Im Jahre 1869 verschwinden in den Vereinigten Staaten von Amerika mehrere der besten Wissenschaftlern spurlos. U.S. Army Captain Jim West (Will Smith) und U.S. Marshal Artemus Gordon (Kevin Kline) werden mit der Lösung des Falles betraut, müssen sich aber erst einmal zusammenraufen. Während West flink mit Zunge und Revolver ist, verlässt Gordon sich auf Verkleidungen und von ihm erfundene Gadgets. Als sie aufdecken, dass Dr. Arliss Loveless (Kenneth Branagh) hinter der Sache steckt, stoßen sie dabei auf ein noch viel größeres Verbrechen, welches Gefahr für das ganze Land bedeutet …
Ein schlechtes Guilty Pleasure
Lange vor Cowboys & Aliens wurden die Genres Science Fiction und Western bereits in Wild Wild West aus dem Jahre 1999 miteinander verbunden. Wer den Film als Kind gesehen hat, hatte wahrscheinliche eine tolle Zeit damit, und sollte sich tunlichst von allen Rezensionen dazu fernhalten. Die Witze erschienen super lustig, alles ist hübsch und farbenfroh, die Handlung ging rasant voran und es gab so viel blinkendes Metall und wundersame Dinge zu bestaunen. Kinder haben nur leider die Neigung, erwachsen zu werden, womit in manchen Fällen auch ein erlesenerer Filmgeschmack und eine ausgeprägte Fähigkeit zum kritischen Denken einhergeht. Es kann dennoch weiterhin schwierig bleiben, als Kind gewonnene Eindrücke zu ändern oder retrospektiv ins rechte Licht zu rücken. Wild Wild West ist das Paradebeispiel eines Guilty-Pleasure-Films.
Die Story und der Humor sind so schlecht, aber eigentlich auch nur wenn genauer darüber nachgedacht wird. Während der Sichtung ist es unglaublich leicht, sich einfach mittreiben zu lassen. Ein zweiminütiger Monolog von Will Smith etwa, als sein Charakter sich aus einer brenzligen Situation herausreden muss, ist (bis auf eine Ausnahme) bei genauerer Betrachtung so brutal unlustig, dass es ein absolutes Mysterium ist, wie die Szene während der Sichtung dennoch zu unterhalten weiß. Da ist ja die Tatsache witziger, dass Smith die Hauptrolle in Matrix abgelehnt hat, um hier mitspielen zu können, was er später auch als einen der größten Fehler seines Lebens bezeichnete. Schlecht für Smith, gut für Matrix.
Alle möglichen Einfälle
Ein Running Gag besteht daraus, dass Gordon sich nahezu perfekt als US-Präsident Ulysses S. Grant verkleiden kann – der ebenfalls von Kline verkörpert wird. Im Vergleich dazu wirkt seine Verkleidung als Frau beispielsweise am Anfang aber geradezu stümperhaft; wenn er also schon als Meister der Tarnung dargestellt wird, hätte er für diese Szenen ja durch eine Schauspielerin ersetzt oder wenigstens von einer Frau nachsynchronisiert werden können. Das ist ja aber offensichtlich nicht passiert, so wirkt das Ganze einfach nur wie eine weitere Sache, welche die Filmemacher implementieren wollten, aber nicht richtig zu Ende gedacht haben. Generell ist der Film so vollgestopft mit allen möglichen Einfällen, dass kaum einer davon richtig entwickelt wurde. Vielleicht ist das auch das Geheimnis hinter dem rasanten Pacing des Films, die 102 Minuten fühlen sich an wie die Hälfte.
Optisch ist Wild Wild West ein Spektakel und kann in dieser Hinsicht durchaus heute noch Spaß machen. Der Streifen machte sich Steampunkelemente zunutzen, bevor Steampunk in Filmen wirklich ein Ding war. Allerdings ergeht er sich zu sehr in seinen ganzen visuellen Effekten und Gadgets, worunter die Story leidet und zu kurz kommt. Die Gadgets sind oft nur eine Art Machina ex Deus, eine Maschine oder ein Gerät, welches lediglich dazu da ist, wie durch Gotteshand im genau richtigen Moment eingesetzt zu werden, um die Handlung voranzutreiben, die sonst zum Stillstand gekommen wäre. Das CGI ist relativ gut gealtert, die übertrieben blauen Himmelshintergründe fallen heute allerdings deutlich stärker auf als damals.
OT: „Wild Wild West“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Barry Sonnenfeld
Drehbuch: S.S. Wilson, Brent Maddock, Jeffrey Price, Peter S. Seaman
Musik: Elmer Bernstein
Kamera: Michael Ballhaus
Besetzung: Will Smith, Kevin Kline, Kenneth Branagh, Salma Hayek, M. Emmet Walsh, Ted levin, Frederique Van Der Wal, Musetta Vander, Sofia Eng
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