Für das Wohl Roms wäre der kaiserliche Tribun Maximus (Russell Crowe) zu jedem Opfer bereit. Und so zögerte er auch nicht, im Auftrag seines Kaisers Marc Aurelius (Richard Harris) in den Krieg zu ziehen und in Germanien die Macht des Reiches zu sichern. Maximus ist sich auch wohl bewusst, was er an seinem treuen Untertanen hat, und eröffnet ihm, dass er sein Nachfolger werden soll – an Stelle seines Sohnes Commodus (Joaquin Phoenix), dem er die Führung nicht zutraut. Dieser will diese Schmach aber nicht einfach so hinnehmen. Noch in derselben Nacht tötet Commodus seinen Vater und macht sich selbst zum Kaiser. Zusätzlich lässt er die Familie von Maximus töten. Maximus selbst gelingt es zwar zu entkommen, endet aber als Sklave in der Provinz. Dort wird er von Proximo (Oliver Reed) gekauft, der ihn zu einem Gladiator macht und damit den Weg nach Rom ebnet …
Renaissance des Monumentalen
Es gehört zur Geschichte des Films dazu, dass dieser im Laufe der Zeit vielfältigen Änderungen unterworfen war. Das betrifft die Technik wie der Wechsel zum Tonfilm, Farbe ersetzte Schwarzweiß, von dem Siegeszug der Computer ganz zu schweigen. Hinzu kommen inhaltliche Wandlungen, etwa im Hinblick auf Humor. Aber auch auf Publikumsseite tat sich einiges während der letzten hundert Jahre, wenn sich Vorlieben ändern und manche einst populäre (Sub-)Genres in die Bedeutungslosigkeit stürzten. Zu den gehörte auch der Monumentalfilm. Mitte des 20. Jahrhunderts zählte er noch zu den wichtigsten Genres, brachte große Klassiker wie Spartacus (1956), Die zehn Gebote (1956) und Ben Hur (1959) hervor. Später interessierte er aber kaum noch, Hollywood war weitergezogen.
Umso überraschender war die kurze Renaissance in den frühen 2000er Jahren. Einer der wichtigsten Titel war dabei zweifelsfrei Gladiator, das an den Kinokassen einschlug und zudem zahlreiche Filmpreise einheimste – darunter die Oscars für den besten Film und den besten Hauptdarsteller. Nun kann man sich über Sinn und Zweck der Academy Awards sowie deren Legitimität immer wieder streiten. Auch die Behauptung, es handele sich hier um einen der besten Actionfilme aller Zeiten, darf man gern mit einem kleinen Fragezeichen versehen. Oder auch einem großen. Tatsächlich sind die Choreografien des Films nicht übermäßig ausgefeilt. Regisseur Ridley Scott (Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, Blade Runner) setzte mehr auf das Brachiale als das Künstlerische. Das Publikum sollte von der Wucht mitgerissen werden und angesichts des Spektakels mit offenen Mündern vor der Leinwand sitzen.
Betont düsteres Blockbusterkino
Für viele hat das auch sehr gut funktioniert. Untermalt von den bombastischen Klängen von Hans Zimmer und Lisa Gerrard ist Gladiator klassisches Hollywood-Blockbusterkino, das sich betont dreckig und düster gibt. Und sehr ernst: Kult-Regisseur Ridley Scott versteht bei seiner Rachegeschichte keinen Spaß, lässt sein Ensemble immer betont grimmig in die Kamera blicken. Das ist grundsätzlich natürlich in Ordnung. Nicht jeder Film muss à la Marvel an den unpassendsten Stellen Humor einbauen und damit die Atmosphäre kaputt machen. Hier ist das Düstere aber schon sehr forciert, anstatt sich auf die Geschichte und die Schauspieler zu verlassen. Subtilität? Nuancen? Das sucht man hier vergebens, das Plakative wird zelebriert. Das gilt auch für die Figuren, denen das Drehbuchteam kein wirkliches Innenleben zugesteht.
Nennenswerte inhaltliche Ansprüche sollte man daher besser schon im Vorfeld zu den Akten legen. Die simple Rachegeschichte gibt das einfach nicht her. Wer darauf verzichten kann, wird zwei Jahrzehnte später aber nach wie vor gut unterhalten. Der Aufwand, der betrieben wurde, macht Gladiator noch immer sehenswert. Die schauspielerischen Leistungen passen innerhalb des vorgegebenen Rahmens ebenfalls. Joaquin Phoenix ist mit seiner Rolle zwar unterfordert. Aber es macht doch Spaß, ihm bei seiner Darstellung als sadistischen Oberschurken zuzusehen. Ein bisschen nostalgisch darf man beim Ansehen von Gladiator ohnehin werden, da nach dem kurzen Zwischenhoch das Genre schon wieder ausgestorben ist. Selbst wenn der Film im Vergleich zu den klassischen Monumentalfilmen eher eine Light-Variante ist, so erinnert Scott doch daran, was sich mit solchen historischen Geschichten alles zeigen lässt.
OT: „Gladiator“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: David Franzoni, John Logan, William Nicholson
Musik: Hans Zimmer, Lisa Gerrard
Kamera: John Mathieson
Besetzung: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen, Ralf Möller, Oliver Reed, Djimon Hounsou, Derek Jacobi, John Shrapnel, Richard Harris, Tommy Flanagan
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2001 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Ridley Scott | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Russell Crowe | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Joaquin Phoenix | Nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | David Franzoni, John Logan, William Nicholson | Nominiert | ||
Beste Musik | Hans Zimmer | Nominiert | ||
Beste Kamera | John Mathieson | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Janty Yates | Sieg | ||
Bester Ton | Scott Millan, Bob Beemer, Ken Weston | Sieg | ||
Beste Spezialeffekte | John Nelson, Neil Corbould, Tim Burke, Rob Harvey | Sieg | ||
Bester Schnitt | Pietro Scalia | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Arthur Max, Crispian Sallis | Nominiert | ||
BAFTA | 2001 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Ridley Scott | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Russell Crowe | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Joaquin Phoenix | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Oliver Reed | Nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | David Franzoni, John Logan, William Nicholson | Nominiert | ||
Beste Musik | Hans Zimmer, Lisa Gerrard | Nominiert | ||
Beste Kamera | John Mathieson | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Arthur Max | Sieg | ||
Bester Schnitt | Pietro Scalia | Sieg | ||
Beste Kostüme | Janty Yates | Nominiert | ||
Bester Ton | Ken Weston, Scott Millan, Bob Beemer, Per Hallberg | Nominiert | ||
Beste Spezialeffekte | John Nelson, Neil Corbould, Tim Burke, Rob Harvey | Nominiert | ||
Bestes Make-up/Haare | Paul Engelen, Graham Johnston | Nominiert | ||
Golden Globes | 2001 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | Ridley Scott | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Russell Crowe | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Joaquin Phoenix | Nominiert | ||
Beste Musik | Hans Zimmer, Lisa Gerrard | Sieg |
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