Black Mambas
© jip film & verleih

Black Mambas

„Black Mambas“ // Deutschland-Start: 17. November 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Täglich patrouilliert eine Gruppe von Frauen einen kilometerlangen Zaunabschnitt in der Nähe des Kruger-Nationalparks entlang. Black Mambas wird die nur aus weiblichen Mitgliedern bestehende Anti-Wilderei-Einheit genannt – vor allem drei davon werden hier im Vordergrund stehen. Sie kontrollieren, ob alles intakt ist. Melden Schlingen, Löcher und deresgleichen mehr. Gegründet 2013, als das Töten von Nashörnern Hochkonjunktur hatte, konnten sie die Tierbestandsgefährdung bis heute beträchtlich reduzieren. Ihre Uniformen lassen sie wie Soldaten aussehen, da sie aber unbewaffnet sind und generell recht wenige Befugnisse haben, sind sie im Grunde nicht viel mehr als eine freiwillige Bürgerwehr. Die meisten Frauen treten bei, weil der Tierschutz eine veritable Einnahmequelle darzustellen scheint. Bald aber merken sie, dass die unterbezahlte, langweilige und zeitintensive Arbeit für sie nicht von Dauer sein kann. Sie ist eher eine Zwischenstation.

Wo sind die Wilderer?

Um die Zehn-Minuten-Marke herum erzählt eine der im Fokus stehenden Mambas ein wenig vom Training. Die Frauen würden darauf gedrillt, Wilderer zu erspähen, bevor diese sie sehen können. Beinahe im nächsten Atemzug sagt sie, dass sie noch nie einem Wilderer begegnet sei. Das scheint ja nur eine von zwei Schlussfolgerungen nach sich ziehen zu können: Entweder sind die Black Mambas nicht so gut trainiert, wie sie das gerne glauben würden – oder aber es gibt kaum aktive Wilderer (dritte, zu vernachlässigende Möglichkeit: sie hat einfach gelogen). Im weiteren Verlaufe scheint sich die Grundlage für die zweite These zu erhärten. Freilich überlässt es die russischstämmige Regisseurin Lena Karbe in ihrer ersten langen Dokumentation gänzlich dem Zuschauer, sich alles zusammenzureimen. Sie zeigt viel und kommentiert nichts. Ebenso wird auf Archivmaterial und Interviews im herkömmlichen Sinne verzichtet, zumindest als narratives Stilmittel. Zwar erzählen die meisten Beteiligten frei vor der Kamera, das findet aber in natürlicher Umgebung und oft während ihrer eigentlichen Tätigkeit statt.

Es stellt sich alsbald heraus, dass „die Wilderer“, so wie sie aus den Medien bekannt sind, tatsächlich eine absolute Minderheit bilden. Wer hierzulande von Wilderern hört, bekommt meist ein Bild von habgierigen Ausbeutern eingetrichtert, welche beispielsweise eben Rhinozerosse für ihre Hörner abschlachten, um sie meistbietend zu verkaufen und die Kadaver verrotten zu lassen. Die Wahrheit, zumindest laut Black Mambas, sieht zumindest heute allerdings so aus, dass das Gros der Wilderern aus ansässigen Männern besteht, die verzweifelt Nahrung für ihre Familien suchen. Einer davon kommt auch zu Wort. Der Park sei zum Schutz von Tieren, aber ohne einen Gedanken an die lokale Bevölkerung zu verschwenden errichtet worden.

Tierschutz als Geschäft

Ironischerweise sind die Black Mambas von Wilderern abhängig. Gibt es keine mehr, werden sie überflüssig. Sind sie überflüssig, verlieren sie ihren Job. Verlieren sie ihren Job, haben sie kein Einkommen mehr. Neben den Nashörnern ist auch ihre ganze Existenz von Wilderern bedroht – nur eben andersherum. Das ist auch ihrem Vorgesetzten bewusst, der ständig darauf bedacht ist, die Gruppe in der Öffentlichkeit relevant zu halten. Elefanten und Nashörner mögen mittlerweile schon wieder fast out sein, aber Gürteltiere werden mehr und mehr zum letzten Schrei unter Wilderern. Sollte auch an denen irgendwann das Interesse verloren gehen, wird er zweifellos weitere schützenswerte Tiere ausfindig machen. Es ist schon ein effektives kleines System, was hier gezeigt wird.

Inwieweit in Black Mambas eine neutrale Berichterstattung stattfindet, kann nicht abschließend beurteilt werden. Zwar wird zu keiner Zeit verbal ein Narrativ forciert, aber mit bewusster Materialauswahl lässt sich schließlich ebenfalls viel, wenn nicht mehr, erreichen. Während die Dokumentation einen spannenden Einblick in eine eigene Welt bietet und alleine dafür sehenswert ist, möchten Interessierte für ein klareres Gesamtbild vielleicht weitere Quellen zu dem Thema zu Rate ziehen.

Credits

OT: „Black Mambas“
Land: Deutschland, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Lena Karbe
Drehbuch: Tristan Coloma, Lena Karbe
Musik: Rémi Alexandre
Kamera: Mateusz Smolka

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Black Mambas
fazit
„Black Mambas“ folgt hauptsächlich drei Frauen einer südafrikanischen Anti-Wilderer-Einheit in der Nähe des Kruger-Nationalparks. Der Film dokumentiert ihren Arbeitsalltag und die Umstände, mit denen sie sich zu arrangieren haben. Dabei kommentiert er nichts und überlässt es dem Zuschauer, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Leserwertung0 Bewertungen
0