Causeway Apple TV+
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Causeway

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„Causeway“ // Deutschland-Start: 4. November 2022 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Sie wäre gern weiter in Afghanistan geblieben. Doch nach einem Zwischenfall heißt es für Lynsey (Jennifer Lawrence), erst einmal wieder zurück in die Heimat Louisiana, wo sie ihre Verletzungen und das erlittene Trauma auskurieren soll. Einfach ist das nicht. Sie kann wenig mit dem Leben dort anfangen, auch das Verhältnis zu ihrer Mutter Gloria (Linda Emond) ist nicht das beste. Während Lynsey sehnsüchtig darauf wartet, wieder als Soldatin dienen zu dürfen, nimmt sie erst einmal einen Aushilfsjob als Poolreinigerin an. Eines Tages macht sie die Bekanntschaft von James (Brian Tyree Henry), der eine kleine Autowerkstatt führt und ihr aus der Klemme hilft. Immer wieder treffen sich die beiden in der Folgezeit und lernen sich näher kennen, lernen auch, sich wieder anderen gegenüber zu öffnen …

Zurück zu ruhigen Anfängen

Es gab eine Zeit, da schien Jennifer Lawrence überall zu sein, spielte in Blockbustern wie Die Tribute von Panem und X-Men mit, erhielt für die Tragikomödie Silver Linings sogar einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. In den letzten Jahren ist es jedoch sehr ruhig um die Schauspielerin geworden, die erst einmal eine Pause einlegen wollte. Lediglich in der Ensemble-Farce Don’t Look Up war sie zu sehen, da sie schon immer einmal mit Adam McKay arbeiten wollte. Während der Film groß angelegtes Star-Unterhaltung sein sollte, der bewusst auch ein breites Publikum suchte, kehrt sie mit dem Apple TV+ Drama Causeway wieder zu ihren Anfängen zurück. Eine Zeit, die von kleineren, intimeren Werken geprägt war und stärker von schauspielerischen Leistungen lebte als vom Spektakel.

Ob ihr das Publikum nach all der Zeit treu geblieben ist, wird sich zeigen. Wer Lawrence nur aus ihrer Hollywoodphase kennt, dürfte auf jeden Fall etwas verwundert sein. So handelt es sich bei dem Film um ein bewusst ruhig und spärlich angelegtes Charakterporträt. Die eigentlich im Theater tätige Regisseurin Lila Neugebauer (Maid) lässt sich viel Zeit, um die Geschichte ihrer Protagonistin zu erzählen. Wir erfahren erst mit der Zeit, wer sie ist und was sie nach Louisiana geführt hat. Auch das erlittene Trauma, weswegen sie Afghanistan verlassen musste und sie zu Beginn von Causeway zu einem Nervenwrack gemacht hat, wird erst nach und nach freigelegt. Das hängt auch mit Lynsey selbst zusammen, die es gewohnt ist, alles zu unterdrücken und die sofort zurück zum Krieg möchte, trotz der schweren Verletzungen.

Auf der Suche nach Antworten

Dabei meint man anfangs noch, dass es primär um die Schwierigkeit geht, nach einer Ausnahmeerfahrung wie dem Krieg ein normales Leben führen zu können. Ganz so eindeutig ist es aber nicht. Stattdessen erfahren wir mehr über die Familie von Lynsey und erhalten eine Ahnung, warum sie überhaupt weg wollte. Es bleibt aber eine Ahnung: Causeway ist kein Film für ein Publikum, das definitive Antworten will und braucht. Vieles bleibt in der Schwebe, wird nur angedeutet. Das gilt auch für James, der zunächst nur eine Zufallsbekanntschaft ist, später aber zu einer wirklichen Bezugsperson wird. Unerwartet ist in der Hinsicht, dass aus diesem Miteinander keine Romanze wird, wie es bei solchen Filmen oft der Fall ist. Stattdessen beschreibt Neugebauer eine Mischung aus Freundschaft und Seelenverwandtschaft, wenn zwei verlorene Menschen auf einmal wieder Halt finden.

Das ist völlig kitschfrei. Das Drama, welches beim Toronto International Film Festival 2022 Premiere hatte, verzichtet auf Zuspitzungen, dreiste Manipulationen oder überlebensgroße Versöhnungsarien. Causeway bleibt dem anfangs eingeschlagenen Weg treu und zieht es ruhiger und spröder vor. Das wird mit Sicherheit manche langweilen. Bei anderen wird der besagte Mangel an Antworten zu Frustrationen führen. Und doch ist der Film sehenswert als eine vorsichtige Annäherung an das, was die Menschen hinter der Fassade verstecken und dort jahrelang mit sich herumschleppen. Er ist auch eine willkommene Rückkehr von Lawrence, die hier demonstrieren darf, warum sie seinerzeit überhaupt Karriere machte, wenn sie oft ohne Worte vieles auszudrücken versteht.

Credits

OT: „Causeway“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Lila Neugebauer
Drehbuch: Elizabeth Sanders, Luke Goebel, Ottessa Moshfegh
Musik: Alex Somers
Kamera: Diego García
Besetzung: Jennifer Lawrence, Brian Tyree Henry, Linda Emond, Jayne Houdyshell

Bilder

Trailer

Interviews

Wer mehr über Causeway erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, Regisseurin Lila Neugebauer im Interview einige Fragen über die Arbeit an dem Drama sowie das Thema Traumata zu stellen. Und auch Hauptdarsteller Brian Tyree Henry stand uns Rede und Antwort und sprach über seine Figur und die Zusammenarbeit mit den anderen.

Lila Neugebauer [Interview]

Brian Tyree Henry [Interview]

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Causeway
fazit
„Causeway“ ist ein bewusst ruhig gehaltenes Drama um eine Kriegsverletzte, die zurück in die Heimat muss und sich dort mit sich selbst und ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Das wird vielen zu wenig sein, zumal definitive Antworten rar sind. Aber der Film ist sehenswert, gerade auch der schauspielerischen Leistungen wegen.
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