Tatort Die Rache an der Welt TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© NDR/Christine Schroeder

Tatort: Die Rache an der Welt

Tatort Die Rache an der Welt TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Tatort: Die Rache an der Welt“ // Deutschland-Start: 9. Oktober 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als eine junge Studentin misshandelt und ermordet wird, ist sich die Polizei von Göttingen uneinig. Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) sucht den Täter unter Syrern und Afghanen: Nicht nur dass ein Zeuge einen nicht-europäischen Mann gesehen haben will, die Verstorbene war zudem in der Flüchtlingshilfe tätig. Ihre Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) wiederum ist davon überzeugt, dass es sich um ein weiteres Opfer des deutschen Triebtäters handelt, der von allen nur „der Wikinger“ genannt wird. Der zwang bislang zwar lediglich zu sexuellen Handlungen. Aber vielleicht steigerte sich das dieses Mal zu einem Mord. Die unterschiedlichen Ansätze sorgen nicht nur bei den beiden zu Irritationen. Auch bei anderen wird schnell der Vorwurf der Voreingenommenheit laut …

Die Frage nach dem Rassismus

Beim Tatort werden bekanntlich gern mal die großen gesellschaftlichen Themen ausgepackt – sehr zum Leidwesen mancher Zuschauer und Zuschauerinnen, die am Sonntagabend lieber die Welt da draußen vergessen wollen. Eines dieser wiederkehrenden Themen ist das des Rassismus bzw. des Fremdenhasses. In Hetzjagd etwa wurde ein Mann ermordet, der sich mit Konzerten gegen rechts engagierte, weshalb die Ermittlungen zwangsläufig in dieses Milieu gingen. Auch bei Heile Welt treiben Rechte ihr Unwesen, als sie einen Vorfall für sich zu nutzen versuchen. Bei Die Rache an der Welt ist Rassismus sogar quasi ein ständiger Begleiter. Nur geschieht das hier auf eine etwas andere und sehr viel ambivalentere Weise, als man es bei den obigen Kollegen gesehen hat.

Genauer stellt Drehbuchautor Daniel Nocke (Eine fremde Tochter) die Frage, was Rassismus eigentlich bedeutet und in welchen Formen dieser vorliegt. So ist die Zeugenaussage, dass es sich um einen fremdländischen Mann handelt, eindeutig eine rassistisch geprägte. Bedeutet das aber schon, dass dieser Zeugenaussage nachzugehen auch schon rassistisch ist? Immer wieder wird bei Lindholm hinterfragt, ob ihre Einsätze bei den Männern mit Migrationshintergrund gerechtfertigt sind oder nicht. Das bleibt auch deshalb in der Schwebe, da sie in Tatort: Die Rache an der Welt diversen Männern begegnet, die sie und ihre Arbeit offensichtlich nicht ernstnehmen – was sie wiederum auf ein importiertes Frauenbild zurückführt. Da stellt sich automatisch die Frage, was zuerst da war.

Mehr Aussage als Geschichte

Umgekehrt ist die Fokussierung der dunkelhäutigen Kollegin Anaïs Schmitz auf den weißen Verdächtigen ebenfalls fragwürdig. Und dann wären da noch Passagen, in denen sich der syrische Flüchtling Munir (Eidin Jalali) darüber mokiert, dass alle von ihm nur Horrorstorys erwarten und sich dabei Anteilnahme und Sensationslust vermischen. Vorurteile kann es überall geben, von allen, gegen alle. Als Thema ist das durchaus interessant. Tatort: Die Rache an der Welt beweist da einen größeren Blickwinkel, als man es oft von diesen Filmen gewohnt ist. Sonderlich subtil ging man dabei dann aber doch nicht vor. An diversen Stellen merkt man, dass die Absicht der gesellschaftlichen Aussage größer war als das Bedürfnis, eine Geschichte zu erzählen. Die Suche nach dem Mörder wird da zu einem reinen Mittel zum Zweck.

Der 1212. Film der ARD-Krimireihe ist deshalb für ein Publikum uninteressant, das sich einfach gute Unterhaltung wünscht. Diese ist hier beim besten Willen nicht zu finden. Als Genrebeitrag ist Die Rache an der Welt sowieso unbefriedigend, dafür ist das schlicht zu willkürlich. Das bedeutet nicht, dass das hier furchtbar schlecht wäre. Wer beispielsweise Stoff für Diskussionen sucht, die über einfache Schwarzweiß-Anordnungen hinausgeht, der kann hiermit schon etwas anfangen. Der Krimi, der auf dem Filmfest Oldenburg 2022 Premiere feierte, ist jedoch kaum dazu geeignet, am Sonntagabend für Spannung zu sorgen. Die diversen Konflikte, die hier aneinandergereiht werden, verkommen zu sehr zum Selbstzweck, als dass man sie zwingend anschauen müsste.

Credits

OT: „Tatort: Die Rache an der Welt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Stefan Krohmer
Drehbuch: Daniel Nocke
Musik: Carsten Meyer
Kamera: Patrick Orth
Besetzung: Maria Furtwängler, Florence Kasumba, Mala Emde, Sascha Alexander Geršak, Leonard Carow, Eidin Jalali, Michaela Hanser, Jogi Kaiser, Daniel Donskoy, Bagher Ahmadi

Bilder

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Tatort: Die Rache an der Welt
fazit
„Tatort: Die Rache an der Welt“ nimmt sich wie diverse andere Teile der Reihe des Themas Rassismus an und geht dabei ambivalenter vor, als man es aus dem Bereich gewohnt ist. Allerdings war der Wille Diskussionen anzustoßen offensichtlich größer als der, eine Geschichte zu erzählen. Als Krimi ist der Film nur mäßig spannend.
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