Der Schock ist groß bei Karlotta (Birthe Wolter), als sie feststellt, dass ihr Freund Gustav (Sebastian Winkler) sie schon seit einer ganzen Weile betrügt. Und so konzentriert sie sich erst einmal auf die Arbeit, plant sie mit dem befreundeten Paar Astrid (Vanessa Rottenburg) und Johan (Alexander Koll) doch, das von ihnen gemeinsam betriebene Café auszubauen. Das bedeutet auch so schon Stress genug. Zumal Karlotta das Thema Liebe ohnehin nicht ganz los wird. Als würden sie nicht schon die anonymen Liebesbriefe, die ihr jemand schickt, genug aus der Fassung bringen, überredet ihre Tochter Linnea (Linda Schablowski) sie dazu, sich auf einer Datingplattform anzumelden, wo sie bald eine schockierende Entdeckung macht …
Der kalkulierte Ehebruch
Kennst du einen, kennst du sie alle. Zumindest kann man dieses Gefühl immer mal wieder beim Anschauen der Herzkino-Filme haben. Beispielsweise gibt es auffallend viele, die damit beginnen, dass ihre jeweilige Protagonistin feststellt, wie der eigene Freund untreu ist. Das lässt sich in den unterschiedlichsten Reihen innerhalb des Segments finden. Ob Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen oder Rosamunde Pilcher: Hochzeitstag, sie alle fangen mit dieser Ausgangssituation an. Nun greift man auch bei Inga Lindström mal wieder darauf zurück, einer der großen Herzkino-Dauerbrenner. Jemand liebt dich zögert nicht lang, um die Hauptfigur ins emotionale Unglück zu stoßen, zu ihrer großen Überraschung. Denn im Gegensatz zu ihrem Umfeld und dem Publikum daheim vor den Fernsehern hat sie keine Ahnung davon.
Das ist nicht nur aufgrund des einseitigen Geschlechterbilds wenig interessant, wenn es irgendwie immer der Mann ist, der die Frau betrügt – was dann auch noch dreisterweise bei einem anderen Mann in der Geschichte wiederholt wird. Es geht zudem mit fragwürdigen Aussagen zu der Liebhaberin einher: Mehrfach wird betont, dass sie eine Friseurin ist, was damit offensichtlich negativ konnotiert sein soll. So als wäre der Beruf etwas Minderwertiges. Wobei in Inga Lindström: Jemand liebt dich fast alle irgendwelche Makel haben. Das ist sogar Teil von Karlottas Entwicklung, wenn diese für sich selbst erkennen muss, dass niemand perfekt ist und sie diesen Anspruch nicht haben sollte. Das ist eigentlich sympathisch, wird nur leider nicht konsequent verfolgt. Am Ende spielt es auch keine Rolle, Regisseur und Drehbuchautor Matthias Kiefersauer lässt das Thema gleich wieder fallen.
Viele Themen, wenig Substanz
Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass da diverse andere Themen abgearbeitet werden müssen. Da ist die obligatorische tragische Vorgeschichte, durch die Karlotta eine Autophobie entwickelt hat. Wir haben die Probleme zwischen Astrid und Johan, die – das ist der zweite Fall der einseitigen Geschlechterbild – allein Johans Schuld sein sollen. Außerdem ist da noch die Frage, wer denn Karlotta die Liebesbriefe geschrieben hat, die Inga Lindström: Jemand liebt dich auch den Titel gegeben haben. Das hätte theoretisch ganz interessant sein können, wenn die Protagonistin herauszufinden versucht, wer denn der anonyme Schreiber ist. Also ein bisschen wie ein Whodunit-Krimi, nur eben als Romanze, so richtig mit Spurensuche und allem.
Allzu viel sollte man davon aber nicht erwarten. Nicht nur dass die Auswahl gering ist – mit Mikkel (Florian Odendahl) und Elias (Thomas Halle) gibt es gerade mal zwei „freie“ Männer, die in Frage kommen. Karlotta scheint es irgendwie auch egal zu sein. Wer immer ihr den Brief geschrieben hat, den liebt sie, das Drumherum ist sekundär. Dass das nicht unbedingt realistisch ist, braucht nicht groß erklärt zu werden. Aber darum schert sich in Inga Lindström: Jemand liebt dich niemand, beim Herzkino hat der Verstand Sendepause. Lobenswert an dem Film ist, dass sämtliche Liebeslegastheniker um die 40 sind, man also nicht krampfhaft versucht, nur junge Menschen vor die Kamera zu zerren. Das allein kann die inhaltlichen Mängel aber nicht ausgleichen, die das Drama mal nervig, mal langweilig, mal unfreiwillig komisch machen.
OT: „Inga Lindström: Jemand liebt dich“
Land: Deutschland, Schweden
Jahr: 2022
Regie: Matthias Kiefersauer
Drehbuch: Matthias Kiefersauer
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Andy Groll
Kamera: Sebastian Wiegärtner
Besetzung: Birthe Wolter, Thomas Halle, Vanessa Rottenburg, Alexander Koll, Linda Schablowski, Max Engelke, Sebastian Winkler, Florian Odendahl
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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