Eigentlich sah es nach einem ganz gemütlichen Abend für Max Broll (Laurence Rupp) und Kai Baroni (Jürgen Vogel) aus, so richtig schön mit Film und Zombies. Anstatt sich aber mit lebenden Toten zu amüsieren, haben sie es plötzlich mit einer lebendig Begrabenen zu tun. Irgendjemand hat Brolls Schwiegermutter Tilda (Bettina Redlich) entführt und in einer Kiste begraben, zusammen mit einem Handy. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden: Die Entführte meint, Leopold Wagner (Martin Wuttke) erkannt zu haben. Der hat auch tatsächlich eine persönliche Rechnung mit ihr offen. Die Sache hat nur einen Haken: Er sitzt im Gefängnis, der Gerichtssausage Tildas sei Dank, und kann dieses unmöglich verlassen haben. Hat sie sich am Ende einfach getäuscht? Oder gibt es jemandem, der Wagner bei seinem Rachefeldzug geholfen hat?
Ein etwas anderes Ermittlerteam nimmt die Arbeit auf
Auch wenn der Output nicht ganz so exzessiv ist wie bei uns, so werden natürlich auch in Österreich TV-Krimis produziert. Neben der Co-Produktion Die Toten vom Bodensee dürften die diversen Teile vom LandKrimi am bekanntesten sein. Zumindest werden diese bei uns in unregelmäßigen Abständen ausgestrahlt. Ein neuer Anlauf unserer südlichen Nachbarn, im einträglichen Geschäft mitzumischen, ist jetzt Broll + Baroni: Für immer tot. Zwar handelt es sich dabei um einen in sich geschlossenen Film, Fortsetzungen sind bislang keine angekündigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche folgen, ist aber schon höher, entsprechende Zuschauerzahlen vorausgesetzt. Schließlich liegt dem Ganzen ein Roman von Bernhard Aichner zugrunde, genauer der gleichnamige Band aus dem Jahr 2011. Der österreichische Autor hat aber noch drei weitere veröffentlicht, Nachschub wäre also gegeben.
Im Gegensatz zu den meisten Krimis stehen hier keine Polizisten und Polizistinnen im Mittelpunkt. Stattdessen kommen bei den beiden Titelfiguren ein Totengräber und ein Ex-Fußballprofi zusammen, um gemeinsam Fälle zu lösen. Dass diese beiden Berufe nicht unbedingt zur Verbrecherjagd qualifizieren, ist klar. Entsprechend wirkt es etwas kurios, wenn diese Amateure in Broll + Baroni: Für immer tot das Gesetz in die Hand nehmen. Aber das ist so auch gewollt, der Humor ist in dem Film schon stärker ausgeprägt. Dass für die Umsetzung des Romans Harald Sicheritz gewonnen werden konnte, der mit schrägen Komödien wie Muttertag bekannt wurde, bevor er in den letzten Jahren vor allem Krimis inszeniert wurde, ist da schon ganz gut. So kann der österreichische Regisseur seine Erfahrungen aus beiden Bereichen zusammenführen.
Unterhaltsam, aber nicht ganz schlüssig
Wobei der Film schon ein bisschen bei dem Versuch schlingert, beide Welten wirklich zusammenbringen zu wollen. Während anfangs noch der Humor dominiert und Sicheritz sich ganz auf seine kauzig-kantigen Typen verlässt, geht es später schon ordentlich zur Sache. An manchen Stellen darf man sogar regelrecht schockiert sein, was die Figuren da so treiben. Während andere humorvolle Krimis, etwa Nord Nord Mord oder Friesland, die Tonalität recht kontinuierlich beibehalten, da ist das hier doch eher unschlüssig. Die starken Wechsel haben dabei schon auch ihren Reiz, wenn Broll + Baroni: Für immer tot vom einen Extrem zum anderen geht, Albernheit und Brutalität zeitlich nah beieinander liegen. Ein durchgängiges Konzept wäre aber schon nicht verkehrt gewesen.
Hinzu kommt, dass der Film als Krimi uninteressant ist. Im Gegensatz zu Detective Grace: Stirb ewig, das ebenfalls mit einer lebendig begrabenen Person beginnt, entsteht hier kaum Spannung. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass dem Opfer tatsächlich etwas geschehen könnte. Die Suche nach dem Täter fällt hier sowieso weg, der wird früh bekannt gegeben. Das Einzige, was Fragen aufwirft, ist, wie dieser es geschafft hat. Da die Auflösung aber kaum ernst genommen werden kann so wie die Geschichte insgesamt ziemlicher Blödsinn ist, hat Broll + Baroni: Für immer tot der Zielgruppe recht wenig zu bieten. Unterhaltsam ist der Film dennoch, gerade auch wegen der Besetzung: Laurence Rupp und Jürgen Vogel, das funktioniert so gut zusammen, dass weitere Teile der mutmaßlichen Reihe keine schlechte Nachricht wären.
OT: „Broll + Baroni: Für immer tot“
Land: Österreich
Jahr: 2022
Regie: Harald Sicheritz
Drehbuch: Harald Sicheritz
Vorlage: Bernhard Aichner
Musik: Lothar Scherpe
Kamera: Thomas Kürzl
Besetzung: Laurence Rupp, Jürgen Vogel, Bettina Redlich, Martin Wuttke, Valery Tscheplanowa, Hilde Dalik, Sabrina Amali, Harry Lampl
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