The Greatest Beer Run Ever

New York City, 1967 John Donohue (Zac Efron), von seinem Umfeld nur Chickie genannt, ist ein Patriot durch und durch und unterstützt als solcher natürlich die Jungs in Vietnam. Theoretisch zumindest. Praktisch hat er es nicht so mit dem Krieg: Während immer mehr seiner Freunde in Fernost für die gute Sache kämpfen, sitzt er lieber daheim und trinkt Bier. Doch dann fasst er den Beschluss, selbst seinen Beitrag zu leisten, und reist eigenständig nach Vietnam, um seinen Kumpels bestes amerikanisches Dosenbier zu bringen. Die Reise verläuft tatsächlich ohne Probleme, schon bald findet sich Chickie im Dschungel wieder. Dort muss er jedoch feststellen, dass die Situation nicht ganz die ist, die er erwartet hat …

Bier gegen den Krieg

Der Name Peter Farrelly stand viele Jahre lang für derbe Komödien, bei denen sich die Leute entweder dämlich oder geschmacklos verhielten, manchmal beides in einem. Das funktionierte anfangs sehr gut, Dumm und Dümmer und Verrückt nach Mary waren gigantische Hits an den Kinokassen. Später sank sein Stern jedoch deutlich, das Publikum reagierte zunehmend gleichgültig auf seine groben Späßchen. Das mag dazu beigetragen haben, dass er sich an einer anderen Art Film versuchte. Plötzlich wollte er tatsächlich etwas aussagen, ein bisschen zumindest. Das brachte ihm zwar Spott ein. Den Massen gefiel die simple Anti-Rassismus-Wohlfühlblase Green Book – Eine besondere Freundschaft jedoch. Es gab am Ende sogar Oscars für den besten Film und das beste Drehbuch.

Ob ihm dieses Kunststück bei The Greatest Beer Run Ever, seinem ersten Film seit dem überraschenden Comeback, erneut gelingen wird, bleibt abzuwarten. Sonderlich wahrscheinlich ist es jedoch nicht. Die ersten Reaktionen im Rahmen der Premiere beim Toronto International Film Festival 2022 waren verhalten. Auch später hielt sich die Begeisterung bei dem exklusiv auf Apple TV+ erhältlichen Film in Grenzen. Dabei ist das Thema des Krieges ebenso wichtig wie das des Rassismus, und leider von einer nicht minderen Aktualität. Die Geschichte, welche erneut auf einem wahren Schicksal basiert, ist zudem originell. Wer kommt schließlich auf die bescheuerte Idee, ans andere Ende der Welt zu reisen, mitten in ein Kriegsgebiet, nur um dort dann Dosenbier zu verteilen? Als Ausdruck von Patriotismus?

Absurd amüsant, danach oberflächlich ernst

Das ist gerade zu Beginn amüsant, wenn Farrelly die Absurdität dieses Plans in den Mittelpunkt stellt. Immer wieder ist Chickie in Situationen, in denen er von anderen ungläubig angestarrt wird oder er völlig verkennt, in welcher Lage er sich befindet. The Greatest Beer Run Ever profitiert an der Stelle auch massiv von Zac Efron. Der zuletzt vor allem in Thrillern aufgetretene Mädchenschwarm – Gold – Im Rausch der Gier und Firestarter – zeigt hier sein oft unterschätztes komödiantisches Talent, wenn er mit weit aufgerissenen Augen durch den Abgrund stolpert. Ebenfalls unterhaltsam ist, wie der Bierexporteur vom Militär überall hin mitgenommen wird, weil niemand erkennt, was er da wirklich tut. Die Geschichte ist schließlich so bescheuert, dass sie unmöglich wahr sein kann.

Schwierig wird es jedoch, als Farrelly eben mehr erreichen will als eine Du-wirst-es-nicht-glauben-Kriegsgroteske. Wo er bei Green Book noch gegen Rassismus antrat, da ist es in The Greatest Beer Run Ever der Krieg. Diesen abzulehnen, ist natürlich nicht verwerflich. Die wenigsten Leute dürften heutzutage tatsächlich einen Krieg befürworten. Das Problem ist vielmehr, dass der Regisseur und Co-Autor nicht wirklich das Feingefühl hat, um ein solches Thema zu bearbeiten. Mehr als oberflächliche Minimalkonsens-Gemeinplätze sind bei ihm nicht drin. Hinzu kommt die Laufzeit, die mit mehr als zwei Stunden zu üppig ist für das, was der Film zu erzählen in der Lage ist. Schlecht ist er deswegen nicht, da waren ein paar der harschen Kritiken schon etwas überzogen. Angesichts des absurden Szenarios und des versammelten Talents hätte man aber mehr erwarten dürfen.