Seit vielen Jahren wird bereits an dem Tunnel gearbeitet, durch den ein Hochgeschwindigkeitszug fahren soll. Auch Hong Yizhou (Yilong Zhu) und seine Freundin Lu Xiaojin (Junyan Jiao) sind an dem Prestigeprojekt beteiligt. Er ist ein Experte für Sprengungen, sie für geologische Messungen und Prognosen. Sie sind auch anwesend, als sich eine Katastrophe ankündigt, denn ein gewaltiger Erdrutsch steht bevor. In den oberen Etagen will niemand etwas davon wissen, zu wichtig ist das Projekt für alle Beteiligten. Ding Yajun (Shu Chen), Direktorin der Eisenbahngesellschaft, besteht darauf, dass alles in Ordnung sein muss – bis es zu spät ist. Zu ihrem Glück ist aber auch Yizhous Vater Hong Yunbing (Huang Zhi-zhong) zu Besuch, der als ehemaliger Eisenbahnpionier keine Sekunde zögert und sich in den Abgrund begibt, um die Menschen zu befreien …
Katastrophe mit Klischees
Auch wenn der Katastrophenfilm in Hollywood keinen besonders großen Stand mehr hat, die Zeit entsprechender Blockbuster vorbei sind: In anderen Ländern werden sie noch erzählt, die Geschichten, in denen die Menschen großen Gefahren von Mutter Natur ausgesetzt sind. Eine der in der Hinsicht nach wie vor beliebtesten Gefahren stellen dabei Erdbeben dar. Ob beim japanischen Tokio bebt oder dem norwegischen Beitrag The Quake – Das große Beben, die Filme führen vor Augen, wie hilflos die Menschen im Ernstfall sein können. Gegen diese gewaltigen Kräfte lässt sich nicht viel machen. Das gilt dann auch für das chinesische Actiondrama Cloudy Mountain, das bereits letztes Jahr recht erfolgreich in den heimischen Kinos lief und nun mit Verspätung den Weg zu uns gefunden hat.
Zunächst scheint der Film dabei in eine andere Richtung zu gehen, als es in dem Bereich üblich ist. Wo bei vielen Katastrophentiteln mindestens das erste Drittel nur dafür drauf geht, die einzelnen Figuren vorzustellen, da steigt Cloudy Mountain gleich richtig ein. Oder er tut zumindest so als ob. Nach einem etwas brenzligeren Einstieg geht es dann doch um die Hauptfiguren, die für das Publikum zur Identifikationsfläche werden sollen. Regisseur und Co-Autor Li Jun setzt dabei auf Bewährtes. Wie so oft steht eine Familie im Mittelpunkt, bei der eine Entfremdung stattgefunden hat. Meistens bezieht sich das auf Eheleute, die durch die gemeinsam erlebte Katastrophe endlich wieder zusammenfinden. Hier ist es eben ein Vater-Sohn-Gespann, das seine Schwierigkeiten hat. Damit zusammen hängt eine tragische Vorgeschichte – ein weiteres Klischee, das der Film bedient.
Zwischen Klaustrophobie und Pathos
Ohnehin, die ganz großen Erwartungen darf man an den Film nicht haben. Wie so viele größere Filme aus China singt auch dieses ein Hohelied auf die Führung und beschwört ein patriotisches Gefühl. Damit muss man sich abfinden können. Gleiches gilt für den Pathos, der nicht fehlen darf. Über weite Strecken hält sich Cloudy Mountain in der Hinsicht zurück, konzentriert sich mehr auf das Geschehen als auf das persönliche Drama. Dafür wird zum Ende hin richtig dick aufgetragen. Da braucht es schon eine sehr hohe Toleranzgrenze, um dem Ganzen noch irgendetwas abnehmen zu können. Eine Szene, bei der ganz besonders ungeniert die Zuschauer und Zuschauerinnen emotional manipuliert werden sollen, schießt dabei derart stark übers Ziel hinaus, dass der Film unfreiwillig komisch ist.
Das ist schade, weil das zuvor Gezeigte doch recht solide ist. Cloudy Mountain kombiniert dabei den üblichen Schrecken des Erdbebens mit einem wirkungsvollen Setting. Nicht ohne Grund erschienen in den letzten Jahren mit Tunnel und The Tunnel – Die Todesfalle bereits mehrere Survivalthriller, welche – die Titel verraten es – in Tunneln spielten. Beim chinesischen Actiondrama entsteht dadurch eine klaustrophobische Stimmung, welche zu dem Gefühl des Ausgeliefertseins noch hinzukommt. Das funktioniert alles ganz gut, sofern man diverse Passagen, die etwas zu deutlich aus dem Computer kommen, verzeihen kann. Wer also mal wieder einen Katastrophenfilm auf der großen Leinwand sehen möchte, bekommt hier eine seltene Gelegenheit dazu. Eine neue Renaissance des Genres wird das hier aber kaum einleiten.
OT: „Feng bao“
Land: China
Jahr: 2021
Regie: Li Jun
Drehbuch: Li Jun, Sha Song
Kamera: Xiaoshi Zhao
Besetzung: Yilong Zhu, Zhizhong Huang, Shu Chen, Junyan Jiao
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