
Als Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) die Leiche von Manfred Gabler untersuchen, die am Fuß einer Treppe liegt, wird schnell klar, dass der Verstorbene vorher mit jemandem gekämpft haben muss. Doch wer könnte es auf den katholischen Priester abgesehen haben? Ein erster Hinweis ist schnell gefunden: ein Amulett mit dem Satanssymbol. Denn der Geistliche war in ganz besonderem Auftrag unterwegs, war er doch offizieller Exorzist der Kirche. Aber wenn ja, besteht ein Zusammenhang zu dem Mord? Je mehr die beiden in dem Fall ermitteln, umso größer sind die Zweifel, ob das alles mit irdischen Dingen zuging …
Krimi mit okkultem Thema
Auch wenn es beim Tatort eigentlich naheliegend wäre, so gibt es nur recht wenige Teile, die saisonalen Hintergrund haben. Schließlich böte sich eine Filmreihe, die fast das ganze Jahr über neue Geschichte ausspuckt, dafür an. Nur selten sind doch mal welche in einer konkreten Zeit verankert, sei es die Faschingsausgabe Kehraus oder auch der Halloween-Horror Fürchte dich. Mit Das Tor zur Hölle soll wohl ebenfalls von dem Trend profitiert werden, im Oktober gezielt Horrorfilme für ein gruselbedürftiges Publikum herauszubringen. Auch wenn man hiermit gern noch ein bisschen hätte warten dürfen, anstatt bereits am Anfang des Monats das ganze Pulver zu verschießen.
Dieses Mal schnappte man sich das immer wieder beliebte Subgenre des okkulten Horrors, bei dem Figuren vom Teufel, Dämonen oder sonstigen missmutigen Wesen besessen sind. Die letzten Tage erschienen mit Agnes – Face Your Demons und Der Exorzismus der Gretchen Lang bereits zwei andere Filme, welche das in dem Genre immer wieder beliebte Motiv aufgreifen. Tatort: Das Tor zur Hölle macht nun das infernale Trio voll und zeigt sich dabei von einer traditionsbewussten Seite. Da gibt es wüste Beschimpfungen vermeintlich Besessener, unheimlich verstellte Stimmen inklusive. Auch die üblichen Symbole wie ein Pentagramm werden mal wieder bemüht, damit das Publikum sich sofort zurechtfindet und weiß, was gespielt wird.
Brauchbar, aber nicht allzu spannend
Nur will der 1211. Teil der ARD-Krimireihe eben auch ein Krimi sein, weshalb man sich hier nie zu weit aus dem Fenster lehnen konnte. Stattdessen sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen bis zum Schluss grübeln: Hat da wirklich der Teufel seine Finger im Spiel oder gibt es andere, irdischere Motive, weshalb der Geistliche vorab sein Leben lassen musste? Zu einem reinen Horrorfilm wird Tatort: Das Tor zur Hölle dadurch nie. Vielmehr versuchte man, beides ein wenig miteinander zu verbinden und Genregrusel mit Rätselspaß zu verbinden – und damit zwei Sorten von Spannung. Hin und wieder klappt das, etwa bei den Auftritten von Maresi Riegner, die hier eine der mutmaßlichen Besessenen spielt und bei der das mit dem Verfremden von Stimmen sehr gut funktioniert.
Dennoch sollte man nicht allzu viel von all dem erwarten. Tatsächliche Hochspannung entspannt dabei nicht, das spielt sich doch mehr auf gediegenem TV-Niveau ab. Schade ist zudem, dass Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth (In Wahrheit: Jagdfieber, Der Kommissar und das Meer: Woher wir kommen, wohin wir gehen) dann doch mehr Interesse daran hatte, eben diese dämonische Anmutung zu betonen, anstatt eine tatsächliche Geschichte zu erzählen. Diese ist gelinde gesagt etwas sparsam ausgearbeitet. Die Auflösung gibt ebenfalls nicht allzu viel her. Wer einen Genremix sucht und den Krimialltag vielleicht mal ein wenig variieren möchte, der findet in Tatort: Das Tor zur Hölle zwar eine durchaus brauchbare Möglichkeit, die aber weder als Horror noch als Krimi ganz befriedigend ist.
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