. Meistens schalten um die sechs Millionen ein, um zuzusehen, wie die Titelfigur Verbrecher jagt. Das letzte Opfer lockte letztes Jahr sogar mehr als sieben Millionen Menschen vor die Bildschirme. Eine Zahl, die man mit Todesengel, dem siebten Teil der Reihe, natürlich gern wiederholen würde.
Einfach wird das nicht, zumal der neue Film mit einem Wechsel einhergeht. Der beliebte Fernsehschauspieler Jan Krauter (Ramstein – Das durchstoßene Herz, Lost in Fuseta) stieg nach sechs Folgen aus. An seine Stelle tritt der eher unbekannte Kollege Camill Jammal (Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze). Dieser schlägt sich durchaus wacker, auch wenn sich seine Figur und die Protagonistin natürlich erst zusammenfinden müssen. Solo für Weiss: Todesengel schafft es ganz gut, Salawi in die Ermittlungen zu integrieren und ihm einen persönlichen Anteil zuzugestehen, ohne dass es zu aufgesetzt wirkt. Er scheint als eine Art Gegenpol zu der oft unterkühlten Titelfigur angelegt zu sein, wenn er in mehrfacher Hinsicht emotionaler ist. Das ist kein besonders origineller Einfall, solche Konstellationen gibt es in Krimi immer wieder. Aber er funktioniert.
Zu früh verraten
Das gilt auch für den Krimi an sich. Fiel der Vorgänger durch seine hanebüchene Geschichte auf, bei der hinten und vorne nichts passte, da ist Solo für Weiss: Todesengel in sich stimmiger. Größtes Manko ist, dass hier zu früh klar ist, worum es geht. Anstatt wie beim klassischen Whodunnit vom Anfang bis zum Ende verschiedene Spuren parallel zu verfolgen, werden sie hier nach und nach abgearbeitet. Dadurch weiß das Publikum bald, wer es nicht gewesen ist und wer es wahrscheinlich sein wird. Wer also in erster Linie bei diesen Filmen einschaltet, um ganz lang ganz viel zu grübeln, der bleibt hier unterfordert. Es geht mehr darum, wann und wie die schuldige Person denn nun überführt wird, was gerade zum Ende hin sehr dramatisch wird.
Es ist dann auch eher der Fokus auf die Figuren, weswegen man hier einmal einschalten kann. Selbst wenn Drehbuchautor Mathias Klaschka, der an fünf der sechs vorangegangenen Filme beteiligt war, sich bei der Beschreibung nicht unbedingt verausgabt hat: Zusammen mit den Darstellungen des Ensembles passt es. In der Summe ist Solo für Weiss: Todesengel damit ein recht durchschnittlicher Krimi, mit dem man zum Auftakt der Woche durchaus einen Abend verbringen kann. Eine unbedingte Empfehlung, in Zukunft doch deutlich mehr Teile für die Reihe zu produzieren, sieht aber anders aus. Dafür fehlt dem Ganzen eine eigene Note, die als Argument überzeugen würde.
OT: „Solo für Weiss: Todesengel“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Gunnar Fuss
Drehbuch: Mathias Klaschka
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Gunnar Fuss
Besetzung: Anna Maria Mühe, Camill Jammal, Peter Jordan, Leslie Malton, Tobias Oertel, Justus Johanssen, Lieselotte Voß, Lukas Zumbrock
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