Hotel Iris
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Hotel Iris – Insel der dunklen Begierden

„Hotel Iris – Insel der dunklen Begierden“ // Deutschland-Start: 23. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod ihres Vaters betreibt Mari (Lucia) zusammen mit ihrer Mutter (Na Ha Na) das Hotel Iris alleine. An Gästen mangelt es nicht, denn die Lage an der taiwanesischen Küste ist traumhaft. Doch vor allem Mari langweilt sich bei der ewig gleichen Routine. Eines Abends, als Mari alleine an der Rezeption sitzt, ereignet sich dann doch etwas außerhalb der Regel. Aufgerüttelt durch die Schreie einer Frau eine Etage höher, beschließt Mari nachzusehen, was passiert ist, nur um zu sehen, wie ein gut gekleideter Mann (Masatoshi Nagase) die völlig verstörte Frau hinter sich lässt und sie keines weiteren Blickes mehr würdigt. Als ihre Mutter am nächsten Morgen von dem Ereignis erfährt, stellt sie ihre Tochter wegen ihres Handelns zur Rede, doch diese ist bereits so fasziniert von dem Mann, dass sie ihn wiedersehen will. Wie sich herausstellt, gibt es im Ort eine ganze Reihe an Gerüchten wegen des Mannes, der sich als Übersetzer von Romanen ausgibt, mit einem besonders Faible für das Russische.

Entgegen den Wünschen ihrer Mutter, sich nicht mit diesem abzugeben und den Ruf des Hotels nicht zu gefährden, trifft sich Mari abermals mit dem Mann, der ihr nicht nur von seiner Arbeit erzählt, sondern ebenso von seiner verstorbenen Frau. In seiner Wohnung auf einer abgelegenen Insel, beginnen die beiden eine sehr intensive Beziehung, bei der sich Mari mehr und mehr erniedrigt und den Befehlen ihres Gegenübers aussetzt.

Ohne Gründe

Der Roman Hotel Iris der japanischen Autorin Yoko Ogawa gehört wegen seiner Thematik wahrlich nicht zu den einfachen Stoffen aufgrund seiner Vermischung von Drama, Mystery und SM-Elementen. Dennoch hielt dies Regisseur Hiroshi Okuhara keinesfalls von dem Vorhaben einer Verfilmung der Geschichte ab, vielmehr mochte er die Herausforderungen, die der Stoff mit sich brachte. Herausgekommen ist dabei ein Film, der seiner Vorlage treu bleibt und welcher darüber hinaus dem Zuschauer sehr viel Interpretationsspielraum gibt und zudem noch vor einer beeindruckend schönen Kulisse spielt.

Spätestens seit der Verfilmung von Schundromanen wie Fifty Shades of Grey ist der Mix aus Romantik und Erotik, mit speziellen Fokus auf den Bereich Sadomaso, ein sehr beleibtes Thema. Hier hört der Vergleich mit den Büchern von E.L. James sowie deren unsäglichen Verfilmungen dann aber schon auf, denn Okuhara ist nicht daran gelegen, nach einer Motivation für das Handeln seiner Figuren zu suchen oder dieses gar anzudeuten. Sein Drehbuch wie auch die Romanvorlage zeigen Charaktere, die den Zuschauer lange im Dunkeln tappen lassen, von denen eine Faszination wie auch ein Geheimnis ausgeht, was bis zum Schluss hin durchaus fesselt, und dabei noch ansprechend erzählt wird. Die schönen Bilder der Küste sind dabei aufgeladen von jenem Mysterium, vielschichtig in ihrer Bedeutung und definiert durch ihre Melancholie sowie die Einsamkeit, die allen Figuren innewohnt.

Dunkle Abgründe

Auch wenn es der Untertitel der deutschen Fassung vermuten lässt, ist Hotel Iris alles andere als ein Pink-Film, wie in der japanischen Filmindustrie Pornofilme oft genannt werden. Der Sex oder vielmehr die Erniedrigungen, die Mari über sich ergehen lässt, sind erfüllt von einer Dunkelheit, die von beiden Figuren ausgeht sowie einer Sehnsucht, sich dieser hinzugeben, derer beide nicht mehr Herr sind. Sowohl Lucia als Mari als auch Masatoshi Nagase spielen glaubhaft zwei Figuren, die es einem nicht leicht machen, sie zu verstehen, die sich widersprechen und welche mit sich selbst nicht im Reinen sind. Der Sex wirkt daher bisweilen fast schon eher wie eine Art Teufelsaustreibung von etwas, vielleicht jener Sehnsucht, einer Trauer oder eben einer Schuld.

Credits

OT: „Hotel Iris“
Land: Japan, Taiwan
Jahr: 2021
Regie: Hiroshi Okuhara
Drehbuch: Hiroshi Okuhara
Vorlage: Yoko Ogawa
Musik: Slawomir Stanislaw Kowalewski
Kamera: Jingping Yu
Besetzung: Masatoshi Nagase, Lucia, Na Ha Ne, Ichiro Kan, Chih-Hsieng Ma

Bilder

Trailer

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Hotel Iris – Insel der dunklen Begierden
fazit
„Hotel Iris – Insel der dunklen Begierden“ ist eine sehr gelungene Literaturverfilmung. Hiroshi Okuhara erzählt von Sehnsucht, Einsamkeit, Schuld und Trauer in einem Werk, was nicht erklären will, sondern es seinem Zuschauer überlässt, wie er/sie Sachverhalte oder Figuren zu deuten hat.
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