New York im Jahr 2022: Die Menschen haben über ihre Verhältnisse gelebt, es gibt weder genug Raum noch genug Nahrungsmittel für alle. Während einige wenige Vermögende noch ein Leben wie früher führen können, sind die meisten auf künstlich hergestellte Nahrung angewiesen, die von den Behörden verteilt wird. Marktführer bei der Produktion solcher Lebensmittel ist das Unternehmen Soylent, welches gerade sein neuestes Produkt Soylent Green auf den Markt gebracht hat. Als William R. Simonson (Joseph Cotton) ermordet wird, der für eben dieses Unternehmen arbeitete, macht sich Polizist Robert Thorn (Charlton Heston) an die Arbeit, gemeinsam mit Sol Roth (Edward G. Robinson) die Wahrheit herauszufinden. Das stellt sich als nicht ganz so einfach heraus, scheint ihnen doch jemand unentwegt Steine in den Weg zu legen …
Die Zukunft von gestern
Es ist immer wieder faszinierend mitanzusehen, inwieweit künstlerische Visionen einer klar determinierten Zukunft mit der tatsächlichen Zukunft übereinstimmen, wenn das in der Geschichte erwähnte Jahr erreicht wird. 1984 war zum Beispiel die Welt doch noch ein ganzes Stück von dem totalen Überwachungsstaat entfernt, den George Orwell in seinem gleichnamigen Roman entworfen hatte. Auch die Hoverboards, die wir laut Zurück in die Zukunft II 2015 hätten haben sollen, lassen noch auf sich warten. Gleich doppelt gilt das für Soylent Green – Jahr 2022 … die überleben wollen. Eigentlich hätte die Geschichte im Jahr 1999 spielen müssen, zumindest wenn es nach dem 1966 veröffentlichten Roman New York 1999 von Harry Harrison geht. Für die Verfilmung 1973 verlegte man diese Zukunft auf 2022, weshalb es an der Zeit war, diese mal wieder im Fernsehen auszustrahlen.
Natürlich waren die Prophezeiungen deutlich düsterer, als es die Gegenwart letztendlich ist. Dass unsere Städte derart überfüllt sind, dass viele in Treppenhäusern schlafen müssen, ist zum Glück nicht ganz so eingetroffen. Und doch hat Soylent Green – Jahr 2022 … die überleben wollen an mehreren Stellen Entwicklungen vorweggenommen, die man auch in unserer Light-Variante wiederfinden kann. Dazu gehört besonders die enorme Kluft zwischen arm und reich. Die findet sich natürlich in fast allen futuristischen Dystopien. Aktuell etwa erzählt Vesper Chronicles davon, wie eine privilegierte Oberschicht in Zitadellen lebt, während der Rest mit künstlich erzeugtem Saatgut zufrieden sein muss. Hier zeigt sich diese Kluft in besonders grotesken Szenen, etwa wenn Thorn sich durch überfüllte Treppenhäuser schlägt oder wenn ein Schneepflug zweckentfremdet wird.
Der Mensch als Möbelstück
Die Adaption von Regisseur Richard Fleischer (Der Don ist tot, John Christie, der Frauenwürger von London) ist dann auch am stärksten, wenn der Film diese Gesellschaft porträtiert. Die Ausbeutung der Menschen und die Knappheit der Ressourcen sind Punkte, die auch bei einem heutigen Publikum gut funktionieren. Schließlich dämmert inzwischen den meisten, wie sehr die Menschheit über ihre Verhältnisse gelebt hat, weswegen manche in Zukunft einfach das Nachsehen haben werden. Natürlich sind einige dieser Szenen heute ein bisschen in die Jahre gekommen. Da muss man schon großzügiger sein. Einige der Ideen hinterlassen aber immer noch Eindruck. Gerade das Konzept, dass in Soylent Green – Jahr 2022 … die überleben wollen einige Menschen wie Möbelstücke behandelt werden, ist schon ziemlich harter Tobak.
Und dann ist da natürlich auch noch der finale Twist, der Geschichte geschrieben hat. Ob es den unbedingt gebraucht hätte, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Harrison, in dessen Roman diese Wendung gar nicht vorkam, war zumindest nicht sonderlich von der Idee angetan. Allgemein war der Autor von Soylent Green – Jahr 2022 … die überleben wollen alles andere als begeistert von der doch recht freien Adaption seines Werkes. Andererseits ist die besagte Wendung die konsequente Fortsetzung des menschenverachtenden Szenarios, in denen das Individuum im besten Fall ein Mittel zum Zweck ist. Diese bedrückende Stimmung und die Hoffnungslosigkeit, gegen das System bestehen zu können, machen den Science-Fiction-Thriller noch immer zu einem spannenden Werk. Die Mördersuche, die mit stärkeren Verschwörungsmotiven arbeitet, hat ebenfalls ihre Momente, weshalb der Film zwar ein Produkt seiner Zeit ist. Aber er ist zeitlos genug, um noch immer von diesem erschüttert zu sein.
OT: „Soylent Green“
Land: USA
Jahr: 1973
Regie: Richard Fleischer
Drehbuch: Stanley R. Greenberg
Vorlage: Harry Harrison
Musik: Fred Myrow
Kamera: Richard H. Kline
Besetzung: Charlton Heston, Edward G. Robinson, Leigh Taylor-Young, Chuck Connors, Joseph Cotton, Brook Peters, Paula Kelly
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