Nach ihrer Ausbildung an einer Polizeischule steht für Laura (Lisa Vicari) nun die Feuerprobe des Alltags an. In der Hamburger Bereitschaftspolizei muss sie unter Beweis stellen, ob sie wirklich für diesen Beruf geeignet ist. Leicht ist diese Aufgabe nicht. Immer wieder sind sie und ihre Kollegen das Ziel von Gewalt. Und auch ihr Kampf gegen die Drogen ist von zahlreichen Hindernissen geprägt. Dafür genießt sie den Rückhalt von Lupus (Ludwig Trepte) und den anderen. Bei der Polizei ist man füreinander da, hält sich gegenseitig den Rücken frei. Das kann sie gut gebrauchen, gerade in Krisensituationen. Gleichzeitig muss sie sich immer wieder fragen, ob das alles noch in einem Verhältnis zueinander steht …
Gewalt bei der Polizei
In den letzten Jahren wurde immer mal wieder die Rolle der Polizei in den Medien angesprochen, inspiriert von den Verhältnissen in den USA und den damit einhergehenden Gewaltexzessen. Aber auch Filme haben dieses Thema aufgegriffen. Dabei fiel vor allem Frankreich mit entsprechenden Titeln auf, bei denen wir die Polizei in die Banlieues begleiten, die einem Pulverfass gleichen. Das für einen Oscar nominierte Die Wütenden – Les Misérables oder auch Athena waren eindrucksvolle Beispiele dafür, wie die Situation auf den Straßen zunehmend eskaliert. Aber auch das dänische Shorta – Das Gesetz der Straße ließ die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen, wenn Rassismus innerhalb der Polizei auf die Wut der Unterdrückten trifft.
Deutschland hielt sich in der Hinsicht bislang zurück, was sich nun aber mit Am Ende der Worte ändert. Tatsächlich fühlt man sich bei dem Film an die obigen Kollegen erinnert, wenn der Polizeialltag mindestens ernüchternd ist, oft sogar verstörend. Dabei ist der Actionanteil deutlich geringer als bei den obigen Titeln. Während diese doch starke Thrillerqualitäten haben und das Publikum auf die Folter spannen, wie es denn weitergeht, da ist der deutsche Beitrag eher ein Drama. Im Mittelpunkt steht dabei eine junge Polizistin, die mit der Situation auf der Straße konfrontiert wird und dabei ihre eigenen Überzeugungen auf den Prüfstein stellen muss. Kann sie sich treu bleiben bei dem täglichen Überlebenskampf? Ist es überhaupt möglich, sich treu zu bleiben und Prinzipien zu haben, wenn diese bei der Arbeit zu keinen Ergebnissen führt?
Zwischen Gemeinschaft und Gruppenzwang
Laura ist dann auch die Figur, die etwas Ambivalenz in die Geschichte bringt, weil sie selbst mit der Situation hadert und noch eine Spur des moralischen Anspruchs hat. Die anderen bei der Polizei sind offensichtlich schon so lange dabei, dass sie zu sehr von der Situation korrumpiert worden sind. Wobei Am Ende der Worte es immer ein wenig offen lässt, ob es sich bei der Veränderung um eine notwendige handelt oder ob die Männer und Frauen diese Neigung schon mitgebracht haben. In dem Zusammenhang spielt auch der Gruppenzwang eine große Rolle, wenn der Gedanke „wir gegen den Rest der Welt“ eine eingeschworene Gemeinschaft formt. Wer dies in Frage stellt, so wie es eben Laura tut, der muss damit rechnen, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Die Gewalt, sowohl physische wie psychische, kann sich auch auf die Mitglieder erstrecken. Wo die Spannung bei den eingangs genannten Filmen in der Konfrontation der Polizei mit der Außenwelt besteht, da ist hier die Frage, ob Laura den Absprung schafft, an der Aufgabe zerbricht oder selbst eine Täterin wird.
Das ist als Thema wichtig und interessant. So ganz überzeugt das Ergebnis dann aber doch nicht. Die Entscheidung, die Polizei als einen Block zu beschreiben, bei dem alle in dieselbe Richtung gedrückt werden, führt dazu, dass kaum jemand einen individuellen Eindruck hinterlässt. Lupus als Mischung aus Anführer und Antagonist ist noch präsenter. Der Rest verschwimmt in der Masse. Richtig befriedigend ist das nicht, vieles bleibt oberflächlich und begnügt sich mit Stereotypen. Dennoch: Das Drama, das bei den Hofer Filmtagen 2021 Premiere feierte, ist sehenswert und gefällt durch seine dokumentarische Aufmachung. Am Ende der Worte macht zwischendurch immer mal wieder betroffen oder auch wütend. Am Ende bleibt man mit einem Gefühl der Machtlosigkeit zurück.
OT: „Am Ende der Worte“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Nina Vukovic
Drehbuch: Lena Fakler
Musik: Chris Köbke
Kamera: Neels Feil
Besetzung: Lisa Vicari, Ludwig Trepte, Meryem Ebru Öz, Pascal Houdus, Nathalie Thiede, Daniel Michel, Ibrahim Al Khalil, André M. Hennicke, Fabian Harloff
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