Eigentlich ist Baptiste (Pablo Pauly) mit Samia (Hafsia Herzi) liiert, seit vielen Jahren schon. Dennoch fühlt er sich gleich zu Quentin (Romain Eck) hingezogen, als er diesen in seiner Aufmachung als Dragqueen Cookie Kunty sieht, ist fasziniert von ihm und seiner Subkultur, mit der er zuvor nie etwas zu tun hatte. Und so beschließt er, Cookie Kunty und die anderen Queens auf ihrer Reise zu einem wichtigen Wettbewerb zu begleiten und diese Erfahrung auf Foto festzuhalten. Diese lassen sich darauf ein, ein bisschen Publicity kann nicht schaden. Doch auch wenn sich die beiden immer näher kommen, einfach ist es für keinen von ihnen. Denn nicht nur Baptiste muss für sich entscheiden, in welche Richtung er mit seinem Leben gehen möchte. Auch Quentin muss sich und sein Alter Ego in Einklang bringen …
Dragqueens auf die Bühne!
Früher waren Dragqueens in Filmen meist reine Witzfiguren, die irgendwo am Rand eingebaut werden, damit das Publikum was zum Lachen bekommt. Zuletzt gab es aber ein Umdenken. In Titel wie Dumplin’ und Dancing Queens wurden sie zu wichtigen Stützen im Leben der jeweiligen Protagonistinnen. Dennoch bleiben sie auch dort Nebenfiguren, dürfen zwar immer wieder auf die Bühne, nur um diese dann aber wieder verlassen zu müssen, um der eigentlichen Hauptfigur Platz zu machen. Three Nights a Week ist in der Hinsicht ein großer Schritt nach vorne im Sinne der Repräsentation. Zwar ist die Hauptfigur auch hier jemand anderes. Doch dieser darf dank der diversen Drags herausfinden, wer er ist, und dort etwas finden, das er alleine wohl nie gefunden hätte.
Das französische Drama verfolgt daher zwei Ansätze, die miteinander verknüpft werden. Auf der einen Seite erzählt es von einer sich anbahnenden Liebe zwischen Baptiste und Quentin, die eine Reihe von Hindernissen überwinden muss. Baptiste zeigt sich zwar erstaunlich offen für jemanden, dessen bisherige Erfahrung rein heterosexuell war. Ganz sicher ist er sich aber nicht. Dramaturgisch gibt sich Three Nights a Week an diesen Stellen ziemlich konventionell. Da gibt es das übliche Spiel aus Annäherung und Distanz. Auch der obligatorische große Streit, der zur ultimativen Prüfung wird, darf nicht fehlen. Und wie so oft ist dieser ziemlich konstruiert. Da stand im Vorfeld fest, dass es knallen soll. Der tatsächliche Grund ist egal, ist nur ein Mittel zum Zweck.
Fragen zur Identität
Deutlich interessanter sind die Fragen zur Identität, die Regisseur und Co-Autor Florent Gouëlou da stellt. Das betrifft einerseits Baptiste, für den die neue Beziehung bedeutet, sich auch selbst hinterfragen zu müssen. Es betrifft aber auch Quentin, der als Alter Ego Cookie Kunty ein Selbstbewusstsein findet, das ihm im Alltag oft fehlt. Three Nights a Week untersucht, wo der eine aufhört und die andere beginnt. Ist die Dragqueen das eigentliche Ich oder eine Möglichkeit, dem Ich zu entkommen? Sind die zwei deckungsgleich? Und wen von beiden liebt Baptiste da überhaupt? Das gibt Raum für jede Menge spannender Auseinandersetzungen, gerade in einer Zeit, in der das Konzept von Identität immer wieder angezweifelt und neu gedacht werden muss.
Leider geht das Drama, welches bei den Filmfestspielen von Venedig 2022 Premiere feierte, an diesen Stellen nicht übermäßig in die Tiefe. Gerade bei Quentin geschieht nicht so viel, wie es wünschenswert gewesen wäre. Anstatt die Fragen konsequent zu verfolgen, kommt eine einseitige und kitschige Versöhnung. Für ein Publikum, das reine Bestätigung sucht, mag das passen. Der Film bleibt jedoch unter den Möglichkeiten, setzt mehr auf ein oberflächliches Wohlfühlen als auf echte Introspektion und wählt im Zweifel den einfachsten Ausweg. Das darf man natürlich mögen, ist schon recht sympathisch. Aber es ist eben auch unbefriedigend und hat zu den andauernden Diskussionen nicht so wahnsinnig viel beizutragen.
OT: „Trois nuits par semaine“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Florent Gouëlou
Drehbuch: Florent Gouëlou, Raphaëlle Desplechin
Musik: Benoît de Villeneuve, Benjamin Morando
Kamera: Vadim Alsayed
Besetzung: Pablo Pauly, Romain Eck, Hafsia Herzi
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