Das Phantom 1996
© Paramount Pictures

Das Phantom

Das Phantom 1996
„Das Phantom“ // Deutschland-Start: 5. November 2020 (Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Auf der entlegenen Insel Bengalla sorgt das so genannte Phantom für Recht und Frieden. Der als unsterblich geltende Held ist seit dem 16. Jahrhundert unermüdlich im Dienst. Sein Geheimnis ist freilich, dass die Rolle des Phantoms immer vom Vater auf den Sohn übertragen wird. Im Jahre 1938 ist Kit Walker (Billy Zane) der mittlerweile einunzwanzigste Mann im Kostüm des geisterhaften Rächers. Als Quill (James Remar) mit einer Söldnergruppe auf der Suche nach einem sagenumwobenen Totenschädel in seinen Dschungel kommt, erkennt Walker ihn als ein Mitglied der Sengh-Bruderschaft: Eine Vereinigung von Piraten, mit denen nicht nur Walker selbst, sondern auch das Phantom an sich jede Menge schlechter Erinnerungen verbindet …

Gut besetzte Comic-Adaption

Mit Billy Zane hat der Titelheld eine fantastische Besetzung erfahren. Der Mime geht förmlich in der Rolle auf und überzeugt nicht nur als mysteriöser Dschungelheld, sondern auch als sein bürgerliches Alter Ego Kit Walker. Retrospektiv drängt sich die Frage auf, wieso dieser Mann nie Batman/Bruce Wayne verkörpert hat. Das Phantom ist ironischerweise auch als Abklatsch des Dunklen Ritters aus Gotham City bezeichnet worden. Das lag daran, dass Filme wie Das Phantom, Shadow und der Fluch des Khan oder Dark Man ihre Existenz dem massive Erfolg von Tim Burtons Batman verdanken. Dieser animierte Hollywood in den 1990er-Jahren dazu, weitere Comic-Klassiker aus der entsprechenden, über ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Ära zu verfilmen. Die Ironie des Kopievorwurfes liegt nun darin, dass die Batman-Heftchen nach den Phantom-Heftchen erschienen. Beide Helden haben keine inhärenten Superkräfte, Walker allerdings kann mystische Artefakte benutzen und mit dem Geist seines Vaters (Patrick McGoohan) reden. Damit zurück zu Zane: Er hat nicht nur eine gute Chemie mit Kristy Swanson, welche seine Freundin Diana aus College-Zeiten darstellt, seine Spielfreude scheint auch noch ansteckend zu sein. Lediglich James Remar trifft nicht immer den richtigen Ton, schwankt zwischen Over- und Underacting.

Zanes Kit Walker ist schwächer als seine Heldenfigur. Das liegt allerdings weniger an seiner Darstellung. Der Grund ist im Drehbuch zu finden, an dem es nicht nur hinsichtlich der Charaktere etwas zu bemängeln gibt. Einiges ist dabei klar als amüsante Hommage einzuordnen: Dass das lilafarbene Kostüm kaum dafür geeignet ist, im Dschungel als phantomhafter Geist auf- und abzutauchen, liegt auf der Hand. Der Film ist sich dessen auch bewusst und trägt diesen vermeintlichen Fehler mit Stolz. Er geht zurück auf die Comics: Ursprünglich in schwarzweiß erschienen, erhielt das Phantom aus Versehen eine unpassende Kolorierung – Erfinder Lee Falk hatte es sich als Grau vorgestellt, was in Dschungelgebieten aber natürlich auch keine sonderlich effektive Tarnfarbe abgibt.

Optisch charmantes Déjà-vu

Anderes am Skript kann jedoch nicht so ohne Weiteres wegerklärt werden. Die Entwicklung zwischen Kit und Diana ist etwas forciert, auch der Handlungsbogen von dem von Catherine Zeta-Jones verkörperten Charakter hätte mehr Ausarbeitung benötigt. Kit Walker verhält sich in Gegenwart anderer ganz offensichtlich wie das Phantom, was zwar einerseits als Witz durchgewunken werden kann, andererseits aber die Immersion erschwert. Ansonsten weist Das Phantom in Verlauf und einigen Details eklatante Ähnlichkeiten mit Indiana Jones und der letzte Kreuzzug auf. Von Diebstahl oder Inspiration kann dabei jedoch eher keine Rede sein, allenfalls von Recycling: Jeffrey Boam schrieb die Drehbücher zu beiden Filmen.

Optisch hat Das Phantom auch heute noch nichts von seinem Charme verloren. Die von Kameramann David Burr eingefangenen Bilder eignen sich hervorragend für die große Leinwand. Gerade zu Beginn ist die Action gut inszeniert, bleibt dabei aber durchweg familienfreundlich. Aus heutiger Sicht fallen in diesem Aspekt zwar ebenfalls ein paar Ungenauigkeiten auf, die angesichts dessen, was der Film richtig macht, jedoch leichthin verziehen werden können.

Credits

OT: „The Phantom“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Simon Wincer
Drehbuch: Jeffrey Boam
Musik: David Newman
Kamera: David Burr
Besetzung: Billy Zane, Kristy Swanson, Treat Williams, Catherine Zeta-Jones, James Remar, Cary-Hiroyuki Tagawa, Bill Smitrovich, Casey Siemaszko, Patrick McGoohan

Trailer

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Das Phantom
fazit
Mit „Das Phantom“ wurde einer der ersten Comic-Helden auf die große Leinwand gebracht, wenn auch vielleicht etwas zu spät. Überzeugendes Schauspiel und familienfreundliche Action machen ihn zu einem harmlosen Abenteuerfilm für verregnete Nachmittage.
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