Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg deutet sich bereits ein neuer Konflikt, dieses Mal in Mexiko, wo die Bevölkerung ebenfalls Unabhängigkeit anstrebte. Viele US-Amerikaner zieht es deswegen gen Süden, wo sie vor allem des Geldes wegen mit einer der beiden Konfliktparteien Handel betreiben oder sich dieser anschließen. So treffen auch Benjamin Trane (Gary Cooper), der einst auf der Seite der Südstaaten kämpfte, und der junge Revolverheld Joe Erin (Burt Lancaster) zusammen. Obwohl nicht nur aufgrund ihres Alters, sondern auch wegen ihrer Prinzipien viel voneinander trennt, schließen sie sich zusammen und werden letztlich vom Marquis Henri de Labordere (Cesar Romero) im Namen des Kaisers rekrutiert. Dieser schickt sie auf eine Mission nach Vera Cruz, auf der sie zum einen eine hohe Geldsumme bewachen sollen sowie die Gräfin Duvarre (Denise Darcel), die im Hafen der Stadt auf ein Schiff gen Europa hofft. Die Fahrt in die Stadt ist lang und voller Gefahren, besonders da an jeder Ecke die Guerillas der Mexikaner, die Juaristen, lauern und nur auf eine Möglichkeit warten, die Bewacher zu überwältigen und an das Geld zu kommen, welches sie in ihrem Kampf gut gebrauchen können.
Ein einflussreicher Western
Die 1950er Jahre waren ohne Frage eine Blütezeit für das Westerngenre, wenn man bedenkt, wie viele Beiträge es in diesen Jahren gab. Auch Regisseur Robert Aldrich, der durch seinen Film Massai bereits einen beachtlichen kommerziellen wie auch künstlerischen Erfolg vorweisen konnte, legte einige wegweisende Werke für das Genre vor, nicht zuletzt Vera Cruz von 1954, den Filmkritiker David Kehr einst als erzählerische sowie ästhetische Vorlage für die Filme Sam Peckinpahs oder Sergio Leones beschrieb, in Bezug auf Figurenzeichnung und die Art wie Themen wie Ehre oder Moral verhandelt wurden.
Selbst dem heutigen Zuschauer wird auffallen, wie sich Vera Cruz von anderen Werken seiner Zeit abhebt. In der schieren Masse herauszustechen wird durchaus keine Leichtigkeit gewesen sein, doch wenn bereits nach wenigen Minuten beispielsweise einer der Helden seine Männer dazu anstiftet, Kinder als Geiseln zu nehmen, um sich so einen Vorteil zu verschaffen, ist das nach wie vor überraschend und ungewöhnlich. Es ist nur eine von vielen Wendungen oder Überraschungen, die das Drehbuch von Roland Kibbee und James R. Webb für den Zuschauer auf Lager hat und welche immer wieder die eigentliche Heldenhaftigkeit der beiden Helden unterwandern. In diesem großen Konflikt, in dem es um Freiheit und Unabhängigkeit geht, steht immer wieder das Geld im Vordergrund der Überlegungen der einzelnen Figuren sowie als Motiv für Handlungen, die nicht selten den Tod oder das Elend von Menschen nach sich ziehen. Bis zum letzten Bild hin durchzieht Vera Cruz eine ernüchternde Perspektive auf seine Figuren und fast schon so etwas wie ein Zynismus, die Robert Aldrichs Werk noch bis heute sehenswert machen.
Ehre oder Geld
Diese erwähnten Motive und Themen spielen natürlich auch bei der Figurenzeichnung und den Darstellungen der Schauspieler eine Rolle. Während er für die Prinzipientreue und Ehre seiner Figuren bekannte Gary Cooper zumindest noch die Hülle solcher Werte verkörpert, ist der von Burt Lancaster gespielte Erin ein wahrer Halsabschneider, dessen immer wieder aufblitzendes Haifischgrinsen symbolisch für die Durchtriebenheit eines Menschen steht, für den das eigene Überleben sowie das Geld alles zählt. Die unsichere Allianz zwischen ihren beiden Figuren sowie die Dialoge machen den Reiz des Filmes aus, vor allem, wenn man bedenkt, wie doppelbödig manche Äußerungen zu verstehen sind und dass immer noch ein anderes Motiv eine Rolle zu spielen scheint.
OT: „Vera Cruz“
Land: USA
Jahr: 1954
Regie: Robert Aldrich
Drehbuch: Roland Kibbee, James R. Webb
Musik: Hugo Friedhofer
Kamera: Ernest Laszlo
Besetzung: Gary Cooper, Burt Lancaster, Denise Darcel, Cesar Romero, Sara Montiel
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