Schlecht ist das Leben auf dem Bauernhof sicher nicht. Eigentlich hat sich Mama Muh dort immer wohl gefühlt, hat auch viele Freundschaften geschlossen. Und doch: Als eines Tages eine Storchdame auf dem Rückweg von Afrika Halt macht, ist Mama Muh schon etwas neidisch. Die vielen tollen Geschichte, welche die Reisende da zu erzählen hat, die hätte sie selbst gern erlebt. Kann es nicht vielleicht doch mehr geben als den Hof, auf dem sie tagein tagaus ist? Die Krähe ist hingegen wenig beeindruckt, winkt immer wieder ab, wenn der Storch von Abenteuern und Sehenswürdigkeiten erzählt. Sie selbst habe genug erlebt, weswegen sie das alles gar nicht reizt – angeblich. Währenddessen reift in Mama Muh der Plan, doch einmal die Welt da draußen kennenzulernen …
Eine Kuh will mehr
Dass Tiere in Geschichten für Kinder gern mal vermenschlicht werden und so zu Helden und Heldinnen werden dürfen, ist kein Geheimnis. Gerade im Animationsbereich ist gefühlt jeder zweite Film von tierischen Hauptfiguren geprägt. Dabei sind die Sympathien zuweilen etwas einseitig. Während Katze und Hunden immer wieder die Hauptrolle spielen, sind Kühe eher weniger dafür prädestiniert. Eine der seltenen Hausnahmen ist Mama Muh. In ihrer Heimat Schweden erfreuen sich die Geschichten von Jujja Wieslander, Tom Wieslander und Sven Nordqvist größerer Beliebtheit. Neben zahlreichen Büchern gab es vor einigen Jahren bereits einen Versuch, sie in einer animierten Fassung dem Publikum näherzubringen. Mehr als ein Jahrzehnt später gibt es mit Mama Muh und die große weite Welt nun endlich Nachschub.
Im Gegensatz zu damals, als eine Reihe kurzer Einzelgeschichten produziert wurden, handelt es sich bei dem neuen Werk um einen tatsächlichen Film mit einem durchgängigen Thema. Zu einem gewissen Grad zumindest: Die Laufzeit von Mama Muh und die große weite Welt liegt bei etwas mehr als einer Stunde, also irgendwo zwischen Kurzfilm und Langfilm. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Vielmehr ist es ganz angenehm, wie hier nicht versucht wird, alles unnötig in die Länge zu ziehen. Auch das Tempo ist angenehm: Im Gegensatz zu vielen anderen Animationsfilmen für Kinder, die im hektischen Aktionismus verfallen, oft noch mit überdrehtem Slapstick, da ist das hier schön entspannt, ohne langweilig zu werden.
Kindgerecht und charmant
Beispielsweise ist das Miteinander der Tiere amüsant, wenn die Krähe ganz offensichtlich eifersüchtig ist. Unsere Titelheldin ist sowieso für jeden Blödsinn zu haben, das war sie schon beim letzten Mal. Einfach nur auf der Wiese stehen und sich von Sonne verwöhnen zu lassen? Das ist für die Kuh von Welt zu wenig. Das bedeutet nicht, dass sie auf einmal selbst quer durch die Welt reist. Sie versucht zwar, dem täglichen Zaun zu entkommen, muss dabei jedoch feststellen, dass das alles seine Grenzen hat. Dass sie ihre Grenzen hat. Aber auch das ist okay: Mama Muh und die große weite Welt verhandelt kindgerecht, was es bedeutet, eine Heimat zu haben, und was wir eigentlich so zum Leben brauchen. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit Humor und Charme, wird daraus ein schönes und irgendwie nostalgisches Miniabenteuer, das eine junge Zielgruppe auf eine Reise mitnimmt.
OT: „Mamma Mu hittar hem“
Land: Schweden
Jahr: 2021
Regie: Christian Ryltenius, Tomas Tivemark
Drehbuch: Peter Arrhenius
Vorlage: Jujja Wieslander, Tom Wieslander, Sven Nordqvist
Musik: Henrik Lörstad
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