Als Sarah (Brittany Murphy) den aus einfachen Verhältnissen stammenden Tom (Ashton Kutcher) kennenlernt, ist es beinahe Liebe auf den ersten Blick. Bereits nach einigen Monaten findet ihre Hochzeit statt, die Flitterwochen wollen sie in Europa verbringen. Dass sie im Flugzeug nicht wie erhofft dem Mile High Club beitreten können, ist nur das erste von vielen, vielen Dingen, die schief gehen – außerdem tragen beide ein Geheimnis mit sich herum, dass der jeweils andere tunlichst nicht erfahren sollte …
Neugierig machender Einsteig
Die Entscheidung, den Großteil des Films in einem Flashback zu erzählen, scheint weniger organisch aus der Handlung heraus zu kommen, sondern vielmehr bewusst nur für die Eingangssequenz so getroffen worden zu sein. Wäre diese später im Film an chronologisch korrekter Stelle gezeigt worden, würde sie sich zwar immer noch logisch konsequent aus dem vorher Gesehenen ableiten lassen, der „Was zum Teufel geht hier vor“-Faktor würde aber komplett verloren gehen. Regisseur Shawn Levy galt damals noch als nicht sonderlich begabt, hatte auch keine richtigen Erfolge in seiner Filmographie vorzuweisen, bis er dann Jahre später langsam bekannter wurde und 2011 mit Real Steel – Stahlharte Gegner sein bisher bestes Werk vorlegte.
2003 zeigte er in Voll verheiratet aber bereits ein gewisses Grundverständnis für Dramaturgie, denn diese Szene an den Anfang des Films zu stellen, ist so ziemlich das Beste, was mit ihr hätte gemacht werden können. Ashton Kutcher und Brittany Murphy verlassen ein gelandetes Flugzeug und triezen sich gegenseitig auf dem Weg zum Flughafenausgang. Das fängt noch relativ harmlos an, eskaliert aber recht schnell in slapstickartiger Brutalität, bis die von Murphy gespielte Figur feststellt, dass sie irgendwie nach Hause kommen muss – statt sie einsteigen zu lassen, kontempliert Kutchers Charakter für ein paar Sekunden, sie einfach über den Haufen zu fahren, bis er dann doch nachgibt. Als das Auto das Parkhaus verlässt, mündet die Szene in ihrer Pointe und wir sehen den „Just married“-Schriftzug auf der Heckscheibe (gleichsam der Originaltitel des Films).
Belangloser Rest
Voll verheiratet ist generell ziemlich verrissen worden. Wer mit der genauer untersuchten Eröffnungsszene nichts anfangen kann, wird auch dem Rest des Streifens nicht viel abgewinnen können. Die wahre Stärke von Voll verheiratet liegt auch gar nicht so sehr im Film selbst begründet. Da gäbe es schon einiges zu kritisieren: Das tonale Pendel schwingt ohne Rhythmus zwischen Slapstick und Ernsthaftem hin und her, während sich die Handlung als solche in völlig vorhersehbaren Bahnen bewegt. Außerdem bleibt auch direkt nach der Sichtung eher wenig hängen. Davon lässt sich aber bereits zu den positiven Aspekten überleiten, denn gerade der letzte Punkt erhöht den Wiederanschauungswert ungemein, was allgemein vielleicht kein sehr überzeugendes Argument wäre. Voll verheiratet ist allerdings der perfekte Film für einen klassischen DVD-Abend oder wie die coolen Kids das heutzutage auch immer nennen mögen – selbst Netflix & Chill scheint als Bezeichnung ja schon wieder out zu sein. Vielleicht sagt man mittlerweile ja Disney Plus und Kuss, gegenwärtig ist der Film jedenfalls zufällig auf dieser Streamingplattform abrufbar.
Wer den Film einfach nur um seiner selbst willen anschauen möchte, wird hier auf leichte Unterhaltung stoßen, die eigentlich keiner weiteren Beachtung wert ist. Wer aber eine gesellschaftlich akzeptierte Ausrede sucht, um jemanden einzuladen, und dieser Person gleichzeitig eine gesellschaftlich akzeptierte Ausrede liefern möchte, die Einladung anzunehmen, um dann hinter verschlossenen Türen anderweitig zu beschäftigt sein, wird kaum einen besseren Bildschirmschoner für seinen Fernseher finden.
OT: „Just Married“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2003
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Sam Harper
Musik: Christophe Beck
Kamera: Jonathan Brown
Besetzung: Ashton Kutcher, Brittany Murphy, Christian Kane, David Moscow, Monet Mazur, David Rasche, Thad Luckinbill, David Agranov, Taran Killam, Raymond J. Barry
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