Es ist ein wenig Ruhe eingekehrt in New York. Nachdem Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) als Superheld Kick-Ass gemeinsam mit der jungen Heldin Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) den Drogenbaron Franc D’Amico erledigt hat, patrouillieren nun zahlreiche von Kick-Ass inspirierte, selbsternannte Gesetzeshüter die Straßen. Dave wiederum hat sich mittlerweile aufgrund des hohen Risikos vom Heldentum verabschiedet, ist so allerdings immer wieder sichtlich gelangweilt. Mindy, die unter der Maske von Hit-Girl steckt, geht weiter ihren Tätigkeiten als skrupellose Superheldin nach, was ihren Ziehvater Marcus (Morris Chestnut) mehr und mehr verärgert, weshalb sie sich entschließt ein normales Leben zu führen. Als die Langeweile bei Dave schließlich zu unerträglich wird, sucht er sich ein neues Team, um wieder seiner liebsten Tätigkeit nachzugehen. Die illustre Runde, die sich dabei findet, versteht sich vor allem darin, den Armen und Bedürftigen zu helfen. Doch es dauert nicht lange, bis Kick-Ass‘ Anwesenheit die Aufmerksamkeit von Franc D’Amicos Sohn Chris (Christopher Mintz-Plasse) auf sich zieht, der mittlerweile als der „Mother Fucker“ Angst und Schrecken verbreitet und Kick-Ass Rache für den Verlust seines Vaters schwört.
Wo ist das Erfolgsrezept hin?
Kick-Ass aus dem Jahr 2010 basierte auf dem gleichnamigen Comic von Mark Millar und begeisterte damals durch seine unkonventionelle Interpretation des Superheldengenres zahlreiche Zuschauer*innen. Im Kick-Ass Universum sind Helden nämlich keine unantastbaren, gottgleichen Figuren. Sie versagen, werden von Kriminellen überwältigt und führen abseits ihrer Tätigkeit als Verbrechensbekämpfer normale bis wenig beneidenswerte Leben. Dave hat dabei keine wirkliche Superkraft, sondern lediglich zerstörte Nervenenden, die er bei seinem ersten Versuch, ein Held zu sein, mitgetragen hat. Auch seine Motivation ist eher eine egoistische, statt dem aufopferungsvollen Willen, Menschen in Not unbedingt helfen zu wollen. Diese Karikatur des Genres ist damals wie heute äußerst erfrischend, funktionieren ähnliche Konzepte, wie in The Boys oder Invincible doch immer noch äußerst effektiv und gut.
Der Film selbst strotzte geradezu von derbem und clever geschriebenen Humor. Auch die Bildsprache kommentierte und konterkarierte das Medium Comic auf eine passende Art und Weise und machte Kick-Ass zu einem kurzweiligen Humor- und Actionfest, das sich fast wie ein sich bewegendes Comic anschauen ließ. Der 2013 erschienene zweite Teil lässt all das nun schmerzlich vermissen. Die cleveren Gags unter der Gürtellinie weichen billigen Fäkalhumor und schlichten Beleidigungen. Kraftausdrücke können, wenn sie richtig genutzt werden, durchaus ein Mittel für Komik sein, in Kick-Ass 2 wirken diese allerdings eher wie eine Notlösung, um Konversationen vermeintlich klug zu beenden. Die comichafte Bildsprache findet abgesehen von einigen Sprech- und Denkblasen ebenfalls nicht mehr statt und auch die Action ist allenfalls nur noch in Ordnung. Wo man sich im ersten Teil noch an die tollen Choreographien erinnert, stehen in der Fortsetzungen lediglich generische Faust- und Messerkämpfe, die kein besonderes Alleinstellungsmerkmal aufweisen.
Die Rück-Emanzipierung der Mindy
Und dann wäre da noch die rückschrittliche Figurenentwicklung von der kleinen, quirligen Superheldin Hit-Girl, wobei sich dieser Rückfall hier eher auf das Mädchen hinter der Maske bezieht. Wenn Mindy nämlich Hit-Girl ist und sich als kleines Mädchen durch einen Haufen großer, breiter Männer prügelt und schlitzt, dann funktioniert das fast immer noch genau so gut wie im ersten Teil. Doch zu Beginn des Films verspricht sie ihrem Ziehvater Marcus, sich aus dem Superheldengeschäft zurückzuziehen und ein, für ihr Alter, normales Leben zu führen. Dieses normale Leben trieft dabei nur so von Geschlechterklischees, in welche sich Mindy nach und nach einfügt. Plötzlich ist sie nicht mehr das Mädchen, das das typische weibliche Rollenbild im Superheldenfilm ironisch kommentiert und verdreht, sondern nur noch eine weitere Figur, die sich in das vorurteilsbehaftete Bild der Frau einfügt. Wenn dann Sätze fallen, wie „Wenn es um Männer geht, sind wir doch alle gleich“, dann ist das erstens aus der Zeit gefallen und passt zweitens nicht zu der im ersten Teil inszenierten Figur der Mindy alias Hit-Girl.
OT: „Kick-Ass 2“
Land: UK, USA
Jahr: 2013
Regie: Jeff Wadlow
Drehbuch: Jeff Wadlow
Vorlage: Mark Millar
Musik: Henry Jackman, Matthew Margeson
Kamera: Tim Maurice-Jones
Besetzung: Aaron Taylor-Johnson, Christopher Mintz-Plasse, Chloë Grace Moretz, Jim Carrey, Morris Chestnut, Clark Duke, Augustus Prew, Lyndsy Fonseca, Donald Faison, Garrett M. Brown
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