And Just Like That… setzt elf Jahre nach Sex and the City 2 ein, einem Film, der mit seiner verblüffenden Inhaltslosigkeit nichts zum Franchise beigetragen hat. Alle Charaktere sind entsprechend gealtert, Carrie (Sarah Jessica Parker) und John (Chris Noth) sind immer noch verheiratet – bis er stirbt. Carrie muss nun nicht nur seine Beerdigung organisieren, sondern sich auch als Witwe neu im Leben zurechtfinden. Diese Herausforderung versucht sie gemeinsam mit ihren Freundinnen Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis) zu meistern. Der ganze Rest der Serie ist nicht weiter der Rede wert, wir wollen uns hier auch nur auf zwei Szenen konzentrieren. Anhand dieser soll aufgezeigt werden, was die Serie hätte sein können, und wieso sie es dank der verblendeten Inkompetenz der Macher nicht geworden ist.
Ein tödlich unpassender Witz
Dass John stirbt, war abzusehen und passiert am Ende der ersten Folge. Im Laufe der Serie kann auch jeder selber merken, wieso gerade dieser Charakter eliminiert wurde, wenn es nicht schon offensichtlich war. Es handelt sich allerdings um die beste Szene der Serie, wenn nicht des gesamten Franchises. Nach einem Workout bricht John daheim alleine mit einer Herzattacke zusammen. Als Carrie später nach Hause kommt und ihn auf dem Boden sitzen sieht, kann er ihr nur noch einen stummen Blick voller Liebe zuwerfen, bevor er in ihren Armen stirbt. Es wirkt, als hätte John aus purer Willenskraft lange genug durchgehalten, um sich von seiner Frau verabschieden zu können, und als sie endlich da war, trat er friedlich aus dem Leben. Der Moment ist unglaublich berührend und zu Tränen rührend geschrieben beziehungsweise inszeniert. Als nächstes wird alles kaputtgetrampelt, wenn Carrie eine Wegwerfzeile mit „And just like that …“ im Voiceover aufsagt, einem Running Gag der Serie. Zu Beginn der zweiten Episode gibt es dann bereits Witze über seine Beerdigung. Absolut widerlich, und auch wenn weiter oben von Inkompetenz die Rede war, ist schon klar was die eigentliche Motivation der Schreiberlinge ist.
Die zweite Szene findet in einer späteren Episode statt, sie kann aber ohne zu spoilern besprochen werden. Nachdem Carrie wieder mit dem Dating anfängt, trifft sie sich mit einem Mann, der ebenfalls verwitwet ist. Die beiden sitzen einander an einem Restauranttisch gegenüber und erzählen sich gegenseitig, wie ihr jeweiliger Partner gestorben ist. Es entsteht ein unbehaglicher Moment, weil beide eindeutig von der Situation überfordert sind, sowohl ihrer jeweiligen als auch der gemeinsamen; nicht richtig wissen, wie sie damit umgehen sollen, und es kommt so viel Mitgefühl für die Charaktere beim Zuschauer auf. Dann sagt der Typ „we need drinks“, Carrie lacht und in der nächsten Szene verlassen sie komplett betrunken das Lokal und er kotzt auf ihre Schuhe. In seinen Kritiken möchte sich der Rezensent zwar an einen gewissen Eloquenz-Standard halten, aber hier gibt es echt nur eines zu sagen: Fuck off.
Die Sehnsucht nach Beliebtheit
Inhaltlich ist fast alles andere an And Just Like That… schlecht und teilweise zum Fremdschämen peinlich. Es ist eine Show für niemanden. Eine Serie, die bei jeder Gelegenheit plakativ „schaut mich an, ich vertrete die richtige Meinung!“ proklamiert, verprellt nicht nur den Großteil der restlichen Zielgruppen, sondern wird selbst von der anvisierten Twitterbubble als das anbiedernde Chamäleon erkannt, das sie ist. Miranda wurde als Charakter im zweiten Film sicher kaputtgeschrieben, aber selbst dort wurde sie nicht in eine komplette Vollidiotin verwandelt, die keine Ahnung hat, wie man mit anderen Menschen redet. Die erwähnten Lichtmomente zeugen davon, dass die Serie sich mit ernsteren Momenten des Älterwerdens und Altseins, sehr gerne auch angemessen humorvoll, hätte beschäftigen können. Stattdessen wird alles bisher Dagewesene einfach nur in den Dreck gezogen. Kim Cattrall, welche von Anfang an bis zum zweiten Film den beliebten Hauptcharakter Samantha verkörperte, hat sich vor Jahren mit Parker verkracht, weshalb sie die einzige ist, die im Kontext dieser Shitshow gelobt werden kann – dafür, dass sie nicht mitspielt.
OT: „And Just Like That…“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Michael Patrick King, Gillian Robespierre, Cynthia Nixon, Anu Valia, Nisha Ganatra
Drehbuch: Michael Patrick King, Julie Rottenberg, Elisa Zuritsky, Keli Goff, Samantha Irby, Rachna Fruchbom
Vorlage: Candace Bushnell
Musik: Aaron Zigman
Kamera: Tim Norman
Besetzung: Sarah Jessica Parker, Cynthia Nixon, Kristin Davis, Sara Ramirez, Mario Cantone, Evan Handler, Sarity Choudhury, Cathy Ang, Alexa Swinton, Niall Cunningham, Nicole Ari Parker, Karen Pittman, Cree, David Eigenberg, Bobby Lee, Chris Noth
https://www.youtube.com/watch?v=QsiKetds9EM
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